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Potsdam-Mittelmark: Städtischer Balsam für Mediziner

Teltower Hauptausschuss bekräftigt Absicht der Stadt, Ärzteschaft bei möglicher Übernahme des Ärztehauses zu unterstützen

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Teltower Hauptausschuss bekräftigt Absicht der Stadt, Ärzteschaft bei möglicher Übernahme des Ärztehauses zu unterstützen Teltow. In eigener Regie möchte die Ärzteschaft des Teltower Gesundheitszentrums (GZG) künftig die medizinische Einrichtung an der Potsdamer Straße betreiben (PNN vom 6. Februar). Unterstützung für das Vorhaben signalisierte auch die Stadt Teltow. Mehrheitlich empfahl der Hauptausschuss auf seiner Sitzung am Montag eine entsprechende Absichtserklärung. Für eine Übernahme bzw. Beteiligung an der angeschlagenen Kreis-Tochter GZG, zu der auch Senioren- und Pflegeheime des Landkreises gehören, gibt es fünf Interessenten. Zum Kreis der Bieter gehört auch das Evangelische Diakonissenhaus Berlin-Teltow. Über mögliche Betreibermodelle hätte es bereits Gespräche mit der Leitung des Diakonissenhauses gegeben, teilten Vertreter der Ärzteschaft in der Sitzung des Hauptausschusses mit. Die Gründung einer GmbH sei die optimalste Variante, um das Ärztehaus für die Region zu erhalten. Würde ein anderer Investor beim Bieterverfahren den Zuschlag erhalten, befürchten die Ärzte eine ähnliche Situation wie bei der GZG, mit der es „in den letzten zehn Jahren unter Federführung des Kreises bergab gegangen ist". Die gesundheitspolitische Situation im Kreis werde zunehmend von Unsicherheiten gekennzeichnet, erklärte Dr. Gerd-Jürgen Fischer den Ausschussmitgliedern. Als langjähriger Mieter des Ärztehauses schilderte der Neurologe, der seit 1979 seine Praxis betreibt, die Lage im Landkreis. Zunehmend würden Landärzte ihre Praxen aus Altersgründen aufgeben, jüngere Ärzte jedoch nicht mehr aufs Land ziehen. Aufgrund der katastrophalen Situation im Einzugsbereich erfreue sich das Ärztehaus zunehmender Beliebtheit, verwies Fischer auf Patienten auch aus Trebbin, Jüterbog und Luckenwalde. Mit 22 Ärzten und mehreren Dienstleistungsangeboten sei die ehemalige Poliklinik gut besetzt. Diese umfassende Versorgung wurde noch vor Jahren nicht gern gesehen. „Doch heute ist die äußerlich nicht mehr schöne Dame wieder attraktiv geworden", sieht Fischer für ein künftiges Kompetenznetz mit Kliniken des Umfeldes gute Chancen. „Besonderes Augenmerk soll deshalb der integrierten Vorsorge und Nachbetreuung gelten. Zum Konzept gehöre ebenso ein Tinnitus-Zentrum sowie Hausbesuchs- und Bereitschaftsdienste, informierte Fischer. Vernetzung und langfristiger Erhalt des Ärztehauses will auch die Stadt. Allerdings gab es Zweifel in der Sitzung, da das Missmanagement der Kreis-Tochter mit finanziellen Belastungen verbunden sei. „Eine Absichtserklärung für den Standort ist so nur eine rein moralische Unterstützung", mahnte der FDP-Abgeordnete Hans-Peter Goetz, „denn der Landkreis will Schulden in beachtlicher Größe loswerden." Das städtische Engagement könne er auch deshalb nicht mittragen, weil die Stadt bei diesem Verfahren nicht federführend sei, so Goetz. Als Spagat sah auch Ausschussvorsitzende Petra Nicksch-Kasdorf (PDS) die Absichtserklärung, trotzdem meinte sie: „Es ist wichtig, dass die Stadt in dieser Situation Farbe bekennt". Die Absichtserklärung sei nicht nur warme Luft, unterstützte SPD-Vertreter Frank Fromm den Antrag. „So einen Anlaufpunkt mit verschiedenen Ärzten wünschen sich andere Städte", betonte er. Auch CDU-Fraktionschef Erhard Wigand bewertete das Engagement der Stadt positiv, ebenso das Vorhaben der Ärzte, eine eigene Gesellschaft zu gründen. Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) machte jedoch auch deutlich, dass nicht damit zu rechnen sei, von den Nachbargemeinden Unterstützung zu erhalten. „Teltow bleibt in dieser Situation das Schwergewicht", will Schmidt am Standort festhalten, "denn den Patienten könne nicht zugemutet werden in Zukunft nach Ludwigsfelde zu fahren". Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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