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Potsdam-Mittelmark: Staatsanwältin: Menschenverachtende Einstellung der Angeklagten

Bewährungsstrafen nach brutalem Übergriff auf Schwarzafrikaner in einem Teltower Linienbus

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Bewährungsstrafen nach brutalem Übergriff auf Schwarzafrikaner in einem Teltower Linienbus Von Gabriele Hohenstein Teltow/Potsdam. Nach vier Verhandlungstagen verkündete das Schöffengericht jetzt das Urteil im Prozess gegen den brutalen Überfall auf einen Schwarzafrikaner in einem Teltower Linienbus. Manuel B. (23) erhält wegen Volksverhetzung und gefährlicher Körperverletzung eine Freiheitsstrafe von zehn Monaten, ausgesetzt zu zweijähriger Bewährung. Gleiches gilt für seinen Mittäter Alexander L. (24). Zudem müssen beide je 500 Euro Schmerzensgeld an Gideon O. (36) zahlen. Christian A. (23) – er saß nach dem fremdenfeindlich motivierten Übergriff mehrere Monate in Untersuchungshaft – wurde wegen Volksverhetzung zu acht Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. Er hat sich drei Jahre zu bewähren. Staatsanwältin Sigrid Komor sprach von einer sehr verachtenswerten Einstellung der Angeklagten gegenüber dem Schwarzafrikaner, der das gleiche Recht habe, sich in Deutschland aufzuhalten wie jeder andere auch. Die Angeklagten hätten auf ihr wehrloses Opfer eingeschlagen, bloß weil es zufällig die falsche Hautfarbe hat. (Mehrere Mittäter müssen sich demnächst ebenfalls vor Gericht verantworten.) „Es hätte auch jeden anderen treffen können“, erklärte Alexander L. am ersten Verhandlungstag lakonisch. Sie seien in der Nacht des 26. April 2003 mit einer größeren Gruppe von einer Feier gekommen, als sie den Ausländer im Bus der Linie 117 bemerkten. Der Angeklagte räumte mehrere Faustschläge ins Gesicht des Farbigen ein. Auch Manuel B. gestand, sich an den Schlägen beteiligt zu haben. Beide entschuldigten sich während der Verhandlung bei Gideon O., der nach der Tortur Prellungen im Gesicht sowie am gesamten Körper erlitt und noch heute unter Angst-Attacken leidet. Christian A. – vorbestraft wegen gemeinschaftlichen schweren Raubes, gefährlicher Körperverletzung und Beleidigung sowie unter Bewährung stehend – bestritt jedwede Beteiligung an der Gewaltorgie, wurde allerdings durch Zeugen überführt. „Es war meine letzte Tour. Plötzlich rannten in der Elbestraße einige jungen Leute auf die Fahrbahn, so dass ich stoppen musste“, erzählte der Busfahrer Georg G. (34) am letzten Prozesstag. Die rund zehn Personen, die dann in den bislang mit zwei Fahrgästen besetzten Bus einstiegen, seien leicht angetrunken gewesen. Schon bald hätten sie begonnen, rechte Lieder zu grölen, den Farbigen zu beleidigen und zu bedrängen. „Der Pulk kesselte ihn ein, so dass ich nicht sehen konnte, wer zugeschlagen hat. Ich kann mich nur an Beine erinnern, die hochgingen, und Fäuste, die von hinten und von der Seite kamen“, so der Zeuge. „Die Leute ließen erst von dem Mann ab, als ich den Alarm auslöste.“ Welchen Tatbeitrag die Angeklagten leisteten, vermag der Kraftfahrer nicht zu sagen. „Nach meiner Einschätzung haben eigentlich alle auf den Wehrlosen draufgekloppt.“

Gabriele Hohenstein

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