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Viel Feind, viel Ehr: Der Steinkauz beißt sich durch.

© Thomas Lähns

Potsdam-Mittelmark: Starke Lobby für den Steinkauz

Land fördert Auswilderungsprojekt mit 185 000 Euro / Landschaftsförderverein sucht weitere Helfer

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Potsdam-Mittelmark - Die „nächtliche Athene“ ist wieder häufiger am mittelmärkischen Himmel zu sehen. Es ist eine Rückkehr nach Jahrzehnten für die Athene noctua, so der lateinische Name des Steinkauzes. „In den 1970er Jahren war in unserer Ecke alles zu ordentlich und steril“, sagt der Vorsitzende des Landschafts-Fördervereins Nuthe-Nieplitz-Niederung, Karl Decruppe. Nur noch in Havelland und den Belziger Landschaftswiesen hatte es noch geringe Vorkommen gegeben. Inzwischen haben sich die Bedingungen aber verändert: Die Pflege von Kopfweiden und der Aufbau von Hecken und Streuobstwiesen haben dazu geführt, dass der Lebensraum für Steinkäuze wieder attraktiv geworden ist.

Die nur gut 20 Zentimeter große Eule kann für ihre Wiedereinbürgerung auf tatkräftige Hilfe setzen – und auf eine starke Lobby. Seit sechs Jahren bemüht sich der Landschaftsförderverein um die Wiederansiedlung, 2010 fand die erste größere Auswilderungsaktion statt. Im vergangenen Jahr wurden sogar 18 Jungvögel in die Freiheit entlassen. „Jetzt macht das Projekt der Steinkauzauswilderung Sinn“, sagt Decruppe im Hinblick auf die naturräumliche Entwicklung. Rund um den Blankensee haben sich Paten gefunden, die bei der Aufzucht helfen, indem sie unter anderem Nistkästen bauen. „Wir haben in den Dörfern ein ganzes Netzwerk aufgebaut, allerdings suchen wir noch weitere Partner, die helfen wollen.“ Decruppe weiß, dass ohne diese Hilfe die Population zusammenbrechen könnte.

Die Arbeit der Steinkauzfreunde findet auch auf Landesebene Unterstützung: 185 000 Euro soll es in diesem Jahr aus dem Fördertopf der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) für das Projekt „Steinkauzauswilderung“ im Naturpark Nuthe-Nieplitz geben, der Förderbescheid war im Dezember da. „Wir haben eine spezielle Arbeitsgruppe dafür ins Leben gerufen, dort können alle Interessierten mitarbeiten“, sagt Falk Witt, stellvertretender Vereinschef und Falkner und Jäger aus Körzin. Er selbst beherbergt seit Jahren mehrere Zuchtpaare. Neben Witt ist im Moment ein weiterer Züchter aus Blankensee an Bord. Durch die finanzielle Unterstützung können jetzt die Kosten für Futter während der Aufzucht gedeckt und Volieren gebaut werden.

Die Förderrichtlinien verlangen außerdem, dass die Jungvögel mit Sendern versehen werden, um deren Bewegung dokumentieren zu können. „Hier arbeiten wir mit der Vogelschutzwarte in Baitz bei Brück, die über entsprechende Erfahrungen verfügt“, so Projektleiter Peter Koch. Er möchte nicht nur weitere Züchter gewinnen, sondern auch Paten. Diese erhalten für ihr Engagement einen „Patenpass“ und werden zu Beringungsaktionen und der Auswilderung eingeladen. „Sicher ist das auch reizvoll für die Potsdamer und Berliner.“ Die Förderung sichert die Arbeit der nächsten drei Jahre ab, das Projekt soll dann aber weiter bestehen.

Obwohl der Steinkauz in der Nuthe-Nieplitz-Region viele Unterstützer hat, muss er um sein Überleben kämpfen: Marder und Greifvögel wie der Habicht sind seine natürlichen, Lkw und Züge die vom Menschen geschaffenen Feinde. Zudem droht auch Bleivergiftung, wenn er von Jägern mit entsprechender Munition erlegte Beute findet. Bis zu 70 Prozent der Jungtiere sterben in ihrem ersten Jahr, erklärt Falk Witt. Auch der Maisanbau, der in Zeiten der Biogasgewinnung immer stärkere Bedeutung gewinnt, bedroht Greifvögel wie den Steinkauz: Wie der Naturschutzbund Deutschland warnt, würden den Tieren dadurch wichtige Rückzugsräume verloren gehen. „Ich bin stolz, dass im Naturparkgebiet kaum Mais angebaut wird, hier überwiegen Grünland, Weideflächen und Getreide“, so Decruppe wörtlich. Andreas Koska

Andreas Koska

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