Potsdam-Mittelmark: Sparschwein wird geschlachtet
Stahnsdorf muss millionenschwere Ersparnisse ausgeben – für Kredite
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Stahnsdorf - Die Stahnsdorfer wollen ihr Sparschwein schlachten. Im kommenden Jahr soll ein Großteil der millionenschweren Ersparnisse der Gemeinde ausgegeben werden. Knapp 12,5 Millionen Euro will die Kommune aus ihrer sogenannten Rücklage entnehmen. Im Sparschwein bleiben damit noch knapp 4,7 Millionen Euro, sagte Kämmerin Kerstin Grohs in der Sitzung des Finanzausschusses am Dienstagabend.
Stahnsdorfer, die sich angesichts der Gemeindemillionen nun schon unter vergoldeten Straßenlaternen wandeln sehen, musste die Kämmerin bei der Vorstellung ihres Haushaltsentwurfs jedoch enttäuschen: Der größte Teil des Geldes, knapp 7,2 Millionen Euro, wird gebraucht, um Kredite abzulösen – angefallen aus den Kosten für die Erschließung des Gewerbegebiets und für gemeindeeigene Wohnungen. Das restliche Geld wird verbaut, so an der Heinrich-Zille- und an der Lindenhof-Schule.
Nach dem Jahr 2010 heißt es für Stahnsdorf dann wieder sparen. Denn auch die restlichen Millionen im Sparschwein seien für Kredite und auch Straßenbaumaßnahmen verplant, darunter für die geplante Biomalzspange und die neue Landesstraße 77, so Grohs. Bis 2013 wird die Rücklage deshalb nicht mehr in größerem Maßstab angerührt.
Die künftigen finanziellen Spielräume seien eng, sagte die Kämmerin. Absehbar sei, dass sich die Rekordsteuereinnahmen der vergangenen zwei Jahre nicht wiederholen. Zudem sei Stahnsdorf auf der Ausgabenseite an regionale Projekte gebunden: Der Radweg am Teltowkanal müsse ebenso bezahlt werden, wie die Sanierung des Freibads Kiebitzberge.
Finanzausschusschefin Ruth Barthels (SPD) wies auf ein weiteres millionenschweres Problem hin: Die hoch verschuldete gemeindeeigene Wohnungsgesellschaft Stahnsdorf. Sie steht mit knapp 24 Millionen Euro in der Kreide. Die Gemeinde bürgt für sie. Bis zum Jahr 2016 droht der Gesellschaft die Zahlungsunfähigkeit. In den kommenden Jahren müssen deshalb Lösungen gesucht werden.
CDU-Vertreter Gerhard Enser sah indes weitere Probleme: „Wir nehmen jetzt einen großen Schluck aus der Pulle, danach ist nichts mehr da.“ Dass man andere Projekte finanzieren könne – zum Beispiel eine regionale Mehrzwecksporthalle in Teltow (PNN berichteten) – sehe er noch nicht. Künftig gelte es zu sparen. Besonders auf die Personalkosten müsse man achten. Die werden im kommenden Jahr um knapp 10 Prozent steigen. Grund sind neue Lehrstellen an der Lindenhof-Schule. Insgesamt soll der Haushalt eine Summe von 33,9 Millionen Euro umfassen. Davon stehen 20,1 Millionen Euro im sogenannten Verwaltungshaushalt von dem unter anderem das Personal bezahlt wird. Vom Rest, dem Vermögenshaushalt, werden unter anderem Kredite und Baumaßnahmen finanziert.
Auf ein „Geschenk“ könnten sich die Stahnsdorfer allerdings doch freuen, erklärte Enser: Das prall gefüllte Sparschwein wird 2010 rund 1,2 Millionen Euro an Zinsen abwerfen. „Das wird aber nicht wiederkommen“, mahnte Enser. Denn erst droht dem Sparschwein der Hammer. Tobias Reichelt
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