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Potsdam-Mittelmark: Strom von der Schleuse
300 Haushalte in der Region könnten per Wasserkraftturbine versorgt werden
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Kleinmachnow - Sauberer Strom aus dem Teltowkanal? Das klingt utopisch angesichts der geringen Fließgeschwindigkeit des Gewässers, in dem es kaum Turbulenzen oder Gefällstrecken gibt. Anders an der Kleinmachnower Schleuse: Dort rauschen durchschnittlich pro Sekunde zehn Kubikmeter Wasser durch.
Da liegt Potenzial direkt vor der Haustür, erkannte die Arbeitsgruppe Energie und Klimaschutz der Lokalen Agenda 21. Sie kann sich nun auch auf eine Machbarkeitsstudie der Beuth-Hochschule für Technik in Berlin sowie eine Bachelorarbeit zum Thema berufen. Die Studie rechnet an der Schleuse sogar mit einem Maximalabfluss von 38 Kubikmetern und beim Einsatz einer Turbine mit einer Jahresausbeute von 1,6 Millionen Kilowattstunden. Vorgestellt wurde das Zahlenwerk am Donnerstagabend im Bürgersaal Kleinmachnow von Christoph Pels-Leusden, Professor für Maschinenbau-Kraftwerkstechnik, der zugleich Möglichkeiten für den Einbau der Turbine aufzeigte.
Eine Option sei demnach, an der Südkammer eine Wasserkraftturbine zu installieren. Allerdings bleibe fraglich, ob der Denkmalschutz zustimme, da dafür auch Aufbauten erforderlich seien. Zudem könnte eine Turbine den Abfluss regeln und eine Wehrklappe ersetzen.
Auch vor der Schleuse im Bereich des Vorhafens könne eine Anlage betrieben werden. Rund 1,6 Millionen Euro würde die Investition kosten, hat Pels-Leusden errechnet. Allerdings kann es teurer werden, da die Fundamente bisher bautechnisch noch nicht geprüft wurden.
Der Ertrag lässt sich sehen: 300 Haushalte im Umkreis von 4,5 Kilometern könnten mit Strom aus dem Teltowkanal versorgt werden und das kontinuierlich über das ganze Jahr. Die Anlage, so die Schätzung, könnte sich bereits nach 13 Jahren amortisieren. Sie würde zudem jährlich den Ausstoß von 960 000 Kilogramm Kohlendioxid vermeiden – verglichen mit derselben Energiemenge aus fossilen Brennstoffen.
Die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) hat bereits deutlich gemacht, dass die Wasserkraftanlage die Schifffahrt und die Stauhaltung des Kanals nicht beeinträchtigen darf, wie Sachbereichsleiter Stefan Sühl auf der Veranstaltung am Donnerstag klarstellte. Ausgeschlossen sei auch, die Wehranlage zu ersetzen. Die Turbine müsse getrennt von der Schleuse installiert werden. Zustimmen könne die WSV daher nur bei einer Variante im südlichen Bereich der Schleuse. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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