
© Manfred Thomas
POTSDAM-MITTELMARK: Stilles Konzert
Die Lehrer der Kreismusikschule protestierten mit einer Kunstaktion gegen ihre schlechte Bezahlung
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Potsdam-Mittelmark - Keine Saite wird zum Klingen gebracht, die Tuba wirkt allein durch ihre optische Größe. Nur die Hände des Dirigenten bewegen sich lautlos durch die Luft. Eine volle halbe Stunde lang spielte ein Ensemble der Kreismusikschule – nichts. Mit der Aktion wollten die überwiegend freien Honorarkräfte der Kreismusikschule in Kleinmachnow am Mittwochnachmittag auf ihre schlechte Bezahlung aufmerksam machen. „Potsdam-Mittelmark ist ein reicher Landkreis, trotzdem verdienen die Musiklehrer, die auf Honorarbasis arbeiten, hier am wenigsten“, sagt Elternvertreterin Franziska Oeff.
Im Schnitt sind das 19 Euro für 45 Minuten Musikunterricht. Fest angestellt sind an der Kreismusikschule nur zwanzig Lehrer, der überwiegende Teil, nämlich 130 Kräfte, arbeitet frei. Die schlechte Bezahlung der Honorarkräfte führe zu einer starken Fluktuation bei den Lehrern, so Oeff. Allzu oft müssten sich die Kinder auf neue Lehrer einstellen. Doch eine Anpassung an das Tarifniveau ist bislang nur für die Angestellten geplant, bis 2015 soll sie umgesetzt werden.
Wirklich zufrieden ist Katharina Achilles, eine der wenigen Festangestellten, auch damit nicht. „Das dauert zu lange, im kommenden Jahr werden wir davon noch gar nichts spüren.“ Doch auch für sie hat die Unterstützung der freien Kollegen jetzt erst einmal Vorrang.
Im Innenausschuss des Kreistages war am Dienstag ein Beschlussvorschlag der Linken abgelehnt worden, die für die freien Mitarbeitern eine Honorarerhöhung von zwei Euro pro Unterrichtsstunde vorsah. Die festangestellten Lehrer der Kreismusikschule sollten laut Vorschlag der Linken ab sofort nach dem Tarif des öffentlichen Dienstes bezahlt werden. Vertreter anderer Fraktionen beriefen sich ebenso wie die Verwaltung indes darauf, dass ja bereits vereinbart wurde, die Gehälter der Festangestellten bis zum Jahr 2015 schrittweise anzuheben. Vorgesehen sei in diesem Zusammenhang auch eine geringe Erhöhung der Zuschüsse für Honorarkräfte, sagte Fachbereichsleiter Thomas Schulz. Konkret geht es dabei um ein Plus von 1,40 Euro. Unter dem Strich würde der Kreis demnach 2015 insgesamt 1,26 Millionen Euro für die Kreismusikschule und die Volkshochschule zahlen, derzeit sind es 883000 Euro. Weitere finanzielle Spielräume sieht Schulz angesichts der Sparzwänge im Landkreis nicht. Deshalb sei der Geschäftsführer der Schul-GmbH, Michael Goldammer, bereits beauftragt worden, ein Modell für eine Gebührenerhöhung in den Jahren 2013/14 vorzulegen.
Ganz fair findet Franziska Oeff das nicht: „Wir zahlen die Beiträge für das volle Jahr, davon sind aber zwölf Wochen Ferien.“ Das Problem: Die Honorarkräfte werden während dieser Zeit nicht bezahlt. Der Grund für die im Vergleich mit den Nachbarkreisen schlechte Bezahlung: Die Musikschule wird seit neun Jahren als GmbH geführt – „damals sollte die Verwaltung verschlankt werden, man versicherte uns aber, dass das keinerlei finanzielle Nachteile bedeuten würde“, sagt Achilles. Wäre die Musikschule noch an den Kreis angegliedert, müsste der sich mit 40 Prozent an den Gesamtkosten beteiligen – so seien es lediglich 28 Prozent. Dabei forderten Politik und Wirtschaft doch immer mehr Teamfähigkeit und Kreativität von jungen Menschen – „beides Dinge, die sich in einem Orchester spielend erlernen lassen“, so Achilles. Auch, wenn das manchmal schweigt.
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