
© Hagen Ludwig
Potsdam-Mittelmark: Spitzenwinzer auf dem Wachtelberg
Elf deutsche Weingüter beim Fest in Werder
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Werder (Havel) – Ganz besondere Tropfen wurden neben den Weinklassikern zum 11. Winzerfest auf dem Werderaner Wachtelberg ausgeschenkt. Denn wann gibt es schon einmal einen weißen Grauburgunder, der wie Rotwein vergoren und in kleinen Barrique-Fässern aus Eiche ausgebaut wird ? Eine solche spezielle Weinbereitung ist die Passion von André Gussek, einem Spitzenwinzer der Saale-Unstrut-Region. Am Freitag und Samstag zählte der Naumburger zu den elf Kollegen aus sechs deutschen Anbaugebieten, die vom Werderaner Winzer Manfred Lindicke begrüßt wurden.
Beide kennen und schätzen sich schon lange Zeit. Gussek hat über 20 Jahre den Keller im sachsen-anhaltinischen Landesweingut Kloster Pforta geführt, dort, wo bisher auch die Trauben aus Werder (Havel) zu Qualitätswein ausgebaut wurden. 1993 gründete Gussek einen eigenen kleinen Winzerhof, neun Jahre später ging er in die Selbstständigkeit. Auf seinen erstklassigen Lagen meist mit Muschelkalkböden gedeihen die Trauben für eine große Bandbreite von Qualitätsweinen. Auf solche natürlichen Vorausetzungen kann Lindicke nicht bauen. Dennoch sei es ihm gelungen, auf dem leichten, sich schnell erwärmenden Sandboden des Wachtelbergs zum Beispiel einen sehr guten Müller-Thurgau anzubauen, schätzt André Gussek ein.
Auch Winzer Alfred Weilbächer, der auf eine 350-jährige Familientradition im Weingebiet Rheingau zurückblickt, lobt das Engagement seines Werderaner Kollegens. „Der Wachtelberg ist ein Zugewinn für den deutschen Weinbau und ein Beispiel dafür, dass auch in nördlicheren Lagen Qualitätsweine mit hohem Anspruch gedeihen können“, so Weilbächer. Beim Winzerfest in Werder punktete er selbst vor allem mit seinem „Mäuerchen“, einem besonders sorgsam ausgebauten und erstaunlich fruchtigen Riesling. Auch weil er schon eine Reihe von Kunden in Berlin und Brandenburg habe, präsentierte er sich diesmal mit einem eigenen Stand in Werder.
Fast ein Heimspiel hatte indes Jens-Uwe Poel auf dem Werderaner Wachtelberg. Der Gastronom und Mitbetreiber des Restaurants auf dem Golfplatz Kemnitz hat im vergangenen Jahr die kleine, nicht weit entfernte Weinlage am Phöbener Wachtelberg übernommen (PNN berichteten). Dort wachsen die Sorten Weißburgunder, Regent und Dornfelder – ganze 1200 Flaschen Qualitätswein gab es vom Jahrgang 2011, ausgebaut vom jungen Döschwitzer Winzer Marcel Schulze, und verkauft unter dem Namen „Kagelwitt“. So hieß ein bekannter Mönch des Zisterzienser-Ordens vom Kloster Lehnin. Zu seinen Besitzungen gehörte lange Zeit auch der heutige Weinberg in Phöben – an diese alte Traditionen soll wieder angeknüpft werden. Lindicke und Poel pflegen eine enge Zusammenarbeit und haben jetzt auch gemeinsam in die Zukunft investiert. An der B1 / Abzweig Plözin haben sie eine eigene Kelterei aufgebaut – dort sollen bereits die Reben des Jahrgangs 2012 veredelt werden. Auf die Kostproben zum nächsten Winzerfest warten nicht nur die Kollegen mit Spannung.Hagen Ludwig
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