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Potsdam-Mittelmark: Stachel im Ellenbogenkampf

Beschäftigungsgesellschaft „Neue Arbeit“ engagiert sich seit 15 Jahren vor allem für junge Jobsuchende

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Kleinmachnow - Die Gründung der gemeinnützigen Beschäftigungsgesellschaft „Neue Arbeit“ vor 15 Jahren ist eng mit einem Namen verbunden: Regine Hildebrand. Denn als darüber diskutiert wurde, was aus der Kreiskirchlichen Baubrigade werden soll, ermunterte die damilige Arbeits- und Sozialministerin den Kirchenkreis: „Na Kirche, tut doch mal was!". Die Mutmacherin unterstützte das Projekt auch noch in späteren Jahren als es beispielsweise darum ging, etwas gegen Jugendarbeitslosigkeit in der Region zu tun. Jugendberufsförderbetrieb hieß anschließend das Modellprojekt, mit dem die evangelische Kirche Flagge zeigte.

Rat und Hilfe kam aber auch aus dem Kirchenkreis Köln, wo es bereits eine eigene Gesellschaft „Arbeiten & Lernen“ gab. Partner fand die „Neue Arbeit“ ebenso bei der Handwerkskammer, in Kommunen und Schulen. So war der 15. Geburtstag, der am Donnerstag auf dem Kleinmachnower Betriebsgelände Am Fuchsbau gefeiert wurde, auch Anlass den Förderern und Wegbegleitern zu danken. Geschäftsführer Christian Muelenz konnte in der Bilanz des Unternehmens auf viele erfolgreiche Projekte verweisen, zu denen die Sanierung des Teltower Fachwerkbaues „Schifferkinderheim“ zählt, ebenso Aufräumarbeiten nach dem Sturm 2002 auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf.

Die Liste der Aktivitäten ist lang, auffällig ist allerdings die Vielzahl außerhalb der Region, besonders in den Nachbarkreisen Teltow-Fläming und Spreewald. Dort wurden ein alter Kornspeicher restauriert und ein Fachwerklehmhaus wieder aufgebaut, ebenso eine Jugendfreizeitstätte und ein Bolzplatz errichtet. Für die Beteiligten waren diese Projekte eine zweite Chance. Darunter junge Leute mit abgebrochener Ausbildung und Schulabgänger, deren Zeugnisse wenig Hoffnung auf eine Lehrstelle boten. Sie wurden angeleitet von erfahrenen Fachleuten, die von ihren Arbeitgebern entlassen worden waren, weil sie über 50 sind. „Mehr als 1400 arbeitslose Jugendliche, Frauen, Ältere, Schwerbehinderte, Umschüler und Rehabilitanden wurden in den zurückliegenden Jahren beschäftigt, angeleitet und qualifiziert. Über 50 Prozent der Teilnehmer fanden einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz“, bilanzierte Geschäftsführer Muelenz. Er kündigte während der Feierstunde ein weiteres Projekt an, das im Oktober anlaufen wird und auf eine berufliche Orientierung zielt, die in der Schule beginnt.

Zu den Gratulanten des 15-jährigen Geburtstagskindes gehörte neben Vertretern von Kommunen, Verbänden und Firmen auch Manfred Kock, ehemaliger Ratsvorsitzender der evangelischen Kirche im Rheinland und einer der ersten Förderer der „Neuen Arbeit“. Heute komme das Geburtstagskind zwar schon ohne die Hilfe der Kölner aus, stellte Kock fest, aber für die Kirche gebe es nach wie vor eine Menge Gründe, sich sozial zu engagieren. Denn Arbeitslosigkeit und Armut seien oftmals Folgen einer Ellenbogengesellschaft, die Andere als unbrauchbar an den Rand dränge. In einer solchen Gesellschaft sei die „Neue Arbeit“ ein notwendiger Stachel. Wünschen würde er sich trotzdem, dass es diese gemeinnützige Beschäftigungsgesellschaft eines Tages nicht mehr geben müsste, so Kock. Bedarf für noch mehr solcher Einrichtungen sieht der SPD-Landtagsabgeordnete Jens Klocksin. Und Stahnsdorfs Bürgermeister Gerhard Enser (CDU) lobte: „Die Neue Arbeit ist eines der wichtigsten Netzwerke in der Region.“ Kirsten Graulich

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