Potsdam-Mittelmark: Süße Erinnerungen
Neuansiedlungen im Biomalz-Gewerbehof stellten sich Besuchern vor
Stand:
Teltow - Trotz dunkler Wolken hat es gestern zahlreiche Besucher in eines der markantesten Industriedenkmale der Region gezogen: den Biomalz-Gewerbehof. Seit einigen Wochen erstreckt sich vor dem historischen Gründerzeitkomplex respektvoll ein moderner Flachbau, dessen Stirn die traditionelle Klinkerbauweise neu interpretiert.
Rund 40 Firmen, die auf dem 35 000 Quadratmeter großen Gelände angesiedelt sind, öffneten gestern ihre Türen. Die beiden unteren Stockwerke im Fabrikgebäude hat kürzlich die Union sozialer Einrichtungen (USE) bezogen, ein gemeinnütziges Unternehmen, das behinderte Menschen beschäftigt und eine Druckerei sowie Werkstätten für Korbflechten, Bootsbau und Tischlern eröffnen will. Im Dachgeschoss hat seit einem Jahr die Teltower Filiale der Kreismusikschule ihr Domizil und in die einstige Fabrikantenvilla zog die Tanzschule Kurrat. Beide Einrichtungen gestalteten gestern ein temperamentvolles Rahmenprogramm.
Ein schickes Bistro öffnete gestern erstmals seine Pforten und nebenan, in der Ausstellungshalle der Firma „Classics & Friends“, schlugen vor allem die Herzen von Autofans höher. Liebhaber von rollenden Veteranen wie Rolls Royce oder Mercedes Benz, konnten kostbare Karossen bestaunen, darunter eine Limousine, die einst im Dienst der bayerischen Staatsregierung rollte und noch mit Telefon und Trennscheibe ausgestattet ist.
Auch süße Erinnerung aus Kinderzeiten – der goldgelbe Biomalzsaft – konnten aufgefrischt werden. Neben dem Reformnährmittel wird ein Sandwich-Eis produziert: das Maskowskoje Maroshenoje (Moskauer Sahneeis). Auch das Mehl für die richtigen Ostschrippen stellt die Teltowmalz GmbH her sowie verschiedene Backhilfsmittel und Ölsaaten.
In den letzten Jahren ist die Gewerbeimmobilie stufenweise saniert worden, darunter das ehemalige Kutscherhaus. „Viel wurde auch in Erschließungsarbeiten investiert, da das alte Leitungsnetz nicht mehr den Anforderungen entsprach“, sagte Michael Till, zuständig für die Vermarktung des Gewerbehofes. Im Gelände wurde sogar, unterstützt von einer Agendagruppe, ein Teich angelegt, in den Regenwasser über einen Filter eingeleitet wird und von dort in den Biomalzgraben fließt. Leider haben Jugendliche das Biotop kürzlich zerstört, so dass ein großer Teil des Wassers abgelassen werden musste. „Bedauerlich ist auch“, so Till, „dass Anwohner ihre Hunde darin baden lassen ohne Rücksicht auf die angesiedelte Tierwelt.“ Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: