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Potsdam-Mittelmark: Stahnsdorfer Pokerspiel

Heiß begehrt: Ein Abschnitt der Wilhelm-Külz-Straße steht zum Verkauf / Dort sind zwei Märkte geplant

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Stahnsdorf - Die Gemeinde Stahnsdorf will ein Straßenteilstück der Wilhelm-Külz-Straße verkaufen. Grünes Licht bekam Bürgermeister Bernd Albers (BfB) dazu kürzlich von der Gemeindevertretung. Bisher gab es für das kommunale Grundstück nur einen Interessenten: Den Stahnsdorfer Investor und Immobilienkaufmann Uwe Driesener, der auf dem Gelände gegenüber dem Stahnsdorfer Hof einen Bio- und einen Drogeriemarkt ansiedeln möchte. Denn seit die Bäckerei Fink geschlossen ist, sieht nicht nur er eine Chance, das Gelände zu entwickeln. Auch die Mehrheit der Gemeindevertreter möchte den „Schandfleck“ am Ortseingang gern loswerden. Vor allem die baufälligen Hallen im Bereich des Bäkedamms, im Sommer gnädig vom Baumgrün verdeckt, sind vielen ein Dorn im Auge. Hocherfreut stimmten die Gemeindevertreter daher dem Verkauf der Straße an Investor Driesener zu, nachdem dieser ihnen seine Pläne für das Areal vorgestellt hatte (PNN berichteten). Die Pläne schließen neben dem Kauf von Straße und Bäckerei auch den Erwerb zweier benachbarter Grundstücke der Familie Krause ein, die dort eine Metallbaufirma betreibt.

Doch nach dem positiven Votum der Gemeindevertreter läuteten Anwohner die Alarmglocken. „Wir haben erst durch die Zeitung vom geplanten Erwerb der Grundstücke erfahren“, empörte sich Steffen Trodler gegenüber den PNN, dass die Eigentümer der Privatgrundstücke nicht befragt worden seien. Das betreffe vor allem seine Nachbarn, die Familie Krause, deren Wohnhaus mit einem Drogeriemarkt überplant wurde. Auch der Verkauf der Straße, eine bislang mit einem Tor abgesperrte Sackgasse, sei ein Unding. Denn die liege zwischen den beiden Grundstücken von Krauses. Die Straße zu kaufen, sei ihnen immer verwehrt worden, bestätigt auch Familie Krause, die das Gefühl hat: „Man will uns hier weghaben:“

Auf Nachfrage der PNN erklärte indes Peter Weiß, CDU-Gemeindevertreter und Immobilienmakler, der das Vorhaben eingefädelt hat: „Wir hatten seit Jahresanfang drei Gespräche mit Dirk Krause, auch Investor Driesener nahm an einer dieser Verhandlungen teil.“ Krauses waren bereit zu verkaufen, so Weiß, nur über den Preis sei man sich noch nicht einig gewesen, da Krauses Vorstellungen sich auf eine halbe Million Euro belaufen würden. Mit dieser Summe wollten sie ein Wohn- und Geschäftshaus an einem anderen Standort finanzieren. Außerdem sei die Straße den Krauses schon vor einigen Jahren zum Kauf angeboten worden, sie hätten seinerzeit abgelehnt. „Nun wollen sie auf einmal doch kaufen“, erfuhr Weiß unlängst von Bürgermeister Bernd Albers (Bürger für Bürger). Sogar an der einstigen Bäckerei wären sie auf einmal interessiert. „Das ist doch ein Pokerspiel", glaubt Weiß. Trodler räumt ein: „Ja, es gab ein einziges Kaufbegehren durch Herrn Weiß, aber das Grundstück, auf dem sich Krauses Wohnhaus befindet, stand dabei nie zur Diskussion.“

Erstaunt nahm in der vergangenen Woche auch Driesener zur Kenntnis, dass Krauses nun Straße und Bäckerei kaufen wollen. „Er hätte das doch zeitgleich tun können, als Bäcker Fink dringend einen Käufer suchte", meint er. Auch dass Familie Krause auf die seit Jahren abgesperrte Straße nun ein Gewohnheitsrecht habe, wie die Verwaltung kürzlich kundtat, verwundert ihn sehr. Schon zu DDR-Zeiten hatte die PGH Stahlbau der Öffentlichkeit mit einem Tor den Zutritt zu diesem Straßenabschnitt verwehrt. Die PGH ist weg, das Tor noch da. Nicht nur Investor Driesener hat hier Aufklärungsbedarf. An seinem Vorhaben will er aber festhalten, notfalls auch eine kleine Lösung ins Auge fassen und sein Projekt nochmal im nächsten Stahnsdorfer Finanzausschuss vorstellen.

Kirsten Graulich

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