Potsdam-Mittelmark: Starke Show bei starker Strömung
Tausende Zuschauer kamen zum 9. Fährfest mit spektakulären Wasserski-Vorführungen nach Caputh
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Schwielowsee - Die Strömung im Caputher Gemünde rast, es brennt die Sonne über der Gemeinde Schwielowsee. ,,Heute herrschen ganz besondere Bedingungen“, urteilt Wasserskiclub-Präsident Heiko Hüller. Auch für Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) wird es wieder eine neue Herausforderung. Anlässlich des 9. Caputher Fährfestes am Samstagnachmittag schnallt sie zwei uralte Wasserski an und übersteht damit zwei Runden auf dem Gemünde.
Eingerahmt von Gabi und Josefine Hüller vom WSC Caputh Preußen kreist die Bürgermeisterin im schwarzen Sportanzug auf dem Wasser. Über 30 Stundenkilometer schnell ist sie unterwegs hinter dem Motorboot, auch wenn das vom Ufer kaum wahrnehmbar ist. Das Trio ist wegen der starken Strömung sitzend gestartet und winkt gleichermaßen freudig nach Geltow wie nach Caputh. ,,Sport ist für mich ein wichtiger Ausgleich“, sagt die Bürgermeisterin kurz danach. ,,Wer Buckelpiste fährt, kann auch hier die Strömung überstehen.“ Nur ein bisschen sei sie nass geworden. Einmal Training im Vorfeld habe diesmal für die Wasserski-Einlage reichen müssen, berichtet die 45-Jährige.
Beiderseits des Gemündes genießen Tausende Besucher den Tag mit unerwartet viel Sonnenschein. Dass es so heiß sein würde, hat kaum einer zu hoffen gewagt. Am schmalen Uferweg drängen sich die Gäste während der Wasserski-Schau des WSC Caputh Preußen – traditionell der Höhepunkt des Fährfestes. Unentwegt hallen Titel durch die Lautsprecher: mehrfache Deutsche Meister, Juniorenmeister, Europameister: in den Sportarten Wasserski-Fahren und Wakeboarding – mit nur einem, dafür doppelt so breiten Brett unter den Füßen – gehören die Sportler vom Schwielowsee zur nationalen und internationalen Spitze. Viel Applaus bekommt der mehrfache Deutsche Meister Christian Kurz. Er rauscht barfuß ohne Bretter übers Wasser und zeigt verschiedene Figuren.
Zum Ende des Showteils hält sich Präsident Heiko Hüller dann doch nicht mehr zurück. Auf dem Ponton, dem Steuerungszentrum der Show, nimmt er sein Telefon aus der Jeanstasche, übergibt die Aufsicht an einen Vertreter, sein Oberhemd hat er in der Sonne des Tages ohnehin schon Stunden zuvor abgestreift, stellt sich auf die Skier und lässt sich eine Runde durchs Gemünde ziehen. ,,Das ist spontan passiert“, sagt er. So lange der 65-Jährige noch mitmachen kann, will er das auch tun. ,,Man ist in der Natur und rasant unterwegs", schildert er seine sportliche Vorliebe.
Schweiß und Bier fließen reichlich an diesem Samstag in Caputh. Viele Besucher kommen aus der Mark und Berlin, bis Mitternacht werden es 5100 sein. Sie applaudieren bei Sprüngen über eine 50 Meter hohe Schanze und beim Formationslaufen, bestaunen eine Pyramide von acht Sportlern. Nach zwei Durchgängen des WSC auf dem Wasser flanieren die Gäste am Ufer entlang, erfreuen sich auf Geltower Seite über Amandas Tanzshow aus Nauen oder auf Caputher Seite über das Karaoke-Programm. Noch später, bei Dämmerung und in der Dunkelheit, folgen weitere Attraktionen auf dem Wasser mit dem „1. Deutschen Wasserski Show Team“ von der Mosel, Musik von Orion und ein Feuerwerk.
Die Idee für das Fährfest war einst am Lagerfeuer geboren worden. Bürgermeisterin Hoppe, Fährmann Karsten Grunow und Vereinspräsident Hüller saßen an einem lauen Abend des Jahres 2003 zusammen und überlegten, wie sie das Gemeinschaftsgefühl der Gemeinde stärken und gleichzeitig auch etwas für Tourismus und Wirtschaft tun könnten. Die Prämissen waren schnell gesetzt: Ein Fest ohne Eventagentur, aus eigener Kraft und ehrenamtlich organisiert sollte es sein. So ist es in neun Jahren gewachsen.
Genau in diesem Sinne war das Fest am Samstagmittag von der Fähre aus auf halbem Wege zwischen Caputh und Geltow von Kerstin Hoppe und Justizminister Volkmar Schöneburg (Linke) als Gast eröffnet worden. 60 Sponsoren hat die Gemeindeverwaltung zusammengetan. Mit deren Leistungen und dem Eintrittsobulus sind die Kosten von 30 000 Euro für das Fest beglichen. Beim Resümee klingen die Bürgermeisterin und der Vereinspräsident unisono zufrieden: bestes Wetter, keine Vorfälle, gelungenes Programm.
Thomas Wendel
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