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Von Ariane lemme: Streben aus der rostigen Umklammerung

In der Hofschmiede von Torsten Theel nimmt das Teltower Denkmal zum Arbeiteraufstand Formen an

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Teltow - Die Form ist bereits zu erkennen, doch noch fehlen ein paar kleine, aber aufwendige Details. Wie  Schilf im Wind neigen sich die nach oben geöffneten Stahlrohre aus einer statischen, rostigen Umklammerung, die den Fuß des Denkmals bildet. „Die Stehlen symbolisieren die Frauen, die sich zusammengeschlossen haben um aus dem System auszubrechen“, sagt die Zehntklässlerin Lena Ritz. Zum Jahrestag des Volksaufstands vom 17. Juni 1953 soll das Teltower Denkmal fertig sein. Entworfen haben es sieben Schüler des Immanuel-Kant-Gymnasiums, der Künstlers Torsten Theel arbeitet in seiner Hofschmiede in Dahlem Dorf seit zwei Monaten an der Umsetzung.

In Teltow hatten Arbeiter des ehemaligen Dralowidwerk, dem späteren VEB Elektronische Bauelemente am 17. Juli 1953 die Arbeit niedergelegt, um gegen Normerhöhung, die schlechte Wohnsituation und mangelnde soziale Versorgung zu demonstrieren. 25 von ihnen wurden verhaftet. Daraufhin legten die Frauen des Betriebes die Arbeit so lange nieder, bis ihre Kollegen wieder freikamen. „Wir waren uns schnell einig, mit dem Denkmal den Mut der Frauen zu thematisieren“, erklärt Lena, auf deren Entwurf sich die Gruppe geeinigt hatte. Am Bau der Skulptur selbst sind die Schüler nicht beteiligt, das sei zu gefährlich, erklärt Torsten Theel am Donnerstag beim Ortstermin. Das offene Feuer und die schweren, oft glühend heißen Metallteilen machen die künstlerische Arbeit zu einem Knochenjob.

Versteckt hinter dem fast fertigen Denkmal steht auf einer Werkbank ein kleines Modell des Denkmals. Daran haben auch die Schüler mitgearbeitet und auch die Entstehung der eigentlichen Skulptur mit verfolgt. Wer wollte, durfte sich in Theels Werkstatt auch an kleineren Metallarbeiten versuchen und etwa einen Kerzenständer schmieden. „Wir haben uns immer erst nach der Schule getroffen, die Geschichte recherchiert, mit Zeitzeugen gesprochen und unter der Anleitung von Torsten Theel Zeichnen geübt“, erzählt Ivo Tittmann, einer der beiden Jungen in der Gruppe. 40 000 Euro lässt sich die Stadt Teltow das Denkmal kosten, die Hälfte davon bekommt Theel für seine Arbeit. Das sei nicht viel, allein schon wegen der hohen Materialkosten, sagt Michael Belkner, Teltows Fachbereichsleiter für Soziales und Kultur: „Das ist weit unter dem Preis, den man sonst für Kunstwerke dieser Art bezahlt.“

Bürgermeister Thomas Schmidt hofft, dass es mit dem Denkmal gelingt, die Erinnerung an den Arbeiteraufstand an Jugendliche und spätere Generationen weiterzugeben. Eingeweiht wird die Skulptur am 17. Juni am Hamburger Platz, gleich gegenüber dem einstigen Dralowidwerk. Das Gelände rund um den Platz baut die Gemeinde mit weiteren 20 000 Euro aus.

Bis Juni haben Theel und seine Mitarbeiter aber noch viel zu tun. Die Stahlrohre sollen noch eine silbrig-blaue Lasur erhalten. Die Farbe ergibt später einen schönen Kontrast zu den unbehandelten, rostigen Metallplatten des Sockels. Geschmiedete Metallbänder, die mit ihren feinen Rillen fast wie weicher Stoff aussehen, werden jeweils sechs der Rohre umschlingen, „damit wollen wir das Denkmal vor allem vor Vandalismus schützen, es dient aber auch der Statik“, erklärt Theel. Dann fehlt auch noch die Schrifttafel, die in wenigen Worten den Aufstand des 17. Juni erklärt und außerdem die Namen aller an der Entstehung des Denkmals Beteiligten aufführt.

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