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Potsdam-Mittelmark: Subventionierte Gräber

Friedhofsgebühren in Ferch werden erhöht

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Schwielowsee - In Ferch wird es sarkastisch „Friedhofstourismus“ genannt: Auf den drei kommunalen Begräbnisstätten des ausgedehnten Dorfes am Schwielowsee gab es im vorigen Jahr 23 anonyme Bestattungen: In 19 Fällen fanden Auswärtige hier ihre letzte Ruhe. Der Trend besteht seit Jahren, genauso lange kennt man den Grund. Mit 100 Euro ist ein Zipfel „grüner Wiese“ für 20 Jahre hier vergleichsweise günstig zu haben. In Potsdam bekommt man ein kommunales „Urnenreihengrab“ erst ab 704 Euro, auf dem Stahnsdorfer Kirchhof muss man noch mindestens 194 Euro für eine „Urnengemeinschaftsgrabstätte“ bezahlen.

Jetzt ist das Rathaus Schwielowsee aktiv geworden. Denn wie aus einer aktuellen Gebührenkalkulation hervorgeht, werden die Kosten für die drei kommunalen Friedhöfe von jährlich 30 000 Euro nur noch zu 20 Prozent durch die Einnahmen gedeckt. Die Liegestellen in Ferch sind also hochsubventioniert, nicht nur auf der grünen Wiese. Das soll sich ändern – allerdings nicht so schnell, wie es sich die Gemeindeverwaltung eigentlich wünschte.

Als sie im November eine neue und kostendeckende Friedhofsgebührenordnung vorlegte, blitzte sie beim Fercher Ortsbeirat glattweg ab. Besonders die Kosten für Erd-Begräbnisse hätten sich drastisch erhöht, für eine auf 20 Jahre belegte Doppelgrabstätte zum Beispiel von 400 auf 674 Euro. „Der Sprung wäre acht Jahre nach der letzten Erhöhung ein bisschen heftig gewesen“, so Ortsbürgermeister Roland Büchner (BBS). Deshalb wurde vom Fercher Ortsbeirat eine schrittweise Angleichung eingefordert. Die Verwaltung besserte nach.

In der Ortsbeiratssitzung am Dienstagabend wurde man sich nun über eine moderatere Lösung einig: Denn dass eine Erhöhung notwendig ist, sieht auch Ortsbürgermeister Büchner. „Sonst sind unsere Friedhöfe bald dicht.“ Die Kosten für Erd-Begräbnisstätten sollen sich im April und im Januar 2012 um jeweils 20 Prozent erhöhen, das besagte Doppelgrab würde am Schluss 576 Euro kosten. Die Gebühren für Urnengräber sollen ab April derweil kostendeckend sein. Ein anonymer Begräbnisplatz in Ferch wäre mit 132 Euro dann immer noch vergleichsweise günstig. Auch die „Urneneinzelgrabstelle“ kostet dann 132, die „Urnendoppelgrabstelle“ 192 Euro.

Die kommunalen Friedhöfe werden mit diesen Gebühren ein Zuschussgeschäft bleiben. In den kommenden Jahren ist, wie es in der Rathausvorlage heißt, allerdings mit weiteren Gebührenerhöhungen zu rechnen. Denn das brandenburgische Kommunalabgabengesetz sieht vor, dass Benutzungsgebühren „in der Regel“ kostendeckend sein sollen – und alle zwei Jahre überprüft werden. Henry Klix

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