
© Fredrik von Erichsen
Spargel aus Potsdam-Mittelmark: Stange am Ende
Warum am heutigen Freitag die Spargelsaison endet, wieso Spargelbauern viel von Pfingsten reden und weshalb in Beelitz jetzt auf Heidelbeeren gesetzt wird – ein Überblick.
Stand:
Beelitz - Im Salat, mit Schnitzel, mit Sauce hollandaise oder etwas moderner in gebratener Form: Egal wie der Spargel zubereitet wird, „die Menschen sind mittlerweile spargelsatt“, sagt der Chef des Beelitzer Spargelvereins, Manfred Schmidt. Der Verkauf ist in den letzten Wochen merklich zurückgegangen, nachdem die Saison kurz nach Ostern mit großer Nachfrage und wenig Angebot gut gestartet sei. Bis Mitte Mai mussten Fans der weißen Stangen für das edle Gemüse bis zu zehn Euro pro Kilo bezahlen. Echte Genießer ließen sich davon nicht abhalten. Am heutigen Freitag, dem Johannistag, ist mit dem Spargelgenuss Schluss. Jetzt packen die polnischen Saisonarbeiter wieder ihre Messer ein und reisen ab. Die Saison ist offiziell beendet, kleine Restmengen des Gemüses gibt es in der kommenden Woche nur noch auf den Spargelhöfen.
Hört man sich bei den Spargelbauern um, wie die Saison verlief, so stößt man immer wieder auf Pfingsten – den Wendepunkt in der diesjährigen Produktion. Lief die Ernte mit ausreichend Erträgen spät an, „schoss uns der Spargel mit den warmen Temperaturen ab dem 15. Mai um die Ohren“, sagt Spargelbauer Josef Jakobs. Zuvor habe es im April noch Nachtfröste gegeben, der Spargel wuchs nur langsam. Auch die zuvor erzielten hohen Preise von zehn bis zwölf Kilo sausten nach Pfingsten in den Keller. Zum Ende der Saison lag der Durchschnittspreis nur noch bei rund fünf Euro.
Spargelbauern zufrieden mit der Saison
Auch wenn die Saison zweigeteilt war, sind die Jakobs-Brüder mit der Saison zufrieden. „Wir haben 20 Prozent mehr als im letzten Jahr geerntet“, so Josef Jakobs. Damit liege man wieder im Durchschnitt. 2015 sei es schlecht gelaufen, weil es zu kühl war. 2014 hingegen war ein Rekordjahr. Jetzt liege man wieder im Mittelfeld. Rund 1000 Tonnen Spargel haben die Jakobs-Brüder in diesem Jahr auf ihren rund 200 Hektar geerntet.
Bei Buschmann&Winkelmann, dem größten Spargelbetrieb in Beelitz, sind auf 600 Hektar rund 3000 Tonnen gestochen worden. Man habe das Ernteziel erreicht, so Ko-Geschäftsführer Ernst-August Winkelmann. „Und wir haben im Vergleich zum Vorjahr zehn Cent mehr pro Kilo eingenommen.“ Eine Besonderheit in diesem Jahr: Die Qualität der weißen Stangen war außergewöhnlich hoch, so Winkelmann. „Durch ein gleichmäßiges Wachstum hatten wir einen hohen Anteil an Spargel der Handelsklasse 1.“ Das brachte kräftige Gewinne.
Ein ähnliches Resümee zieht auch der Beelitzer Spargelverein: Manfred Schmidt, der Vereinsvorsitzende, hat sich auf den kleinen Spargelhöfen rund um Beelitz umgehört. „Es war kein überragendes, eher ein durchschnittliches Jahr“, so Schmidt. Zum Saisonstart bis Anfang Mai seien mit durchschnittlich zehn Euro pro Kilo jedoch sehr gute Preise erzielt worden.
Spargelbauern setzen auch auf Heidelbeeren
Obwohl im Volksmund der Spargel von den roten Kirschen abgelöst wird, setzt man in Beelitz jetzt auf kleine, dunkelblaue Beeren. In wenigen Tagen werden voraussichtlich an den Büschen die ersten vitaminreichen Kulturheidelbeeren reif sein.
Laut Manfred Schmidt setzen mittlerweile immer mehr Spargelbauern auf die Früchte. „Der Markt für Heidelbeeren aus der Region ist da und Flächen werden weiter ausgebaut.“ So würden die Heidelbeersträucher am besten mitten in Wäldern wachsen, sie bräuchten nährstoffreichen Waldboden. Schmidt hatte bereits Anfang der 90er-Jahre eine Pilotanlage in den Kiefernwäldern in Beelitz-Heilstätten betreut.
Auch Erdbeersaison läuft in Beelitz aus
Seither ist die Heidelbeere in Beelitz auf dem Vormarsch: Dass sich die Früchte, die in Amerika äußerst beliebt sind, auch in Deutschland immer besser verkaufen, zeigt sich auch auf dem Hof von Buschmann&Winkelmann. Die Geschäftsführer haben ihre bisherige Fläche von rund 50 Hektar um mehr als das Doppelte vergrößert. Saisonarbeiter und Selbstpflücker können ab Juli Sträucher auf insgesamt 125 Hektar abpflücken. Das entspricht etwa der Größe von 175 Fußballfeldern. Laut Winkelmann soll die Fläche sogar noch weiter ausgebaut werden. Neben dem Spargel läuft in Beelitz auch die Erdbeer- und Rharbarbersaison aus. Wer in den kommenden Tagen noch Lust hat, Himbeeren zu pflücken, kommt auf dem Beelitzer Jakobshof auf seine Kosten.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: