Potsdam-Mittelmark: Spargelsatire

Beelitz - Die alten Römer haben den Spargel bis nach Beelitz gebracht und Napoleon wurde persönlich von den Kosaken aus Beelitz vertrieben. Nur ein Blick auf Lutz Backes geschwungene Zeichnungen historischer Ereignisse in der Spargelstadt und schon stellt sich die Geschichte ganz anders dar. Ja, so hätte es doch eigentlich auch laufen können.

Der Satiriker, Karikaturist und Künstler Backes aus Nürnberg hat in seinemBuch „Beelitzer Köpfe ... und Tröpfe“ all jene aufs Korn genommen, welche die Entwicklung der Spargelstadt in über tausend Jahren mitbestimmt haben. Zu lesen ist vom falschen Markgrafen Waldemar, der eigentlich ein Beelitzer Bäcker gewesen sein soll. Oder von Goethe, der in Beelitz bei einer Frau abgeblitzt sein soll. Auch die Hohenzollern-Könige, mit denen sich die Stadtväter jahrhundertelang ums Jagdrecht kabbelten, kommen vor. Viele der Geschichten sind natürlich pure Imagination.

Tief beeindruckt zeigt sich Backes von der Beelitzer Henkerin Lühnsdorf. Ihr hat er gar ein ganzes Kapitel seines 200-Seiten-Bandes gewidmet. Immerhin sei sie der Beweis, wie fortschrittlich man in der Spargelstadt schon vor Jahrhunderten dachte. Ein jeder, „der gefrevelt hier im Land, gerichtet wird von Frauenhand, worauf auf Hinrichtungen freuten, wie heut auf Fußball sich die Leute?“. Der Autor musste am vergangenen Mittwochabend, als er sein Buch im Tiedemannsaal vorstellte, selbst ein wenig schmunzeln. Denn Frau Lühnsdorf freute sich, nach dem Tod ihres Mannes die Henkerei übertragen zu bekommen – tatsächlich bescherte ihr der Job ein festes Einkommen.

Backes, der unter dem Pseudonym Bubec in den 1960ern und 70ern unter anderem für die New York Times und das Handelsblatt gezeichnet hat, lebt seit vier Jahren in Beelitz. Der Spargel habe es ihm angetan. Pünktlich zum wichtigsten Fest der Stadt, dem Spargelfest an diesem Wochenende, ist sein Buch erschienen – wer darin blättert, wird Beelitz mit etwas anderen Augen sehen. PNN

Das Buch ist für 15 Euro in der Beelitzer Tourist-Info, Poststraße 15, und im Buchladen Loth, Poststraße 14, erhältlich.