Potsdam-Mittelmark: Steinerne Hausgeister gegen leere Kassen
Pfiffige Idee in Zehdenick zur Sanierung der Altstadt: Fassadenschmuck gegen finanziellen Obolus
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Pfiffige Idee in Zehdenick zur Sanierung der Altstadt: Fassadenschmuck gegen finanziellen Obolus Von Wolfgang Jasinski Das nordbrandenburgische Städtchen Zehdenick (Oberhavel) ist nicht länger von allen guten Geistern verlassen: Am Freitag wurden dort elf steinerne Hausgeister enthüllt und getauft, die Ungemach von den Bewohnern der jeweiligen Häuser abhalten sollen. Der mittelalterliche Glauben hatte die Stadtväter und den Sanierungsträger Brandenburgische Stadterneuerungsgesellschaft mbH (BSG) auf die pfiffige Idee zur Sanierung der Altstadt gebracht. Danach fertigten Künstler den Fassadenschmuck gegen einen finanziellen Obolus und nach den Wünschen der Hauseigentümer. Die Skulpturen entstanden im Mai 2003 in einer Bildhauerwerkstatt aus Sandstein, der in der Sächsischen Schweiz gebrochen wurde. Nun wurden sie mit viel Spaß, Musik, Schüler-Gedichten und einem Tropfen des Obstlers „Die guten Geister von Zehdenick“ getauft - als erster der Geist „Till“, der dem volkstümlichen Schalk Eulenspiegel sehr ähnelt. Den Reigen beschloss der Rathausgeist mit dem bezeichnenden Namen „Stempel“. Am Marktplatz sind auch die meisten anderen Hausgeister konzentriert. Die Zehdenicker verzeichnen durch die steinerne Zierde, die sich im vergangenen Jahr schon mal in der Ausstellung „Zehn Jahre Stadterneuerung“ vorstellen durften, nach BSG-Angaben bereits einen Image-Gewinn. Die Geister hätten Denkmalpfleger, Sponsoren und Kommunalpolitiker an einen Tisch und damit Schwung in die Stadtsanierung gebracht sowie Investoren angelockt. Sogar einen neuen Fördermittelbescheid des brandenburgischen Bauministers schreiben manche Leute den Geistern zu. Die Einwohner selbst wünschen sich wie ihre Vorfahren, dass die Geister sie schützen. „Neben Naturgewalten und menschlichen Schwächen fürchten sie vor allem leere Haushaltskassen, Parteiengezänk und Wirtschaftsnot“, heißt es in einer Mitteilung der Stadterneuerungsgesellschaft. „Ein reiches Betätigungsfeld für Hausgeister.“
Wolfgang Jasinski
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