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Potsdam-Mittelmark: Streit um Werbetafel in Caputh
Gemeindeverwaltung und Anwohner sehen Erholungsort durch drei Meter hohe Tafel verschandelt
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Schwielowsee - Eine große Werbetafel führt in Caputh zu Streit: Vor wenigen Tagen ließ Osman Torlak im Vorgarten seines Mehrfamilienhauses in der Friedrich-Ebert-Straße 23 eine fast drei Meter hohe Tafel aufstellen – zum Ärger der Nachbarn und des Ortsvorstehers. Offenbar haben wütende Caputher jetzt aus Protest auf der Werbefläche ein Plakat mit der Aufschrift „Kurort ... schön so?“ angebracht.
Eine so große Werbetafel dürfte es nach Ansicht von Peter Giebler, der gegenüber wohnt und ein Gästehaus betreibt, mitten in einem staatlich anerkannten Erholungsort nicht geben. „Der Ort kann doch nicht so eine Industrieausprägung haben.“ Seinen Gästen, die Kurtaxe zahlen müssten, könne so ein Bild jedenfalls nicht geboten werden. Das gegenüberliegende Grundstück beschreibt Giebler als verwahrlost. Auch der etwa 1,50 Meter hohe Gartenzaun erinnere ihn an ein Gewerbegebiet. Schon im vergangenen Jahr hätten sich seine Gäste gewundert, wie ungepflegt es aussehen würde. „Als dann auch noch der Betonmischer auf der anderen Straßenseite stand, haben wir nur noch gestaunt.“ Der genervte Nachbar kann nicht verstehen, wie die Gemeinde sich so etwas gefallen lassen könne. Er hat sich am Montag schriftlich an das Rathaus gewandt und um Erklärungen gebeten.
Auch Ortsvorsteher Jürgen Scheidereiter (Unabhängige Bürger) ist verärgert: „Das ist unmöglich, so eine Werbetafel passt nicht in unseren Ort.“ Er hat den Bau an der Ortsdurchfahrt erst am vergangenen Samstag gesehen und will jetzt klären, wer das Schild genehmigt hat. „Der Ortsbeirat wird das wahrscheinlich auch nicht billigen.“ Scheidereiter kündigte an, das Thema in der morgigen Gemeindevertretersitzung anzusprechen. Doch auch aus dem Rathaus kommt Kritik: Schwielowsees Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) erklärte, dass die Gemeinde sich seit etwa anderthalb Jahren dagegen verwehrt hätte.
Osman Torlak hatte im Oktober 2011 den Bauantrag gestellt und von der Bauaufsicht des Landkreises grünes Licht für die Tafel erhalten. Die Behörden hätten ihm lediglich vorgeschrieben, dass die nächtliche Beleuchtung der Tafel nicht so hell sein dürfte wie ursprünglich vorgesehen, sagte Torlak den PNN. „Der Rechtsanspruch des Antragstellers für den Bau auf seinem Grundstück hatte Vorrang vor den Einwänden der Gemeinde“, erklärte der Sprecher des Landratsamtes, Kai-Uwe Schwinzert, auf Anfrage.
Den Ärger um seine Werbetafel kann der in Premnitz lebende Osman Torlak nicht verstehen. „Das passt gut in die Friedrich-Ebert-Straße und stört den Verkehr nicht.“ Er verweist darauf, dass er gute Erfahrungen mit den großen Schildern auf seinen weiteren Grundstücken gesammelt habe. „Das wird von den Gewerbetreibenden sehr gut nachgefragt.“ Seine Werbeflächen in Caputh habe er bereits für fünf Jahre an verschiedene Händler und Unternehmer aus der Gemeinde vermietet. „Ich habe mich vor Antragsstellung in der Gegend informiert, ob jemand werben möchte.“ Wer in Zukunft dort seine Werbung anbringen wird, wollte er auf PNN-Anfrage nicht sagen. Die Sorge um den Erholungsort ist für den Grundstücksbesitzer nur vorgeschoben: „Wenn man das so streng sieht, dann dürfte man auch keinen Imbiss in Caputh mehr eröffnen, aus Sorge, dass sich Gerüche bilden könnten.“ Eva Schmid
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