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Salz im Winter. Es befreit Straßen von Eis, aber greift Bäume und Karossen an.

© dpa

Potsdam-Mittelmark: Streit ums Salz

Nach dem Schneechaos wird in Stahnsdorf über die Zukunft des Winterdienstes debattiert

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Stahnsdorf - Der harte Winter hat die Stahnsdorfer Gemeindevertreter verunsichert. Im Rathaus ist eine Debatte um die Zukunft des Winterdienstes entbrannt. Vor allem eine Frage spaltet die Politik: Salz oder kein Salz? Erst vor ein paar Jahren hatte sich die Gemeinde durchgerungen, auf den Einsatz der flüssigen Salzlauge zu verzichten. Für den Baumschutz und um Geld zu sparen, nahm man die Glätte auf den Straßen in Kauf. Bürgermeisters Bernd Albers (BfB) hat nun vorgeschlagen, das wieder zu ändern. Nicht überall trifft damit er auf offene Ohren – auch nicht in seiner eigenen Fraktion.

„Kaum hat uns der Winter zugesetzt, werden wieder Stimmen laut, die im Kampf gegen die Glätte den Einsatz von Streusalz fordern“, ärgert sich Regina Schwarz, von der Bürgermeisterfraktion Bürger für Bürger. Die Wählergruppe spreche sich entschieden gegen den Einsatz von Streusalz aus. Lediglich bei „extremen Witterungsverhältnissen“ sollte das generelle Streusalzverbot für einige wenige Straßen im Ort aufgehoben werden. „Streusalz verändert den Nährstoffwechsel der Bäume und Hecken“, erklärt Schwarz. Stahnsdorf sei geprägt durch seine grünen Oasen, das Salz könnte sie austrocknen, sogar die Grundwasserqualität beeinträchtigen.

Auch SPD-Fraktionschef Dietmar Otto ärgert sich: „Lasst unsere Bäume in Ruhe, wir brauchen sie noch.“ In Stahnsdorf gebe es kein Streusalz-Problem. „Problematisch war aber das oft ungenügende Räumen des Schnees“, so Otto. Parkplätze wurden zugeschoben, ebenso die Zufahrten zu Hauptstraßen. Würden hier Verbesserungen erreicht, könnte man auf den Einsatz von Salz weiterhin verzichten und die Natur schonen.

In der Stahnsdorfer CDU sieht man das anders: „Die Gemeinde muss reagieren“, sagte Fraktions- und Bauausschusschef Claus-Peter Martensen. Der Vorstoß des Bürgermeisters sei richtig. „Das Leben und die Gesundheit des Menschen geht vor dem der Bäume“, erklärte er. Trotz allen Streits haben die Mitglieder des Bauausschusses den Bürgermeister jetzt beauftragt, zu beziffern, was der Salz-Einsatz kosten würde. Bis zum Herbst soll über einen neuen Winterdienstanbieter und seine Aufgaben entschieden werden, der Vertrag mit dem bisherigen läuft aus. Dabei könnten der Aufgabenbereich des Dienstes erweitert werden: Es werde überlegt, künftig alle befestigten Straßen im Ort zu räumen, sagte Martensen. Den Großteil der Mehrkosten müssten die Anwohner tragen. Die vielen Stahnsdorfer Sandpisten hingegen sollen nicht geräumt werden. „Das ist technisch nicht möglich“, so Martensen.

Bedenken zum Einsatz von aggressivem Streusalz kommen indes aus Autowerkstätten der Region: Die Firma A.T.U, die auch eine Werkstatt in Teltow betreibt, musste nach dem harten Winter doppelt so viele Bremsanlagen reparieren als zuvor. „Viele Fahrzeugbremsen wurden durch das Salz in Mitleidenschaft gezogen“, teilte das Unternehmen mit. Empfohlen wird eine Autowäsche mit Unterbodenreinigung, um Schäden vorzubeugen.Tobias Reichelt

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