Potsdam-Mittelmark: Spitzmaus und Co.
20 neue Häuser am Plötzhorn versperren Seeblick
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Werder (Havel) - Das Foto der Zauneidechse hat den Bewohnern der Straße Am Plötzhorn nicht geholfen: Auf der anderen Straßenseite dürfen jetzt 20 Einfamilienhäuser gebaut werden, die Stadtverordneten machten in ihrer jüngsten Sitzung nach zweieinhalbjährigem Bebauungsplanverfahren den Weg dafür frei. Einsprüche von 13 Privatleuten wurden abgewiesen. Ihr schöner Seeblick ist damit hin.
In den 90er Jahren hatten die Bewohner hier ein Haus im Grünen am Rande des neuen Wohngebiets Am Strengfeld gekauft. Der Preis war hoch, der Blick grandios. Der Glindower See liegt nur 100 bis 350 Meter entfernt und dem Versprechen des Maklers, dass die andere Straßenseite offen bleibt, vertraute man – zumal in den Bebauungplänen nichts eingezeichnet war. Im Flächennutzungsplanentwurf der Stadt Werder sah die Sache anders aus: Auch die andere Straßenseite war dort als Wohnbaufläche dargestellt – zur „Definition des Siedlungsrandes“. Deshalb wurde sie auch nicht in das Landschaftschutzgebiet „Potsdamer Wald- und Havelseen“ einbezogen, dessen Grenzen 1998 neu festgelegt wurden.
Die geprellten Anwohner gaben sich im Bebauungsplanverfahrens alle Mühe, die Neubauten zu verhindern: Die Liste von Einsprüchen ist 47 Seiten lang. So wird moniert, dass neben den Häusern auch zu erwartende Baumpflanzungen die Sicht stören könnten. „Es gibt kein Grundrecht auf einen dauerhaft unveränderten individuellen Blick“, antwortete das Rathaus.
In offenbarer Not argumentiert ein Anwalt, dass die ungewollten Häuser zur „Kanalisation von Nordwestwinden“ führen, die „in erheblich verstärktem Maße auf die Grundstücke, die Bestandsbauten und auf unsere Mandantenschaft“ treffen würde. Ein Bewohner führt aus, dass in einer Umweltverträglichkeitsprüfung Feldmaus und Maulwurf erwähnt sind, nicht jedoch Feldhase und Spitzmaus. Zudem fügte er ein Foto einer Zauneidechse bei, die eine Katze angeschleppt hatte. Die Zauneidechse steht auf der Roten Liste bedrohter Tiere. Das Rathaus versprach „zusätzliche Geländekontrollen“.
Der Bebauungsplan wurde noch nicht verabschiedet, zu einem Erschließungsweg von der Straße zum See gibt es noch offene Fragen. Ingenieur Wolfgang Kagel, der als Entwicklungsträger die bauwilligen Eigentümer vertritt, spricht von „Formalien“. Er rechnet im Januar mit den ersten Bauanträgen. Henry Klix
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