Potsdam-Mittelmark: Stahnsdorfer Platzfrage
Aus der Sanierung des Jugendtreffs ist die Idee vom Mehrgenerationenhaus geworden. Die Frage ist: wo?
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Stahnsdorf - Die Pläne sind fertig, das Geld liegt bereit und die Genehmigungen vor: Die Arbeiten am Club an der Bäke (ClaB), dem sanierungsbedürftigen Jugendfreizeittreff in Stahnsdorf, hätten längst beginnen können. Doch vor dem ersten Hammerschlag riefen einige Gemeindevertreter: Kommando zurück. Man solle doch prüfen, wenn man schon 1,5 Millionen Euro ausgebe, ob der ClaB künftig nicht von mehreren Generationen als Freizeitstätte genutzt werden kann.
Eine Arbeitsgruppe wurde gegründet, in der man zu der Erkenntnis kam, dass es eine Vielzahl an Angeboten für Jugendliche und Senioren gibt, die unter einem Dach gebündelt werden könnten. So entstand die Idee des Mehrgenerationenhauses. Die Gemeindevertreter der CDU-Fraktion befürchten nun, dass der bisherige ClaB-Standort in der Poststraße nicht ausreicht, um den vielfältigen Ansprüchen eines solchen Hauses gerecht zu werden. Daher schlug CDU-Fraktionschef Claus-Peter Martensen im Bauausschuss am Dienstag die Annastraße als Standort vor. Mit einem möglichen Gymnasium und einer Kita auf dem ehemaligen Kasernenareal – zudem neben dem Gemeindezentrum – ließen sich nützliche Synergien herstellen. Da sich hinter dem Mehrgenerationenhaus auch ein „ganz neues Konzept mit anderen Bedürfnissen“ verberge, plädierte Martensen zudem dafür, die Trägerschaft neu auszuschreiben. Bislang betreibt das Jugend- und Sozialwerk Oranienburg den Kinder- und Jugendtreff.
FDP-Vertreter Günther Wüstenhagen hält es für legitim, über alternative Standorte nachzudenken. Auch Dietrich Huckshold (Wir Vier) befürwortet eine „sachliche und fachliche Abwägung“. Gar nicht gut an kommt die Idee bei PDS–Ortschef Gerhard Kleinke. „Kahlschlag“, wirft er der CDU vor, die leichtfertig einen Traditionsstandort aufs Spiel setze. Auch SPD-Fraktionschef Dietmar Otto hat eine „ganze Menge Probleme“ mit einer Aufgabe der Poststraße. Zum einen lastet auf dem Grundstück ein Restitutionsbescheid. Solange die Gemeinde die Fläche für soziale Zwecke nutzt, erheben die Eigentümer keine Ansprüche. Zum anderen sieht Otto Konfliktpotenzial programmiert, wenn in unmittelbarer Nachbarschaft der Wohnbebauung, die im Grashüpferviertel bis an die Annastraße projektiert ist, eine Jugendfreizeitstätte entsteht. Und Gunnar Schilling von den Bündnisgrünen sieht statt Synergien zu einem etwaigen Gymnasium und einer Kita eher Platzprobleme auf dem Areal. Der Bau eines Gymnasiums müsse an der Annastraße Vorrang habe und dürfe „auf keinen Fall durch eine andere Investition gefährdet werden“.
Der SPD-Sachkundige Michael Tetzner bewundert den „Mut“ der Christdemokraten. Schließlich gebe es mit Freizeitstätten für jung und alt noch nicht so viele Erfahrungen, Stahnsdorf müsse da nicht unbedingt eine Vorreiterrolle einnehmen, sollte sich stattdessen ohne Eile „lieber woanders Projekte“ anschauen und in absehbarer Zeit das Vorhaben in der Poststraße realisieren. Auch müsse man sich über die Folgekosten eines Mehrgenerationenhauses bewusst sein: Je größer das Angebot, desto höher auch der finanzielle Aufwand. „Für mich ist das momentan eine Blackbox“, so Tetzner.
ClaB-Leiterin Bärbel Severin hält die Diskussion für überflüssig. Der derzeitige Standort in der Poststraße sei durchaus auch für ein Mehrgenerationenhaus geeignet. Zudem appellierte sie, die Frage des Standorts von der des Trägers zu trennen. Das Jugend- und Sozialwerk leiste seit sieben Jahren gute Arbeit in Stahnsdorf.
Eine Empfehlung gab der Bauausschuss letztlich nicht. Das Gremium definierte eine Reihe von Prüfaufgaben für die Verwaltung. Sie soll klären, ob das Areal an der Annastraße ausreichend Potenzial für ein Gymnasium, eine Kita und eine weitere Einrichtung hat. Zudem soll geklärt werden, wie viel Zeit die erforderliche Änderung des Bebauungsplan für das Gebiet kostet und ob lärmschutzrechtliche Belange zum angrenzenden Wohnviertel relevant werden. Letztlich gelte sicherzustellen, dass die Poststraße als Standort für eine gemeindliche Nutzung nicht verloren geht. Peter Könnicke
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