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Potsdam-Mittelmark: Staatsanwalt ermittelt gegen Kitamitarbeiter

Verdacht der Misshandlung von Schutzbefohlenen in Kita „Werderaner Früchtchen“

Stand:

Werder (Havel) - Sind Kinder der Kindertagesstätte „Werderaner Früchtchen“ geschlagen worden? Die Staatsanwaltschaft Potsdam ermittele derzeit zum Verdacht der Misshandlung von Schutzbefohlenen, sagte der Sprecher der Potsdamer Behörde, Christoph Lange, am Donnerstag gegenüber den PNN auf Anfrage. Details konnte er noch nicht nennen, sagte jedoch, dass es keine sexuellen Bezüge gebe. Derzeit würden weitere Zeugen befragt.

Werders Bürgermeister Werner Große (CDU) teilte gestern in einer Presseerklärung mit, dass Strafanzeigen von drei Eltern betreuter Kinder gegen zwei Erzieherinnen der kommunalen Kita am Hohen Weg erstattet wurden. Darüber sei das Rathaus am 18. Juli von der zuständigen Ermittlungsbehörde und einem Elternteil informiert worden. Der Verdacht wiegt schwer: Misshandlung Schutzbefohlener wird mit Freiheitsstrafen zwischen drei Monaten und zehn Jahren geahndet, auch der Versuch ist strafbar.

Unabhängig von den staatsanwaltlichen Ermittlungen seien die Sachverhalte intern geprüft und umfassend aufgearbeitet worden, so Große. Details wollte auch er nicht nennen. Nur so viel: Es seien erforderliche Gespräche in der Kita geführt worden. „Danach war aus Sicht der Stadtverwaltung die Einleitung drastischer arbeitsrechtlicher Maßnahmen nicht angezeigt.“ Ausschließlich die Staatsanwaltschaft als Herrin des laufenden Ermittlungsverfahrens sei befugt, Auskünfte zum Gegenstand des Verfahrens selbst zu erteilen, erklärte Große. Die Stadtverwaltung arbeite eng mit den Ermittlungsbehörden zusammen.

Der Bürgermeister bestätigte, dass das Arbeitsverhältnis mit dem bisherigen Kita-Leiter im gegenseitigen Einvernehmen beendet wurde. Dies sei jedoch unabhängig von den geprüften Sachverhalten und den staatsanwaltlichen Ermittlungen geschehen. Keines der Ermittlungsverfahren richte sich gegen den Leiter der Einrichtung. Ab dem 1. September soll eine Erzieherin kommissarisch die Leitung der Kindertagesstätte übernehmen. Die Verwaltungsaufgaben werden einer Mitarbeiterin der Stadtverwaltung übertragen.

Die Eltern seien bereits in Briefen über die Sachlage informiert worden, sagte die zuständige 1. Beigeordnete der Stadtverwaltung, Manuela Saß, den PNN. Für Fragen von Eltern stehe die Stadtverwaltung auch vor Ort während extra eingerichteter Sprechzeiten zur Verfügung. Sollte es im Zuge der staatsanwaltlichen Ermittlungen neue Erkenntnisse geben, werde auch die Stadtverwaltung weitere Schritte prüfen, sagte Saß. „Bisher habe ich jedoch keinerlei Veranlassung zu sehen, dass die Kinder in dieser Kita nicht gut aufgehoben sind“, betonte sie.

Die Kinderschutzexpertin Annelie Dunand, Leiterin des Sozial-Therapeutischen Instituts Berlin-Brandenburg in Kleinmachnow, erklärte gestern gegenüber den PNN, dass das Recht der Kinder auf gewaltfreie Erziehung nicht umsonst vor einigen Jahren in das Bürgerliche Gesetzbuch aufgenommen wurde. Immer wieder würde es Einzelfälle von Gewalt auch an Kitas geben. Sie empfahl dem Werderaner Rathaus, die Vorwürfe der Eltern sehr ernst zu nehmen und warnte davor, solche Vorfälle herunterzuspielen.

„Jede Form körperlicher Bestrafungen, seelischer Verletzungen und anderer entwürdigender Maßnahmen sind unzulässig“, betonte Dunand. Dazu zähle auch ein Klaps auf die Hand. Für Fachkräfte einer Kita seien solche Methoden völlig inakzeptabel. „Es ist gerade Kern ihrer Ausbildung, die Kinder auf anderen Wegen zu erreichen“, so Dunand.

Selbst Kita-Kinder, die nur Zeugen von Gewaltanwendung gegen andere Kinder werden, seien betroffen. „Sie empfinden die Kita nicht mehr als den Ort, an dem sie angenommen werden und sich sicher fühlen können.“ Unabhängig von den staatsanwaltlichen Ermittlungen sollten die Stadt und die Kita den Eltern signalisieren, dass sie Fehler korrigieren wollen und dafür um Unterstützung bitten, sagte Dunand.

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