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Potsdam-Mittelmark: Streit um DDR-Schulnamen

Linke: Saarmunder Schule soll sich zu Namen von Archiv-Chef Hochmuth bekennen / Kritik an Direktorin

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Nuthetal - Die Saarmunder Grundschüler sollen wieder in eine Schule mit DDR-Namen gehen – das wünscht jetzt offenbar die Linke in Nuthetal. Den 1982 vergebenen Namen „Walter Hochmuth“ verwendet die Schule allerdings gar nicht mehr. Auch auf der Schulhomepage wird er nicht mehr erwähnt. Dass der Namenszug nicht einmal mehr auf dem Schul-Briefpapier auftauche, halte sie für falsch, erklärte Die Linke-Gemeindevertreterin Annerose Hamisch-Fischer auf der Gemeindevertreter-Sitzung diese Woche.

Zudem habe kaum jemand registriert, dass seit der Fenstersanierung der Schule der Namenszug am Gebäude fehlt, kritisierte Hamisch-Fischer weiter. Die Schuldirektorin Ute Gehrmann möge vor der Gemeinde dazu eine Stellungnahme abgeben, forderte sie und stellte einen entsprechenden Antrag.

Dass jemand auf den alten Namen der Schule so viel Wert legen könnte, ist für die Direktorin Gehrmann schwer nachvollziehbar. Auf PNN-Anfrage erklärte sie, dass der Schriftzug an der Schulfassade aus sicherheitstechnischen Gründen entfernt worden sei. Der Zustand der Buchstaben sei desolat gewesen. Mit der Gemeinde habe sie darüber nicht gesprochen, räumte Gehrmann ein. Es gäbe wichtigere Probleme zu bewältigen.

Dass sieht die Gemeindeverwaltung allerdings anders: Laut Verwaltungsmitarbeiter Wolfgang Kettmann müssen Entscheidungen wie die über den Namen einer Schule auf Antrag geprüft werden. „Ein Name kann man nicht eigenmächtig unter den Tisch fallen lassen. Die Gemeinde als Schulträger muss dazu gehört werden“, so Kettmann. Er verwies auf die Kita „Anne Frank“ im Eichhörnchenweg, die vor Jahren vor einer ähnlichen Situation stand. Eltern sahen damals Probleme mit dem alten Namen der Kita. Dort sei man aber korrekt damit umgegangen. Eltern, Kita-Mitarbeiter und die Gemeinde als Träger hätten sich gemeinsam beraten und für den neuen Namen entschieden.

Ute Gehrmann sieht jedoch auch aus anderer Sicht Unklarheit in der Namensangelegenheit. „Ich zweifle arg an, ob unsere Schule überhaupt noch so heißt! Bis 1990 war es die Polytechnische Oberschule Walter Hochmuth (POS). Danach wurde die Grundschule Saarmund neu gegründet. Es ist mir kein Beschluss bekannt, der dieser neuen Schulform den Namen Hochmuth übertragen hat.“

Ute Gehrmann, die seit zwölf Jahren an dieser Schule als Direktorin tätig ist, kritisiert zudem, dass sie von den Gemeindevertretern nicht zum Sachverhalt gefragt worden ist. Die Beschlüsse zur Namensübertragung wolle sie nun von der Gemeindeverwaltung sehen. Auch ob es einen Beschluss der Schulkonferenz zum Thema gäbe, ist bislang nicht bekannt.

Das derzeitige Schulgebäude Saarmund wurde am 1.Mai 1982 als Neubau eingeweiht. Die damalige Schuldirektorin war Annerose Hamisch-Fischer, die auch den Prozess der Namensgebung begleitete. Am 7.Oktober 1982 wurde die Schule nach dem Antifaschisten und späteren DDR-Diplomaten und Staats-Archiv-Chef Walter Hochmuth benannt.

Saarmunds damalige Ortschronistin Magda Grahl, die auch 40 Jahre an dieser Schule unterrichtete, hatte Kontakte zur Familie Hochmuths in Potsdam-Bornim aufgenommen, um eine umfangreiche Dokumentation an der Schule zur Person Hochmuths zu erstellen.

Ute Kaupke

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