Potsdam-Mittelmark: Spitzmaul- oder Breitmaulaal
Am Seddiner See wird die lange Tradition der Fischerei gefeiert
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Am Seddiner See wird die lange Tradition der Fischerei gefeiert Seddiner See - Spitz- oder Breitmaulaal – vielen Fischessern ist es egal, was er auf dem Teller hat. Hauptsache der Fisch ist köstlich zubereitet. Fischermeister Manfred Mannheim, der 1972 am Seddiner See beim VEB Binnenfischerei Potsdam den Beruf erlernte und wo er noch heute zu Hause ist, kann es nicht einerlei sein. „Der Spitzmaulaal hält besser das Fett und ist daher für die Räucherei vorteilhafter“, erklärt er. Zu Zeiten des VEB wuchsen in den Seddiner Seen meist Breitmäuler heran, im Blankensee dagegen die mit dem spitzen Kopf. Die Aalbrut kommt aus der Sargassosee über den Atlantik und wird als Glasaal an Europas Küsten gefangen und zum großen Teil in Binnengewässern ausgesetzt. Hier erst entwickeln sich die „Schlangenfische“ je nach dem Futterangebot zum Breit- oder Spitzmaul. Leckeren Aal wird es auch wieder zum nächsten Fischerfest vom 22. bis 24. Juli am Seddiner See geben. Ausrichter ist der 1992 gegründete Betriebsteil Seddin der GbR Binnenfischerei Potsdam Mit dem Fischerfest wird in Seddin an eine lange Tradition angeknüpft. Wegen des Fischreichtums siedelten bereits vor 10000 Jahren Menschen an den Seddiner Seen und ernährten sich vom Fischfang. Im Landbuch Kaiser Karls IV. ist Seddin 1375 erstmals erwähnt. Kähnsdorfer und Seddiner Bauern war das Fischen für den Eigenverbrauch schon immer gestattet. Die Kähnsdorfer durften auch Fisch verkaufen. Ebenfalls zweimal in der Woche für die eigene Küche konnte der Besitzer des Lehnschulzengutes Fische aus dem Seen holen. Fachmann in Sachen Fischereigeschichte ist Gerhard Albrecht. Geboren in Butzow am Beetzsee erlernte er in Päwesin das Fischerhandwerk. Über Arbeitsstellen im Schlaubetal und in Teupitz kam er 1967 als Lehrausbilder zum VEB Binnenfischerei Potsdam an den Großen Seddiner See, wo er später Wirtschaftsleiter war und seitdem einiges zur Fischereigeschichte sammelte. „Oft haben die Besitzer der Seddiner Seen gewechselt“, weiß Gerhard Albrecht zu berichten. 1816 gingen die Seen und das Gutsamt Saarmund an Amtsverwalter Kühne. Es folgte Bankier Max Markus, der 1889 alles an Hermann Randewig verkaufte. Der wurde 1945 mit der Bodenreform enteignet. „1952 ging die Bewirtschaftung an den VEB Binnenfischerei Peitz, Betriebsteil Seddin. „Am 1. Mai vor nunmehr 50 Jahren gründete sich der VEB Binnenfischerei Potsdam mit seiner Betriebsstätte Seddin. Die Mitarbeiter befischten neben dem Großen Seddiner See mit 220 Hektar auch den Caputher, den Riebener und den Kähnsdorfer See, der eigentlich der Kleine Seddiner ist. Das Einzugsgebiet ging aber noch weiter über Blankensee, Siethen und Gröben. „Rasch wachsende und sich von Algen ernährende Silber- und Marmorkarpfen wurden importiert, von denen sich heute noch welche im See tummeln“, erzählt Albrecht. Eine gute Einnahmequelle sei einst auch die Rohrweberei gewesen. Die Mitarbeiter schnitten das Schilf und verarbeiteten es zu Matten. „Die regelmäßige Rohrernte fördert das gute Wachstum des Schilfgürtels“, meint Albrecht. Noch heute schwört Gerhard Albrecht auf Fisch auch für den heimischen Herd. Aal und Zander werden dabei von ihm bevorzugt. Wolfgang Post
Wolfgang Post
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