Potsdam-Mittelmark: Straßen geschenkt Baubeginn im Teltower Buschwiesenkarree
Teltow - Schlehen gehören zu den ältesten Obstgehölzen, doch die Teltower Schlehenstraße ist so neu, dass der Fugensand noch bei jedem Schritt knirscht. Gestern wurde die kürzlich fertig gestellte Zufahrtsstraße zum künftigen Wohngebiet „Buschwiesenkarree“ feierlich mit vier weiteren Straßen eingeweiht.
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Teltow - Schlehen gehören zu den ältesten Obstgehölzen, doch die Teltower Schlehenstraße ist so neu, dass der Fugensand noch bei jedem Schritt knirscht. Gestern wurde die kürzlich fertig gestellte Zufahrtsstraße zum künftigen Wohngebiet „Buschwiesenkarree“ feierlich mit vier weiteren Straßen eingeweiht. Namen wie Rotdorn-, Weißdorn-, Feuerdorn- und Goldregenweg gab die niederländische Investorengruppe Middle Europe Investments (MEI) den neuen Straßen, an denen diese einheimischen Gehölze auch bald angepflanzt werden sollen. 1,2 Millionen Euro kostete das rund 1,2 Kilometer lange Straßennetz, das MEI-Geschäftsführer Ate Kuipers der Stadt nun als Geschenk übergeben konnte.
Allerdings nicht ohne dabei zu betonen, dass man mit der Erschließung der einstigen Militärbrache ein hohes Risiko eingegangen sei. Denn auf dem Areal von 10,6 Hektar, das von 1945 bis 1994 russisches Militärgelände war, mussten erst einmal 14 Gebäude und Hallen abgerissen werden. Anschließend galt es, 32000 Quadratmeter betonierte Bodenflächen zu beseitigen, ein großer Teil davon waren unterirdisch versteckte Fundamente. Auch auf Altlasten musste das Gelände akribisch untersucht werden, denn bevor es russische Truppen übernahmen, war darauf eine Kaserne der Deutschen Wehrmacht errichtet worden, die während des Zweiten Weltkrieges Angriffsziel der Alliierten war. Nach Auswertung von Luftbildern suchte Sprengmeister Klaus Zucker und sein Team mit Spezialgeräten alle Bereiche ab und fanden 15 Brandbomben, teilweise mit Brandmasse gefüllt. Sogar einst vergrabene Munitionskisten einer Flakstation aus den letzten Kriegstagen spürten sie auf und noch rechtzeitig konnte eine Sprenggranate entschärft werden, die ein Maschinist in einem Steinbrecher entdeckte.
Nachdem kontaminierter Boden ausgetauscht und auch das Grundwasser auf Unbedenklichkeit überprüft worden war, erfolgte im November der erste Spatenstich. Seit dieser Zeit konnte bereits ein Drittel der 65 Einzelparzellen verkauft werden. Die Grundstücksgrößen sind sehr variabel und reichen von 475 bis 2270 Quadratmetern, die Preise reichen von 63 bis 145 Euro pro Quadratmeter. Familie Brüggemann hat sich für ein Grundstück an der Schlehenstraße entschieden, das an eine landwirtschaftliche Nutzfläche angrenzt.
Seit zehn Jahren wohnen sie ganz in der Nähe, in der Blumensiedlung. Doch nun wollen sie selbst ein Haus bauen, damit ihre drei Hunde mehr Auslauf bekommen. Die Wiesen ringsum seien zwar für Spaziergänge ideal, aber richtig perfekt sei das alles erst mit eigenem Garten. Noch vor einigen Jahren hätten sie sich nicht vorstellen können, einmal hier zu wohnen: „Da war das Gelände ein Schandfleck, der einem Unbehagen einflößte.“ Nun sollen hier bald Einzelhändler, Drogerie und Apotheke angesiedelt werden. Schon jetzt gebe es im nahen Pflanzencenter und im Bauernmarkt Fleischer, Gemüsehändler und Bäcker.
Vorteilhaft finden Brüggemanns die Bushaltestellen an der Ruhlsdorfer Straße, zudem sei der S-Bahnhof nicht weit. Zu den ersten Häuslebauern im Buschwiesenkarree gehören auch viele junge Familien, die mit ihren Sprösslingen gestern schon mal die neue Heimat inspizierten. Unbeeindruckt vom Zeremoniell untersuchten einige Knirpse die Fugen zwischen den Betonsteinen der neuen Straße, während andere auf den Grundstücken Sandburgen bauten.
Schon in den nächsten Tagen werden erste Baugruben ausgehoben, für die Jüngsten wird bald der erste Spielplatz gebaut. Im südlichen Areal sollen Indoor-Spielplätze für Kinder und Jugendliche gebaut werden.
Kirsten Graulich
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