
© Manfred Thomas
Potsdam-Mittelmark: Spannung im Weinkeller
Am Wochenende wird eine durchwachsene Saison 2011 auf dem Werderaner Wachtelberg beendet
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Werder (Havel) - Es war nicht einfach mit den Trauben des Jahrgangs 2011 vom Werderaner Wachtelberg. Im Spätsommer hatte es viel Regen gegeben – alles andere als Traumwetter für Winzer Manfred Lindicke. Besonders beim roten Regent sind wie im vergangenen Jahr viele Trauben aufgeplatzt und gefault. „Den Helfern, die unter diesen Umständen die guten Trauben gesucht und gelesen haben, gebührt großer Respekt“, sagt Lindicke. Bei anderen Rebsorten sah es zumindest hinsichtlich der Erntemenge besser aus. Insgesamt 52 Tonnen – das ist guter Durchschnitt – hat Lindicke zu den erfahrenen Kellermeistern im sachsen-anhaltinischen Landesweingut Kloster Pforta gebracht. Dort werden die Werderaner Trauben seit Jahren schon zu einem Q.b.A. ausgebaut. Die Abkürzung steht für Qualitätswein eines bestimmten Anbaugebietes – ein Prädikat, das anders als zum Beispiel beim Tafelwein nur nach strenger Prüfung vergeben wird.
Lindicke ist bekannt dafür, dass er selbst sehr hohe Maßstäbe an seine Weine anlegt und nicht zur Euphorie neigt. So ist auch diesmal sein Ausblick eher sachlich. Man müsse abwarten, was jetzt im Keller mit dem Lesegut des Jahrgangs 2011 passiert, sagt er. „Aussagen über die Qualität des neuen Jahrgangs können wir erst treffen, wenn Ende November der erste trockene Müller-Thurgau in die Flaschen kommt.“ Zur traditionellen Jungweinprobe im kommenden Frühjahr werden dann alle Sorten vorgestellt. Dazu gehören auch die Weißweine Sauvignon blanc, Saphira und Kernling sowie der rote Dornfelder.
Insgesamt sei die Nachfrage nach Weißweinen laut Lindicke wieder deutlich angestiegen. So gab es im vergangenen Jahr bereits einen Engpass beim Wachtelberg-Klassiker Müller-Thurgau. Darauf soll nun reagiert werden. „Ein halber Hektar Rotwein kommt raus und wird durch Weißweinreben ersetzt“, kündigt Lindicke an.
An diesem Wochenende wird zum Saisonabschluss auf dem Weinberg noch einmal frischen Federweißer aus eigener Produktion ausgeschenkt. Geöffnet ist jeweils ab 10 Uhr, am Sonntag spielt ab 15 Uhr das Duo „Das Dütt“ auf. Die „Weintiene“ auf dem Wachtelberg war auch in diesem Jahr wieder ein echter Besuchermagnet. Sie ist eine Straußwirtschaft im besten Sinne, hier gibt es große und kleine Proben des Werderaner Rebensaftes, dazu einfache Speisen wie den beliebten Zwiebelkuchen.
Das neu entstandene Weingut „Klosterhof“ in Töplitz sieht Lindicke nicht als Konkurrenz. „Von der neuen Vielfalt können wir alle profitieren – wir müssen uns jedoch noch mehr vernetzen“, sagt er. Eine echte Touristenattraktion wäre zum Beispiel eine ausgeschilderte Radroute zu Potsdams und Werders Weinbergen. Dazu gehören neben dem Werderaner Wachtelberg und dem Klostergut Töplitz eine kleine Lage auf dem Phöbener Wachtelberg, die Potsdamer Hänge am Klaus- und am Pfingstberg und demnächst auch der Werderaner Galgenberg unterhalb der Bismarckhöhe. Wie berichtet will der Weinbauförderverein in Zusammenarbeit mit Lindicke dort künftig auf 1,4 Hektar Wein anbauen. Im kommenden Jahr sollen die ersten 0,6 Hektar mit Weinstöcken bepflanzt und nach einem besonderen Modell betrieben werden. 60 Interessenten haben sich bereits gemeldet und möchten einen Teil der Rebstöcke für die Dauer von zehn Jahren mieten, den Ertrag gibt es in Form von gefüllten Weinflaschen. „Das wird nicht unbedingt ein Schnäppchen, und das ist auch nicht das Ziel“, sagt Lindicke. „Der Kerngedanke ist, dass sich die Interessenten mit dem tradtionsreichen Weinanbau in Werder identifizieren und sich für dessen Erhalt engagieren.“
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