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Starke Ernte, schwache Preise. Mit der am heutigen Samstag auslaufenden Spargelsaison sind die Bauern der Region nur mäßig zufrieden. Zwar wurde mit mehr als 10 000 Tonnen Spargel eine Rekordernte eingefahren, doch der Preis pro Kilogramm blieb im Mittel 23 Cent unter Vorjahresniveau.

© Ralf Hirschberger/dpa

Spargel in Potsdam-Mittelmark: Spannendes Erntejahr mit Rekord

In Potsdam-Mittelmark wurde so viel Spargel geerntet wie nie zuvor. Doch die Zeit des Wachstums ist vorbei.

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Beelitz - Spargelrekord in Beelitz: Die Spargelregion hat eine neue Bestmarke bei der Menge des geernteten Spargels gesetzt. Erstmals ernteten die Bauern der Region mehr als 10 000 Tonnen Spargel. Das sagte Spargelbauer und Vorsitzender des Beelitzer Spargelvereins Jürgen Jakobs den PNN kurz vor dem Ende der Spargelsaison am heutigen Samstag. In der vergangenen Saison lag die Menge noch knapp unter dieser Marke. Der Preis lag aber im Durchschnitt knapp unter dem Vorjahresniveau. So kostete ein Kilogramm Spargel im Mittel 6,94 Euro. Im vergangenen Jahr waren es noch 7,17 Euro. Auch das wohl ein Grund, warum Jakobs die nun zuende gegangene Saison trotz der Rekordernte nur „befriedigend“ nennt.

Jakobs macht dafür auch das Auf und Ab im Wetter verantwortlich. Der warme März sorgte für große Spargelmengen bereits im März – aber auch „schnell zu starken Preiszugeständnissen“ von Seiten der Bauern. An diesem Preisniveau konnte auch der kalte Anfang des Monats Mai nicht viel ändern. Zumal die lange Wärmephase nach Muttertag den Preis noch einmal richtig runterdrückte, wie Spargelexperte Michael Koch von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) in Bonn erklärt.

Koch spricht von einer spannenden Saison. „Es gab keinen richtigen Trend“, sagt er. Dafür habe es viele Schwankungen gegeben. Anders in der Nachfrage: Die sei konstant auf hohem Niveau gewesen. Es fehlten aber „die ganz starken Ausschläge nach oben“. Die Erntemenge sei bundesweit ähnlich wie im Rekordjahr 2016, als insgesamt etwa 120 000 Tonnen von den Feldern geholt worden waren.

Mit dem Johannistag am 24. Juni endet traditionell die Spargelernte in Deutschland, um den Feldern genug Regenerationszeit bis zur nächsten Saison zu geben. Die direkte Vermarktung durch die Bauern endet dann meist eine Woche später.

Neben den immer unterschiedlichen, aber dennoch erwartbaren Witterungswidrigkeiten sieht Spargelbauer Jakobs neue Probleme auf die Spargelbauern zukommen. Es gestalte sich immer schwieriger, Personal für die Direktvermarktung zu bekommen, sagt er. Also die Verkäufer, die hinter den allgegenwärtigen Spargelständen der Region stehen. „Bei Lidl an der Kasse gibt es halt mehr Geld“, resümiert Jakobs. Die Bauern zahlten zwar Mindestlohn, könnten aber „keine großen Sprünge“ beim Gehalt machen. Außerdem werde das Angebot in den Supermärkten immer reichhaltiger. Die Kunden würden den Spargel gleich dort kaufen, anstatt einen der Spargelstände anzusteuern.

Die Diskussion um Folien auf den Feldern wird die Spargelbauern wohl auch in den kommenden Jahren begleiten. Nur ein kleiner Bruchteil von ihnen will auf die Vorteile in der Produktion verzichten. Umweltschützer protestieren seit Jahren gegen den intensiven Einsatz der Planen auf den Äckern. Zuletzt hatte der World Wildlife Fund (WWF) Deutschland in seinem Regionalbericht Potsdam auf die schädliche Wirkung des Plastiks hingewiesen. Dadurch würde die Artenvielfalt bedroht. Die Spargelbauern hatten diesen Vorwurf zurückgewiesen.

Den Trend der Bodenheizung in Spargelfeldern sieht Jakobs allerdings nicht um sich greifen. Die Erkenntnisse dieses Jahres seien, dass diese Heizungen hohe Kosten produzieren. Die betreffenden Bauern bräuchten Kilopreise von 15 bis 20 Euro, um diese wieder hereinzubekommen, so Jakobs. „Wir halten das ökologisch für unsinnig.“ In der Region kämen die Bodenheizungen ohnehin noch nicht zum Einsatz.

Lob hat Jakobs für die Schilder übrig, die seit einigen Wochen die Spargelstraße zwischen Lehnin und Blankensee für Touristen sichtbar machen. Zwar sei es zu früh, eventuelle positive Effekte zu verzeichnen, aber „das ist eine gute Marketing-Idee und ein Riesendienst für die Spargelbauern“, ist sich Jakobs sicher. Mehr Spargel wird aber deswegen in der Region nicht angebaut werden. „Das Wachstum hat ein Ende gefunden“, schätzt Jakobs. „Der Markt ist sehr gut versorgt.“ Ob es also in Zukunft noch viele Ernterekorde geben wird, ist fraglich.

Martin Anton

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