Potsdam-Mittelmark: Stadt hat Hilpert 158 000 Euro gestundet
Schloss Petzow GmbH hat für Straßenausbau bis heute nicht gezahlt / Grüne fordern Prüfung aller Verträge
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Schwielowsee - Axel Hilpert und die DKB: Nach dem Resort Schwielowsee sollte auch das Schloss Petzow ein gemeinsames Großprojekt der beiden Partner werden. Geworden ist daraus bis heute nichts. An der fehlenden Unterstützung der Stadt Werder hat es nicht gelegen: Vor dreieinhalb Jahren wurde dem Vorhaben der Weg bereitet, die Zelterstraße wurde saniert. Es ist die Zufahrt zum Schloss, das der „Schloss Petzow Betriebs- und Besitzgesellschaft mbH“ gehört – einem der Unternehmen aus dem Firmengeflecht von Axel Hilpert.
Auch an dieser Firma ist Medienberater Hans-Hermann Tiedje beteiligt. Geschäftsführer ist in diesem Fall neben Tiedje Hilperts Tochter Juliane Hilpert. Bezahlt hat die Schloss GmbH für die Straßensanierung bis heute nicht. Der Anliegerbeitrag: 158 500 Euro.
Hilpert hatte das Schloss 2003 vom glücklosen bayerischen Vorbesitzer erworben, der Kaufpreis soll bei 1,7 Millionen Euro gelegen haben. Schon vor dem Kauf hatte Axel Hilpert die Schlosssanierung bis Ende 2005 versprochen, bald nach dem Erwerb zum symbolischen Spatenstich eingeladen. Im Keller hängt neben dem Grundstein eine Messingtafel: „Axel Hilpert 2004“. Neben den viereinhalb Sternen des Resorts sollten am Schloss mit 75 schicken Suiten fünf Hotelsterne leuchten. Sanierungskosten laut Hilpert: 20 Millionen. Nach seinen Angaben waren knapp 30 Prozent Fördermittel vom Land bereits zugesagt.
Baustarts waren für 2004, 2005, 2006 und dann 2007 angekündigt, die Baugenehmigung ist seit Jahren erteilt. 2008 gab Hilpert die Finanzkrise als Verzögerungsgrund an. Vor einem Jahr erklärte er, dass er verkaufen will. Das Schloss dämmert derweil vor sich hin. Immerhin: Werder baute Hilpert für 300 000 Euro die Zelterstraße aus. Es gibt wenige Bewohner an der Schlosszufahrt, viele wollten den Ausbau nicht, zumal sie 70 Prozent der Kosten zu tragen hatten und die Straße halbwegs hielt. Argument des Rathauses: Den Löwenanteil trägt der Schlossherr als größter Anlieger. Die Linken hatten damals eine Bürgschaft gefordert. Bürgermeister Werner Große (CDU) erklärte das für unmöglich, die Forderung sei aber notfalls per Grundbuch durchzusetzen.
Nach dem Straßenausbau 2007 wurden der Schloss-Gesellschaft 158 500 Euro in Rechnung gestellt. Im Januar 2010 dann entschied Werders Hauptausschuss hinter verschlossener Tür: Die Forderung wird bis Dezember 2014 gestundet. Man ließ sich laut der den PNN vorliegenden Beschlussvorlage sogar davon überzeugen, dass 24 Monate keinerlei Zahlungen erfolgen müssen, 2012 und 2013 dann je 10 000 Euro. Die Bittschrift von Hilperts Steuerberater von der Berliner Uniconsult überzeugte: „Wie Sie der derzeitigen Lage und den Buchhaltungszahlen entnehmen können, sind derzeit keinerlei Zahlungen möglich.“
Die Uniconsult erläuterte seinerzeit, dass der Ankauf des Schlosses durch die Deutsche Kreditbank AG finanziert worden sei und „einzig“ die Finanzkrise die „kurzfristige Umsetzung“ der Ausbaupläne verhindere. „So sind die beteiligten Banken derzeit nicht bereit oder in der Lage, den bevorstehenden Kreditrahmen so zu erweitern, dass das Schloss saniert wird und in diesem Rahmen alle Entwicklungskosten mitbezahlt werden können.“
Stadtverordnete fragen sich, ob der Straßenausbau gegenüber den Petzower Bürgern, die brav ihren Anteil zahlten, politisch korrekt war? Und ob das zuwendungsbedürftige und seit Jahren leerstehende Schloss überhaupt noch seinen damaligen Kaufpreis wert ist?
Werders Bündnisgrüne, dem umtriebigen Touristikunternehmer stets kritisch gesonnen, fühlen sich an den Radweg am Resort erinnert, den Hilpert selbst bezahlen wollte, den dann aber die Stadt mit Fördermitteln baute. Angesichts der neuen Verlautbarungen zum Fall Hilpert forderten sie das Rathaus gestern auf, Zuwendungen und Verträge mit Hilpert und dessen Firmen kritisch zu überprüfen. Basisverbands-Chef Michael Chilla-Jung fragt sich ganz offen, ob das städtische Wohlwollen vielleicht etwas mit Parteispenden aus veruntreuten Geldern zu tun haben könnte? Die Grünen selbst versichern, nichts bekommen zu haben.
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