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Potsdam-Mittelmark: Sputendorf wird Pferdequartier

Der alte Gutshof ist verpachtet - auch Kühe werden wieder heimisch

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Stahnsdorf - Wo einst die Milchkühe auf Beton standen, trampeln jetzt die Pferde auf lockerem Sand und unter freiem Himmel. Die vor fast 40 Jahren errichteten Ställe mit dem Melkhaus sind wie andere Baulichkeiten auf dem traditionsreichen Gutshof in den vergangenen Jahren abgerissen worden. Sie wurden nicht mehr gebraucht, denn die rund 100 Jahre währende Ära von „Ackerbau und Viehzucht“ in Sputendorf ist vorbei.

Die Berliner Stadtgüter Liegenschafts- Gesellschaft suchte für den Wirtschaftsbetrieb im Dorfkern eine neue Zweckbestimmung, eventuell auch als Gewerbepark. Nun ist die Zukunft gefunden: Der Unternehmer Georg Lagerbauer aus Stahnsdorf hat das Gelände mit den verbliebenen Bauten langfristig gepachtet und will hier wieder ländliches Flair schaffen. Vor allem mit einem Pferdehof, der sich gezielt auf die Ausbildung und das Training von Westernpferden orientiert. 25 Vierbeiner sind schon da, auf rund 40 soll der Bestand bis zum nächsten Jahr wachsen. Für ihr Gedeihen und ihre Ausbildung steht ein Experte bereit: Philipp-Martin Haug, Europa- und Deutscher Meister im Westernreiten und Mitglied im Olympiakader, der inzwischen auch ein echter Sputendorfer geworden ist: Mit seiner Familie zog er in das um 1910 errichtete Herrenhaus an der Dorfstraße, das in der Vergangenheit vornehmlich als Verwaltungsgebäude diente. „Wir werden auch Pferdezucht betreiben, und wollen zugleich eine Pferdepension anbieten, wozu das Training der Tiere und auch die Schulung der Reiter gehört“, sagt Philipp Haug.

Um das zu schaffen, ist bereits kräftig gebaut worden. Die einstigen Stallflächen sind planiert und für die neuen Zwecke hergerichtet. In einer aus DDR-Zeiten stammenden großen Scheune sind bereits 21 Boxen entstanden, auf dem Gelände des abgerissenen Futtersilos haben die Zuchthengste ihre Plätze gefunden. Eine weitere verbliebene Scheune wird noch zur Bewegungshalle für die Pferde umgestaltet. In einem Container sind Aufenthaltsräumen für Kinder und Sozialanlagen geschaffen worden. In diesen Herbsttagen wird zwischen den Baulichkeiten kräftig gepflanzt, versichert Georg Lagerbauer, damit das ganze Gelände mit der Natur verbunden ist. Er hat aber auch noch weitere Pläne: Zum Pferdehof soll eine Herde von etwa vierzig Mutterkühen kommen, die nebenan ihre Weideplätze haben werden. Zehn dieser Fleischrinder sind bereits da, weitere kommen in diesen Tagen. Dafür hat Lagerbauer noch 100 Hektar Land gepachtet, auf dem auch Mais und Gerste für die Fütterung angebaut werden.

Fünf Mitarbeiter werden auf seinem Hof tätig sein. Mit Sputendorf, wo weiterhin noch ein Betrieb für Landtechnik ansässig bleibt, sind damit alle Stadtgüter im Süden Berlins rings um Großbeeren an den Mann gebracht. Die von Gerrit Vrieling aus Schoonebeek/ Niederlande geführte „Stadtgut Berlin Süd KG Blankenfelde Jünsdorf“ betreibt weiterhin Milchwirtschaft, so auch in den Stallanlagen in Schenkenhorst, die zu DDR-Zeiten ebenso wie Markgraffshof als Betriebsteile zum damals Volkseigenen Gut Sputendorf gehörten.

Insgesamt 14 Güter hatte die Stadt Berlin im Jahr 1905 zur Bewirtschaftung der Rieselfelder erworben und kräftig erweitert. Als sie aber nach der Wende wieder in die Verfügung des Senats übergingen, war die Privatisierung angesagt. Die auf Berliner Stadtgebiet gelegenen Höfe sind schon längst umgewandelt wie die Domäne Dahlem, wo ein Museumsdorf entstanden ist. Georg Jopke

Georg Jopke

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