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Potsdam-Mittelmark: Streit um Lohnfortzahlung bei O2 geht weiter

Teltower Call-Center-Mitarbeiter streiten vor Gericht auch um ihre Versicherung

Teltow - Für einige der ehemaligen O2-Call-Center-Angestellten aus Teltow ist der Arbeitskampf vorbei: Sie haben die Klage vor dem Potsdamer Arbeitsgericht fallengelassen und einen Vergleich mit dem früheren Arbeitgeber ausgehandelt. „Insgesamt zehn Kläger haben diesen Weg gewählt“, sagte Jan Leege, Sprecher des Arbeitsgerichts den PNN.

Rund 120 ehemalige Angestellte aber kämpfen weiter: Um ihr Gehalt für August und September und Oktober etwa, dass ihnen, so sind sie überzeugt, laut Kündigungsfrist zusteht. Gleichzeitig seien alle Mitarbeiter, egal ob diese den Vergleich angenommen hätten oder nicht, bei den Krankenkassen und Rentenversicherungen abgemeldet worden, kritisierte Betriebsrat-Sprecherin Simone Köhler. „Ganz ehrlich, mir fehlen da die Worte“, fügte sie hinzu. Auch die Nacht- und Sonntagszuschläge sind Gegenstand der Klagen

Bei O2 ist man sich indes sicher, „mehr als fair“ gegenüber den insgesamt 170 Mitarbeitern gewesen zu sein, die sich im Februar der Übernahme ihres Call-Centers durch die Bertelsmann-Tochter Arvato widersetzten. „Wir haben ihnen das Angebot gemacht, an die Filiale in Hamburg zu wechseln“, betonte O2-Sprecher Albert Fetsch auf Anfrage. Wer dieses Angebot nicht annehmen wollte, hätte eigentlich fristlos gekündigt werden können.

Der Hintergrund: O2 hatte Anfang des Jahres sein Teltower Call-Center an Arvato verkauft, doch ein Großteil der Belegschaft hatte sich daraufhin der Übernahme widersetzt. Arvato hatte bereits im Vorfeld angekündigt, die Löhne nach Ablauf des Jahres um etwa die Hälfte zu senken. O2 hatte die 170 Widerständler daraufhin sofort vom Dienst freigestellt, im Juni kam schließlich das Angebot, nach Hamburg zu wechseln .

Genau das wollte sich zum Beispiel Mirko Fandré nicht gefallen lassen. Ein Umzug nach Hamburg sei vor allem für diejenigen, die Familie hätten, nicht einfach – Kinder gehen hier zur Schule, der Partner arbeite ebenfalls in der Region, so Fandré. Auch Köhler ist überzeugt: „Einen Umzug innerhalb von vier Wochen zu organisieren, sowie neue Kitaplätze oder Schulen zu finden wäre auf keinen Fall zu schaffen gewesen. Das, so Köhler, würde auch das Potsdamer Gericht so sehen.

Bei O2 wiegelt man den Vorwurf hingegen ab: Die Mitarbeiter hätten seit Ende 2010 gewusst, dass der Standort weiterverkauft wird. „Somit war Zeit genug, sich auf einen Umzug vorzubereiten“, so Fetsch. Es sei schließlich bekannt, dass O2 im Raum Berlin kein Call-Center mehr betreibt. „Wir hätten zudem selbstverständlich Hilfe beim Umzug angeboten – doch keiner der betroffenen Mitarbeiter kam auf uns zu“, so Fetsch.

Falsch, sagt Simone Köhler: Die Umzugshilfe wurde erst auf mehrfache Nachfragen von Mitarbeitern und Betriebsrat angeboten. Ob Fandré und seine Mitstreiter ihre Gehälter doch noch erhalten, wird sich im November klären, dann werden die Klagen abschließend verhandelt. Ariane Lemme

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