Potsdam-Mittelmark: Stolperstein-AG trennt sich von Kurage Für 2015/2016
ist Gedenkbuch geplant
Stand:
Werder (Havel) - Die „Arbeitsgruppe Stolpersteine“ in Werder hat sich selbstständig gemacht. Die Arbeitsgruppe, die bislang als Ableger des Werderaner Antirassismus-Bündnisses Kurage fungierte, gehe jetzt eigene Wege, wie es in einer Pressemitteilung der AG heißt. Auch den Namen habe man verändert in „Arbeitsgruppe Erinnern und Bewahren – Werderaner Verfolgtenschicksale aus der NS-Zeit“ (AGV). Die Arbeitsgruppe hatte sich vor gut drei Jahren mit dem Ziel gegründet, für Opfer der Nazi-Diktatur, die in Werder und Glindow gewohnt haben, sogenannte Stolpersteine zu verlegen. Es handelt sich um Messingplatten, die vom Kölner Bildhauer Gunter Demnig in ganz Europa vor den letzten Wohnstätten der Naziopfer in den Gehweg eingelassen werden.
Die ersten acht Stolpersteine in Werder waren am 15. Oktober verlegt worden. Nach PNN-Informationen gab es Streit, weil Kurage die Rechercheleistung der AG bei der Verlegung nicht würdigte und außerdem einen jahrelangen Konsens kündigte: nämlich, dass nur Stolpersteine für Personen verlegt werden, die dem Naziterror zum Opfer fielen. Vielmehr öffnete sich Kurage für Überlegungen, auch für Familienangehörige, die die Befreiung überlebten, Stolpersteine zu setzen. Das habe sich das Büro des Künstlers Demnig so gewünscht, Kurage sei auf den Vorschlag eingegangen und habe die Arbeitsgruppe bei der weiteren Kommunikation mit Demnigs Büro „abgehängt“, wie aus einem AG-Protokoll hervorgeht.
Kurage-Sprecher Hans-Hartwig Lau bestätigte gestern, dass es Unstimmigkeiten gegeben habe. „Die AG fühlte sich nicht richtig gewürdigt. Sie hat tatsächlich eine hervorragende Arbeit geleistet.“ Kurage habe allerdings gegen alle Widerstände das eigene Ziel erreicht, dass in Werder Stolpersteine verlegt werden können. „Jetzt kann natürlich jeder, der will, weitere Steine verlegen. Das ist die Arbeitsgruppe, das sind aber zum Beispiel auch Angehörige von Opfern.“
Bei der neuen AGV sieht man derweil die Möglichkeit, nach der Umbenennung später auch die Schicksale anderer in Nazi-Deutschland aus politischen oder „rassischen“ Gründen verfolgte Gruppen von Werderaner Einwohnern in Erinnerung zu rufen, wie es in der Pressemitteilung weiter heißt. Zunächst aber werde man als Beitrag zur Erinnerungskultur der Stadt vor allem die Arbeit an einem Gedenkbuch für die ermordeten und vertriebenen jüdischen Einwohner fortsetzen. Das Erscheinen sei für 2015/16 geplant.
„Im Zusammenhang damit treibt die AGV auch die Verlegung von vielleicht 20 weiteren Stolpersteinen in den verschiedenen Ortslagen von Werder nach Maßgabe ihrer Recherchen voran“, heißt es in der Pressemitteilung. hkx
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: