zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Sperlingslust ist aussichtsloser Fall

Rathaus Schwielowsee sieht keine Chance, die Fercher Datschensiedlung zum Wohngebiet umzuwidmen

Stand:

Schwielowsee - Aus Sperlingslust wird auch künftig kein Fercher Wohnquartier werden. Das Rathaus Schwielowsee sieht keine Chance, ein Wohnrecht für das Wochenendhausgebiet im Fercher Wald umzusetzen. Es darf also allenfalls zur „Naherholung“ genutzt werden. Den Dauerbewohnern der Datschensiedlung wurden von der Bauaufsicht bereits Nutzungsuntersagungen ausgesprochen, noch bis zum Jahresende werden sie geduldet – 18 meist ältere Familien und Paare sind betroffen. Insgesamt gibt es hier 55 Gartenparzellen.

Die Betroffenen argumentieren, dass sie den Hauptwohnsitz nach der Wende im Rathaus reibungslos angemeldet hatten. Dass für die Umnutzung auch eine Baugenehmigung nötig ist, habe niemand gewusst. In vielen Kommunen Ostdeutschlands besteht dieses „Altlasten“-Problem, DDR-Behörden hatten dem Datschen-Ausbau wegen der Wohnungsnot oft stillschweigend zugesehen, die Kommunen zeigten sich nach der Wende davon überfordert.

Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) war zuletzt mit ihren Bemühungen gescheitert, für die Sperlingsluster und all die anderen Betroffenen ein „Duldungsrecht“ in der Brandenburgischen Bauordnung durchzusetzen. Sie konnte weder bei Landtagsabgeordneten noch beim Städte- und Gemeindebund etwas ausrichten. „Es reicht nicht, wenn Schwielowsee allein darum kämpft, da müssten mehrere Gemeinden an einem Strang ziehen“, so Hoppe in der jüngsten Fercher Ortsbeiratssitzung.

Ferchs Ortsbürgermeister Roland Büchner (BBS) beantragte eine Bürgerversammlung mit der Landesplanung. „Wir wollen hier nicht die Prügelknaben sein, wenn die Landesplanung über unsere Köpfe hinweg entscheidet.“ Hintergrund: Wenn die Gemeinde versucht, Sperlingslust durch einen Bebauungsplan zu legalisieren, ist die Landesplanung automatisch mit im Boot. Bebauungspläne sind den „Zielen der Raumordnung“ anzupassen. Und die sieht die „Gemeinsame Landesplanungsabteilung“ verletzt, wie sie dem Rathaus bereits schrieb. So sind laut Landesentwicklungsplan neue Siedlungsflächen der Ortslage anzuschließen – Sperlingslust liegt einen Kilometer außerhalb von Ferch. Solche Wohngebiete führen zu unerwünschter Zersiedelung, gerade wenn es, wie in Ferch, Baulücken im Ort gibt. Mit einem „Bebauungsplan Sperlingslust“ würde Schwielowsee zehn Hektar Siedlungsraum entwickeln – so viel, wie die Landesplanung der Gemeinde für die nächsten 20 Jahre zugesteht, zumal der Siedlungsbau künftig auf zentrale Orte konzentriert werden soll.

Das Bebauungsplanverfahren würde rund 50 000 Euro kosten, hinzu kämen 230 000 Euro für Ausgleichmaßnahmen, es handelt sich um Wald. Die Betroffenen erwarten vom Rathaus, dafür aufzukommen. Im Ortsbeirat traf das auf Ablehnung. „Wir können nicht die Mittel in ein aussichtsloses Projekt investieren“, sagte Ortsbeirätin Helga Martins (BBS). Es sei auch zu befürchten, dass danach ähnliche Forderungen aus anderen Datschensiedlungen aufkommen. „Unsere Zustimmung für den Bebauungsplan ist da, wenn die Eigentümer selbst das Risiko tragen“, sagte Martins. Henry Klix

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })