Potsdam-Mittelmark: Soziales Netz mit größeren Maschen
Hartz IV in Mittelmark nach Plan/Über 2000 Menschen verlieren Anspruch auf Unterstützung
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Hartz IV in Mittelmark nach Plan/Über 2000 Menschen verlieren Anspruch auf Unterstützung Potsdam-Mittelmark - Das soziale Netz in der Mittelmark wird weitmaschiger: Etwa 20 Prozent der Arbeitslosen- und Sozialhilfeempfänger werden ab 1. Januar keinen Anspruch mehr auf staatliche Leistungen haben, sagte Bernd Schade gestern auf einer Pressekonferenz in der Arbeitsagentur Potsdam. Schade ist designierter Geschäftsführer der „Mittelmärkischen Arbeitsgemeinschaft zur Integration in Arbeit“, die jetzt das griffige Kürzel „Maia“ bekam. Sozialamt und Arbeitsagentur sind hier zur Betreuung der Arbeitlosengeld-II-Empfänger vereint. Schade präsentierte zur Pressekonferenz beeindruckende Zahlen. Derzeit würde es im Landkreis etwa 10860 Arbeitslosen- und Sozialhilfeempfänger geben. Für das Arbeitslosengeld II rechnet man noch mit 8700 Anspruchsberechtigten. „Darunter sind etwa 2200 Jugendliche unter 25 Jahren, die künftig besonders intensiv betreut werden“, sagte Schade. Dies, betonte er, sei der große Vorteil der Arbeitsmarkt-Reform: „Jeder Arbeitsvermittler hat nur noch 150 Kunden zu betreuen, bei Jugendlichen die Hälfte. Bisher kommen auf jeden Vermittler 800 Leistungsempfänger.“ Die individuelle Betreuung werde für alle Betroffenen spürbar werden, prophezeit der künftige Maia-Chef. Viele der Betroffenen sollen so schneller in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden können. Dabei werde es nicht allein um die Beschäftigung in ein-Euro-Jobs gehen, wie Schade unterstrich: „Da gibt es in der Öffentlichkeit zur Zeit ein falsches Bild.“ Insgesamt würden durch den Bund für den Landkreis 14,4 Millionen Euro für Integrationsleistungen zur Verfügung gestellt, von denen aber nur unter 20 Prozent für ein-Euro-Jobs zur Verfügung gestellt würden. „Es gibt ein Bündel von 35 verschiedenen Wiedereingliederungshilfen in den ersten Arbeitsmarkt“, stellte Schade fest. Darunter würden zum Beispiel auch Trainingsmaßnahmen, Mobilitätszuschüsse, Rehabilitationsmaßnahmen für Behinderte oder Umzugs- und Eingliederungshilfen fallen. Durch verschiedenste Aktionen und Öffentlichkeitsarbeit – unter anderem hatte der Landkreis Radiowerbung geschaltet – gebe es inzwischen auch einen positiven Trend bei der Rücklaufquote für die Alg-II-Anträge. Sie betrage inzwischen rund 80 Prozent. „Wir sind zuversichtlich, dass wir bis Mitte Dezember die deutliche Mehrheit der Anspruchsberechtigten erfasst und in die Datenbanken eingegeben haben“, sagte Schade. Das durch die Bundesregierung erklärte Ziel, dass die Kommunen mit Hartz IV sparen, werde allerdings nicht erreicht. Vielmehr rechnet Schade mit Mehrbelastungen von satten 9 Millionen für den Kreishaushalt. Zwar müsse der Kreis keine Sozialhilfe sondern nur noch die Unterkunftskosten bezahlen. Statt 2400 Sozialhilfeempfänger seien aber jetzt 8700 ALG-II-Empfänger zu versorgen. Dafür konnte die Kreisverwaltung eine Reihe von Mitarbeitern in der Maia unterbringen, die jetzt vom Bund bezahlt werden. 65 der 113 Maia-Mitarbeiter kommen aus der Kreisverwaltung, nur 16 davon würden auch aus Belzig bezahlt. „Das sind die 16, die der Landkreis für die Auszahlung der Unterkunftsgelder zu stellen hat“, so Schade. Viele der neuen Mitarbeiter kommen aus dem Amt zur Regelung für offene Vermögensfragen Belzig , das zum Juni 2005 geschlossen wird (PNN berichteten). Vermutlich werde die Zahl der Maia-Beschäftigten im nächsten Jahr noch aufgestockt. Zwischen Weihnachten und Neujahr werden die Mitarbeiter aus Kreis und Arbeitsagentur gemeinsame Büros beziehen. Die zentrale Geschäftstelle wird sich im Technologie- und Gründerzentrum Belzig befinden, hinzu kommen Außenstellen im Arbeitsamt Belzig, in Brandenburg (Klosterstraße), Teltow (Lankestraße) und Werder (Gutshof). „Das dezentrale Angebot ist aufgrund der Größe des Kreises erforderlich“, sagte die Leiterin der Belziger Arbeitsagentur, Katrin Urban, die Schade als Maia-Vize zur Seite stehen wird. Die Namens-Assoziation zum fleißigen Bienchen aus der Zeichentrickserie ist übrigens gewollt. Henry Klix
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