Streit um Blütentherme: Stadt Werder trennt sich von Kristall AG
Die Stadt Werder (Havel) will sich von ihrem Partner für den Bau der Blütentherme verabschieden. Danach will sie das Bad behalten.
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Werder (Havel) - Das war’s: Die Stadt Werder wird sich von der Kristall Bäder AG verabschieden. Der Vertrag zum Bau der Blütentherme mit dem mittelfränkischen Unternehmen soll einvernehmlich gelöst werden. Im Streit um die Kostenexplosion und den Fertigstellungstermin sieht das Rathaus keinen anderen Weg als den Abschied. Was bereits vermutet wurde, ist den PNN jetzt von mehreren, in den Entscheidungsprozess involvierten Seiten bestätigt worden.
Die Stadtverordneten sollen am 12. November darüber informiert werden, erst dann will auch das Rathaus damit an die Öffentlichkeit. Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU) wollte die Trennung deshalb gestern nicht bestätigen. Nur soviel: In den nächsten Tagen solle die Lösung, die man in den vergangenen vier Monaten in einem Kompetenzteam abgestimmt habe, den Fraktionen vorgestellt werden. Im Team waren neben der Bürgermeisterin und Kristall-Geschäftsführer Gerd Bittermann weitere Fachleute der Stadt und der Firma vertreten. Das Abschlusstreffen fand vor einer Woche statt.
Streit um Höhe des Kaufpreises
Wie soll die Trennung ablaufen? Der Vertrag mit dem Projektpartner sah ursprünglich vor, dass Kristall die Therme auf einem städtischen Grundstück mit städtischen Geldern baut. Mit der Inbetriebnahme Ende 2013 sollte die Stadt Pachtgelder erhalten, nach einigen Jahren wollte Kristall die Therme zum Restwert erwerben. Das Unternehmen hatte bereits Reserveflächen neben dem Thermengrundstück und eine Fläche zum Bau eines Hotels erworben. Diese Flächen will die Stadt nun zurückkaufen, dem Vernehmen nach mit gut fünf Millionen für einen außerordentlich guten Preis.
Um die Höhe des Kaufpreises ist in den vergangenen Monaten erbittert gerungen worden. Letztlich sei es um eine Lösung gegangen, bei der keine der beiden Seiten ihr Gesicht verliert, wie es heißt. Während das Hotelgrundstück zum Bau eines Hotels weiterverkauft werden soll, will die Stadt die Flächen für das Bad auf Dauer behalten. Eine öffentlich-private Partnerschaft, wie sie mit der Kristall Bäder AG eingegangen wurde, soll es den Informationen zufolge nicht mehr geben.
Größte Blamage für Werder
Die Stadt will die Zügel künftig um jeden Preis in der Hand behalten. Es ist eine Lösung, die besonders SPD und Linke im Stadtparlament befrieden dürfte, die die Angriffsfläche, die das CDU-geführte Rathaus zuletzt bot, kaum nutzten. Doch auch viele CDUler sind nach dem Debakel – der größten Blamage, die sich die Stadt seit der Wende geleistet hat – von solchen Partnerschaften vorerst geheilt.
Das Bad soll nun innerhalb etwa eines Jahres zu Ende gebaut und dann an einen professionellen Betreiber verpachtet werden. Die nächsten Schritte werden, so verlautet es aus informierten Kreisen, bereits vorbereitet. Offenbar besteht auch noch erheblicher Nachbesserungsbedarf bei der Planung. Die Stadt hatte an sich den Bau eines Familienbades vereinbart, durch mehrere unabgestimmte Umplanungen seitens Kristall hat das halbfertige Bad in seiner jetzigen Figur allerdings eher den Charakter einer reinen Wellness-Therme. Trotz des Versprechens einer „opulenteren Therme“ würde der jetzige Bau auch nur die vertragliche Mindestgröße erreichen, wie es schon vor Monaten aus dem Rathaus hieß. Die Mindestwasserfläche wird um zehn Prozent unterschritten, es gibt kein Kinderbecken und kein Zwölf-Prozent-Solebecken, keine Whirl-Liegen und vier statt fünf Außensaunen. Stadtverordnete hatten sich bei Baustellenbesuchen gewundert, wo man überhaupt baden soll.
Zerrüttete Vertrauensverhältnisse nicht ganz neu
Bürgermeisterin Saß hatte erstmals im März dieses Jahres davon gesprochen, dass die Stadt wegen des „zerrütteten Vertrauensverhältnisses“ eine Trennung prüft. Nachdem Kristall die Stadt wegen angeblich ausstehender Rechnungen verklagt und die Stadt Widerklage erhoben hatte, gab es im Juli einen Termin beim Potsdamer Landgericht. Beiden Seiten wurde ein schneller Vergleich und ein zügiger Weiterbau nahegelegt. Bei den anschließenden Gesprächen im Kompetenzteam sei es von Anfang an aber nur um den Preis der Trennung gegangen, wie es heißt. Angeblich wollte Kristall für ihre Grundstücke zunächst 15 Millionen Euro von der Stadt.
Die Therme sollte seit zwei Jahren offen sein – zum Garantiepreis von 18 Millionen Euro. Das Geld ist zwar geflossen, die Therme aber nur halbfertig. Seit anderthalb Jahren hatte Kristall zusätzliche Gelder gefordert, um die Blütentherme fertigzustellen.
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