zum Hauptinhalt
Die Produktion ist wieder angelaufen  Nach einem Großbrand in der Teltower Oderstraße hatte Endress und Hauser die Produktion eingestellt. Jetzt ist der Betrieb an seinem neuen Standort im Stahnsdorfer Gewerbegebiet wieder voll im Einsatz.

© pr

Von Tobias Reichelt: Stahnsdorfer Sensoren im Schoko-Tank

Endress und Hauser hat Produktion aufgenommen – Unternehmen will sich im Gewerbepark vergrößern

Stand:

Stahnsdorf - Am heimischen Frühstückstisch ist das leicht: Um zu wissen, wieviel Schokolade noch im Glas ist, reicht ein kurzer tiefer Blick. Schwieriger wird es, wenn der Brotaufstrich beim Produzenten in riesigen Tanks ohne Deckel gelagert ist. Wieviel ist da eigentlich noch drin? Die Produzenten wollen es genau wissen – für sie ist die Schokolade bares Geld, sagt Dieter Stolze, Betriebsleiter der Endress und Hauser Niederlassung in Stahnsdorf. Hier werden die Geräte entwickelt, die den Schoko-Füllstand in den Tanks auf den Millimeter genau bestimmen können.

Das Schweizer Familienunternehmen Endress und Hauser hat seine Produktion in der Region Teltow wieder aufgenommen. Ein Großbrand hatte im Mai die Labore, Büro- und Reinräume des Betriebes in der Teltower Oderstraße zerstört. Ein Millionenschaden war entstanden. Wenige Wochen zuvor hatte Endress und Hauser den Umzug nach Stahnsdorf geplant. Der Neubau im Gewerbegebiet wurde forciert. Für rund neun Millionen Euro entstand eine 3000 Quadratmeter große Produktionsstätte für die Druck- und Füllstandsmesstechnik in Nachbarschaft des Postverteilerzentrums. Sie wird am 30. April eingeweiht.

„Unsere Messgeräte kommen weltweit zum Einsatz“, erklärt Betriebsleiter Stolze, so nicht nur in Tanks voller Schokolade, sondern auch für Orangensaft, Bier, Zucker, Kies, Öl, Benzin, Säure oder Gas. Die Geräte können in ziemlich jedem Tank jede Füllung ausmessen.

Dabei bedient sich die Stahnsdorfer Technik einer Druckmessung: Ein zwischen zwei Metallmembranen in Öl gelagerter Sensor wird zum Beispiel in Schokolade getaucht. Wird der Tank weiter befüllt, steigt der Druck. So kann berechnet werden, wie viel Schokolade darin schlummert. Für viele Betriebe ist das eine wichtige Information, denn der Inhalt ist ihr Kapital. Würde beispielsweise der Füllstand in einem bis zu einhundert Meter breiten Öltank um nur wenige Millimeter falsch berechnet, kann der Unterschied mehrere Hundert Liter wertvollen Öls betragen.

In der Region Teltow hat die Herstellung der Messtechnik Tradition. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg produzierten die „Heinrich List Werke“ in Teltow Mess- und Prüfgeräte. Nach dem Krieg firmierte die Askania AG in Teltow, die mit Gründung der DDR enteignet wurde. Aus dem VEB Askania Teltow wurde 1954 das „Geräte- und Reglerwerk“, hier wurden Mitte der 70er Jahre Silizium-Drucksensoren entwickelt. Nach dem Fall der Mauer übernahm Siemens einen Teil des Betriebes und verlagerte ihn nach Berlin. Wenige Ausgründungen blieben in der Stadt, darunter auch die GRW Druckmesstechnik GmbH. Der Betrieb selbst stand 1994 vor der Pleite, als Endress und Hauser die letzten zwölf Mitarbeiter übernahm.

Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen in Stahnsdorf 64 Mitarbeiter. Weltweit arbeiten rund 8400 Menschen für Endress und Hauser. Das Unternehmen setzt 1,3 Milliarden Euro um. Seinen Hauptsitz hat der Betrieb in Maulburg.

Dass die Stahnsdorfer Niederlassung weiter wachsen soll, zeigen die vielen Baupläne, die überall in dem Neubau an den Wänden hängen. „Wir haben größer geplant“, erklärt Betriebsleiter Dieter Stolze. Der bestehende Neubau allein biete Platz, um die Zahl der Mitarbeiter noch zu verdoppeln. Darüber hinaus habe Endress und Hauser das Nachbargrundstück im Gewerbepark erworben. „Dort können wir eine zweite Produktionsstätte bauen“, erzählt Stolze. Die Pläne lägen vor. Bis zur Umsetzung müssen allerdings noch einige Schoko-Gläser geleert werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })