Straßensperrung in den Heilstätten: Staufalle Beelitz
Ab Oktober soll die Landstraße 88 durch die Heilstätten saniert werden – wohl unter Vollsperrung. Für Autofahrer steht dann eine Route weniger zur Verfügung, wenn auf der A10 mal wieder alles dicht ist. Das Rathaus Beelitz ist von den Plänen überrascht.
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Beelitz - Verwirrung um die Bauarbeiten in den Beelitzer Heilstätten: Ab Oktober sollen die Arbeiten an der Landstraße 88, die den Ort von Nord nach Süd durchläuft und von vielen Autofahrern als Umfahrung der Baustelle der A10 genutzt wird, beginnen. Der Landesstraßenbetrieb spricht von einer nötigen Vollsperrung der Straße, im Beelitzer Rathaus ist nur von kurzzeitigen Sperrungen die Rede.
Wie berichtet sollen 1,5 Millionen Euro in die Komplettsanierung der Straße fließen, die derzeit teilweise nur aus mit Asphalt geflicktem Pflasterbelag besteht. Die Straße soll auf eine Breite von 7,50 Metern ausgebaut werden, Radstreifen auf der Straße entstehen und die Gehwege befestigt werden. Vor den Haupteinfahrten der Kliniken sollen Rondelle auf der Fahrbahn entstehen.
Arbeiten von Ende Oktober bis August 2017
Dazu soll die Straße nacheinander in zwei Abschnitten, nördlich und südlich der Bahnunterführung, komplett gesperrt werden, wie Frank Schmidt, Chefplaner des Straßenbetriebes, den PNN schon vor längerer Zeit sagte. Die geringe Straßenbreite lasse kein Arbeiten unter halbseitiger Sperrung zu, der Anliegerverkehr etwa zu den Kliniken werde aber gewährleistet. Schmid ist derzeit in Urlaub, laut dem zuständigen Dezernatsleiter Jürgen Franke habe sich an den Plänen aber nichts verändert. „Die Arbeiten werden Ende Oktober beginnen und bis August 2018 andauern“, so Franke am gestrigen Mittwoch. Einen genauen Ablaufplan gebe es noch nicht, wann die Vollsperrung der Straße beginnt, ist deshalb noch unklar. Die Arbeiten seien derzeit noch ausgeschrieben.
Der Beelitzer Bürgermeister Bernhard Knuth (Bürgerbündnis) kennt indes anscheinend andere Ausbaupläne: „Uns wurde vom Landesstraßenbetrieb signalisiert, dass es nur kurzzeitige Sperrungen geben werde.“ Zudem hätte der Landesstraßenbetrieb der Stadt zugesichert, dass in diesem Jahr nur vorbereitende Maßnahmen wie das Fällen von Straßenbäumen und das Verlegen von Leitungen erfolgen würden. „Es kann auf keinen Fall eine Vollsperrung über längere Zeitabschnitte geben“, so Knuth. Denn bei Unfällen in der Baustelle der Autobahn 10, die zwischen den Dreiecken Potsdam und Nuthetal seit dem Frühjahr um zwei Fahrspuren erweitert wird, nutzen Autofahrer die Landstraße als Umleitung – auch wenn sie nicht offiziell als solche ausgeschildert ist.
Im Juni kam es in Beelitz und den Nachbargemeinden zuletzt zum Eklat, als sich Blechlawinen durch die Ortskerne zwängten, da auf der Autobahn nur zwei statt drei Fahrspuren zur Verfügung standen. Ähnliches steht im Dezember an, wenn auf der A10 das nächste Mal Fahrbahnen ummarkiert werden müssen – nur dass diesmal womöglich die Landstraße durch die Heilstätten als Umleitungsalternative wegfällt.
ADAC-Experte: Verkehrschaos ist vorprogrammiert
„Es ist dringend nötig, dass die Landstraße im Dezember frei ist, sonst ist das Verkehrschaos vorprogrammiert“, sagt Jörg Becker, Leiter der Verkehrsabteilung des ADAC Berlin-Brandenburg, den PNN. Zwar sei der Ausbau der Landstraße dringend nötig, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Die Arbeiten seien schon viel zu lange hinausgezögert worden. Der Straßenbetrieb müsse sich aber zwingend mit der bundeseigenen Fernstraßenplanungs- und Bau GmbH Deges, die den Autobahnausbau koordiniert, absprechen. „Jetzt reicht schon ein Bagatellunfall aus, um einen Megastau zu provozieren.“ Besonders in der Zeit der Weihnachtsferien mit entsprechendem Reiseverkehr sei Vorsicht geboten, die Bauarbeiten an der Landstraße müssten da unterbrochen werden.
Das ist laut Jürgen Franke vom Landesstraßenbetrieb nicht möglich. Wenn die Arbeiten einmal begonnen haben, müssten sie auch zügig am Stück zu Ende gebracht werden. Zudem sei die Landstraße ja keine offizielle Umleitungsstrecke für die Autobahn. Mit der Deges sind die Arbeiten ohnehin nicht abgesprochen, wie deren Pressesprecher Michael Zarth den PNN bestätigte.
Der Ausbau der L 88 könnte nicht warten
Aus dem Brandenburger Infrastrukturministerium hieß es gestern, dass man die Verkehrsverhältnisse auf der Landstraße und die mittlerweile bekannte Situation mit der Autobahnbaustelle abgewogen habe und mit dem Ausbau der Landstraße nicht noch vier Jahre warten könne, bis die Arbeiten an der Autobahn abgeschlossen sind. Laut Ministeriumssprecher Steffen Streu soll die Autobahn schließlich grundsätzlich auf drei Fahrstreifen pro Richtung befahrbar sein, nur in kleinen Zeitfenstern erfolge eine zweispurige Verkehrsführung. „Etwaige Unfall- und Stauerscheinungen können somit nicht als Standardfall unterstellt werden“, so Streu.
Als Umleitung zwischen den Heilstätten und Beelitz dient während der Vollsperrung die A9 kurz hinter dem Dreieck Potsdam. Bei den vergangenen Einschränkungen auf der Autobahnbaustelle reichte der Stau oft auf die A9 zurück.
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Wird die Landstraße durch die Beelitzer Heilstätten wirklich ab dem Herbst voll gesperrt, wie es derzeit anscheinend vorgesehen ist, stehen Autofahrer spätestens im Dezember vor der Wahl, in welchem Stau sie sich denn anstellen wollen. Ein Kommentar >>
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