Potsdam-Mittelmark: Stadt Werder soll für Blütentherme nachzahlen Kristall Bäder AG fordert 900 000 Euro – und will selbst bis zu fünf Millionen mehr investieren
Werder (Havel) - Die Stadt Werder soll für den Bau der Blütentherme 900 000 Euro nachlegen. Eine entsprechende Forderung hat in dieser Woche die Kristall Bäder AG aufgemacht.
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Werder (Havel) - Die Stadt Werder soll für den Bau der Blütentherme 900 000 Euro nachlegen. Eine entsprechende Forderung hat in dieser Woche die Kristall Bäder AG aufgemacht. Für den Bau des neuen Bades in den Havelauen war mit dem mittelfränkischen Unternehmen an sich ein Festpreis von 18 Millionen Euro ausgemacht worden. Jetzt beruft sich die Firma, die deutschlandweit ein Dutzend Thermen betreibt, auf angebliche Vertragsklauseln, wonach die Stadt für Verzögerungen und Zusatzkosten aufzukommen hat, die nicht durch die Kristall Bäder AG zu vertreten sind.
Der genaue Vertragsinhalt ist nur einem kleinen Kreis von Stadtverordneten und Verwaltungsspitzen bekannt. Der Aufsichtsratschef der Kristall Bäder AG, Heinz Steinhart, bestätigte gestern gegenüber den PNN den Sachverhalt, der aber mit zusätzlichen Leistungen seines Unternehmens verbunden sei. Die Kristall Bäder AG selbst werde – unabhängig von den zusätzlichen 900 000 Euro der Stadt – vier bis fünf Millionen mehr investieren, um das neue Bad noch attraktiver zu machen. „Diesen Betrag werden wir völlig allein übernehmen.“ Unter anderem soll dafür der Umkleidebereich erheblich erweitert werden, statt 1300 soll es nun 1900 Umkleidekabinen geben. Es werde wertvoller Marmor als Baustoff verwendet, damit das Bad bei den Besuchern besser ankommt. Außerdem seien eine von der „Bavaria Film“ geplante Weinprobierstube und weitere Überraschungen geplant. „Ich will nicht alles verraten, aber das Bad wird opulenter. Wir richten uns auf die Potsdamer Konkurrenz ein“, kündigte Steinhart an.
Allerdings seien unter anderem durch die späte Baugenehmigung und den schlechten Baugrund andere Zusatzkosten entstanden, die die Kristall Bäder AG nicht zu vertreten habe. „Wir reden darüber, ob die Stadt dafür teilweise aufkommt.“ Der Vertrag werde dabei buchstabengetreu eingehalten. „Wir wollen keinen Cent mehr, als im Vertrag steht“, so Steinhart
Die Stadt hatte sich bei der Ausschreibung des Projekts für den wettbewerblichen Dialog entschieden. Der mit der Kristall Bäder AG geschlossene Vertrag ist zwar geheim, einige Eckpunkte sind aber bekannt geworden: So ist eine „Garantiebausumme“ von 18 Millionen Euro vorgesehen, die die Stadt nach Baufortschritt bezahlt. Dafür besteht eine Preisbindungszeit bis 31. März 2013, die Eröffnung hatte sich wiederholt verzögert. Die Hälfte der Baukosten hat die Stadt aus ihrem Ersparten finanziert, die anderen neun Millionen geliehen. Vom Kreditdienst übernimmt die Stadt 200 000 Euro, die Kristall Bäder AG 300 000 Euro jährlich. Das Unternehmen trägt die Betriebskosten für das Bad und kann es nach vier Jahren kaufen.
Auch Werders Bürgermeister Werner Große (CDU) bestätigte gestern eine Nachforderung der Kristall Bäder AG in Höhe von 900000 Euro. Im Vertrag mit dem Unternehmen sei fixiert, dass die Stadt unter bestimmten Umständen nachlegen müsse. Ob diese Umstände eingetreten sind, werde jetzt geprüft, erklärte der Bürgermeister. Das Ergebnis der Prüfung werde dann den Stadtverordneten vorgestellt. „Ich gehe jetzt drei Wochen in den Urlaub und hoffe, dass meine Mitarbeiter bis dahin was eruiert haben.“
Große begrüßte gestern, dass die Kristall Bäder AG erhebliche Zusatzmittel in die Hand nimmt, um die Blütentherme für die Besucher noch interessanter zu machen. Nach PNN-Informationen hofft das Unternehmen, dass die Stadt für einen zusätzlichen Kredit die Bürgschaft übernimmt. Zugleich äußerte der Bürgermeister gestern Zweifel, dass der zuletzt anvisierte Eröffnungstermin zum Jahresende eingehalten werden kann. „Ich sehe das eher nicht.“
Am 29. August war das Richtfest für den Neubau am Zernsee gefeiert worden. Fachleute gehen davon aus, dass die Bauzeit für ein solches Projekt danach sechs bis acht Monate beträgt. Der Bauablauf der vergangenen Wochen scheint ihnen recht zu geben: Die Dachkonstruktion der Therme wurde erst in den vergangenen Tagen fertig, das Dach ist noch immer nicht dicht und ein Panoramabecken wurde jetzt erst betoniert.
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