Potsdam-Mittelmark: Sprühbilder als Schutz vor wilden Graffitis Bunte Tierwelt für Trafohaus in Michendorf
Michendorf - Obwohl es noch nicht ganz fertig war, sah das gesprühte Rotkehlchen-Bild fast aus wie ein Foto. „Soll es auch", erklärte Fassadengestalter Markus Ronge (27): „Der plastische Eindruck entsteht durch eine besonders feine Sprühtechnik, bei der die Farbübergänge besonders natürlich gestaltet werden können.
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Michendorf - Obwohl es noch nicht ganz fertig war, sah das gesprühte Rotkehlchen-Bild fast aus wie ein Foto. „Soll es auch", erklärte Fassadengestalter Markus Ronge (27): „Der plastische Eindruck entsteht durch eine besonders feine Sprühtechnik, bei der die Farbübergänge besonders natürlich gestaltet werden können.Wir nennen das eine fotorealistische Darstellung.“ Ronge und sein zwei Jahre jüngerer Kollege Christian Hipp hatten etwa 100 verschiedene Farben in Dosen dabei, um das Trafohaus neben der Michendorfer Grundschule zu gestalten. Bei der Suche nach geeigneten Motiven hatten ihnen die Grundschüler der Klasse 6a geholfen. Im Kunstunterricht haben sie fleißig Skizzen angefertigt. Schnell war man sich einig, dass es Tiere aus dem Wald sein sollen und so sind auf die Seiten des Trafohauses jetzt ein Schmetterling, ein Specht, ein Fuchs und ein Rotkehlchen zu sehen. Im Beisein der Kinder arbeiteten die Fassadengestalter daran, die Ideen künstlerisch und handwerklich gekonnt umzusetzen. Fasziniert schaute die 11-jährige Isabelle Czichanowski dabei zu, wie unter den Händen von Christian Hipp das Federkleid des Vogels entstand. Während Hipp sich auf das Rotkehlchen konzentrierte, ermunterte sein Kollege Ronge sie, die Dose selbst einmal in die Hand zu nehmen. Auf einer noch nicht besprühten Wand versuchte Isabelle ein wenig zaghaft, mit gelber Farbe ihren Namen zu sprühen. „Das ist gar nicht so einfach, wie es aussieht“, meinte sie. „Na ja, wir machen das ja auch schon eine ganze Weile“, gab Ronge zu. Wie die Künstler dazu kamen, das Trafohaus zu verschönern, erklärte Isabelles Vater Siegmar Czichanowski, der für den Energiedienstleister eon edis arbeitet: „Vor etwa fünf Jahren haben wir erstmals eine Ausschreibung für junge Künstler gemacht, die unsere Trafohäuser gestalten sollten, damit diese nicht von wilden, unansehnlichen Graffities überzogen werden.“ Seitdem tragen viele Trafohäuser der Region die künstlerische Note von Ronge und Hipp. Auch sonst sind ihre Sprühbilder sehr gefragt, darum gründeten sie vor drei Jahren ihre eigene Firma „art-efx" und besprühen professionell Fassaden, Innenräume und Leinwände. Christian Hipp erklärte, welchen Vorteil die Sprühtechnik gegenüber traditionellen Malweisen mit sich bringt: „Mit der Dose lassen sich Bilder wesentlich schneller realisieren, als mit einem Pinsel. Für eine Fassade, an der ein Maler zwei Wochen arbeiten würden, brauchen wir zwei Tage.“ Auch für Graffiti-Künstler ist Zeit Geld. Über leere Auftragsbücher können die kreativen Fassadengestalter nicht klagen: „Wir sind bis August nächsten Jahres ausgebucht“, erzählt Hipp mit ein wenig Stolz. Sogar nach Dubai sind die Potsdamer Ende November eingeladen, um dort in einem Kinderpark zwei Großflächen zu gestalten. „Aber für kleinere Aufträge bleibt trotzdem noch Zeit“, meinte Hipp. Darüber freute sich besonders die Hausmeisterin der Michendorfer Grundschule Cornelia Zeckai: „Ich finde die Bilder toll. Vielleicht könnten die beiden ja auch meine hässliche Arbeitsgarage auf dem Schulgelände etwas verschönern.“ Die Schüler der Klasse 6a hätten da bestimmt schon ein paar Ideen. Juliane Schoenherr
Juliane Schoenherr
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