
© Manfred Thomas
Potsdam-Mittelmark: Spargel und Sonnenkraft
Die Beelitzer Landwirte Jürgen und Josef Jakobs setzen auf Solarenergie – und haben sich beeilt
Stand:
Beelitz - Die Solaranlage auf dem Dach arbeitet bereits. Die landwirtschaftliche Halle darunter muss erst noch gebaut werden. Die Gebrüder Jürgen und Josef Jakobs haben sich in Beelitz und Schäpe einen guten Namen als Spargelbauern gemacht. Jetzt sind sie auch in die Energiewirtschaft eingestiegen – im Wettlauf mit dem Schrumpfen der Förderung. Im kleinen Beelitzer Ortsteil Schäpe haben sie eine Solaranlage mit 900 Modulen installiert. 180 000 Kilowattstunden Strom wird sie jährlich liefern. Das ist etwa doppelt soviel wie auf dem eigenen Spargelhof benötigt wird – vor allem für die Kühl-, Sortierungs- und Packanlagen. Das Investitionsvolumen beträgt jeweils 500 000 Euro für die Solaranlage und die Halle.
Dass man die Solarmodule nicht auf die Dächer des historischen Vierseitenhofes in Schäpe setzen kann, war den Jakobs-Brüdern von Anfang an klar. Deshalb entstand schnell der Plan, die Anlage auf einer neuen Halle zu installieren, die ohnehin dringend gebraucht wird. Der Vierseitenhof dient mittlerweile vollständig als Restaurant und Verkaufsstelle. Mit dem Ausbau der neuen Halle soll es jetzt schnell vorangehen, zu Beginn der Saison muss dort bereits der Spargel sortiert werden. „Bei der Baugenehmigung hat uns die Stadtverwaltung sehr geholfen“, sagt Jakobs. „Es war nicht einfach, weil dort eine Waldfläche war, doch es gab praktisch keine Alternative zu dem jetzigen Standort“, so Bürgermeister Thomas Wardin (SPD).
Auf die Idee mit der Solaranlage hat die Beelitzer Landwirte ihr Bruder gebracht, der am Niederrhein ebenfalls einen Spargelhof betreibt. „Überlegt euch das, es lohnt sich“, hatte er in die Runde geworfen. Tatsächlich sind die Module für eine Solaranlage in den vergangenen Jahren leistungsfähiger und preiswerter geworden. Jakobs spricht von einer Preissenkung um 30 Prozent allein im zweiten Halbjahr 2009.
Doch Eile war geboten wegen der schrittweisen Kürzung der Solarstromförderung durch die Bundesregierung. Im Dezember installierte Elektromeister Lutz Briese aus Seddin die letzten Komponenten. Für ihre Anlage in Schäpe können die Jakobs noch mit 41 Cent pro Kilowattstunde in den nächsten 20 Jahren rechnen, weil sie bereits 2009 fertig wurde. Jakobs rechnet mit einer Amortisation in sieben bis acht Jahren. Für eine zweite Anlage in der gleichen Größenordnung, die demnächst auf dem anderen Spargelhof der Familie in Beelitz gebaut werden soll, kann nur noch mit einer garantierten Vergütung in Höhe von 37 Cent kalkuliert werden. Trotzdem bleibe eine solche Anlage wirtschaftlich interessant, weil mit abnehmender Förderung möglicherweise auch die Modulpreise weiter sinken, so Jakobs.
Die schrittweise Kürzung der Solarförderung habe sich auch bei Eonedis bemerkbar gemacht, berichtet Regionalbereichsleiter Burghard Heppke. Viele Investoren seien daran interessiert gewesen, ihr Projekt bis zum Jahresende abzuschließen, um noch die maximale Förderung zu bekommen. Die Eonedis ist unter anderem für die Netzanbindung der neuen Anlagen über Trafohäuser zuständig. Aber auch jetzt sei noch kein Abflauen des Interesses zu bemerken, so Heppke. Jürgen Jakobs rechnet damit, dass weitere Landwirte der Region künftig auf die Solarenergie setzen.
Projekte zur Nutzung der Sonnenkraft haben in Beelitz bereits eine längere Tradition. Schon im November 2004 war hier auf Initiative der Grünen-Stadtverordneten Elke Seidel die erste Bürgersolaranlage Brandenburgs auf dem Flachdach der Oberschule in Betrieb genommen worden.Hagen Ludwig
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: