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KulTOUR: Süßeste Verbundenheit

Lebensfrische Barock-Arien zur Einstimmung auf die Saison des Kulturforums

Stand:

Von Gerold Paul

Schwielowsee/Werder (Havel) - „Tanze, schönes Mädchen, tanze zu meinem Gesang!“ heißt es in einem Lied des ziemlich unbekannten Komponisten F. Durante. Er fordert Bellissima auf, sich leicht und grazil zum Klang der Meereswellen zu drehen. Zum immerwährenden Tanz. Was für ein wunderliches Bild am fremden Gestade: Die singende Stimme, Meereswellen, und eine sich im Winde wiegende Maid. „Feuer des Lebens“ haben Almut Seebeck und Felicitas Weyer ihr aus Barock-Arien und Rezitationen gefügtes Konzert ganz rechtens genannt, vielleicht weil der Frühling ante portas steht, vielleicht weil es einfach nur schön ist, als „Trio A Due“ zu singen. Wenn also am Samstagabend richtiges „Lebensfeuer“ die neue Saison vom Kulturforum Schwielowsee eröffnete, muss es ja ein gutes Jahr werden. Auch das Publikum stellte sich treu wieder ein, sehr guter Besuch in der geheizten Petzower Schinkelkirche auf dem Grelle.

Es war ja auch ein in vielerlei Hinsicht bemerkenswertes Konzert der weitgereisten Gäste. Nicht nur, weil die ganz hervorragende Sopranistin Almut Seebeck sich als praktizierende Ärztin mit psychosomatischen Seelenzuständen wie Sehnsucht, Leid und Liebeslust bestens auskennt. Wenn sie auf dem Programmzettel schreibt, man habe die Arien „bewusst in beschwingten Tempi gestaltet“, so fasst sie damit zuerst einmal Lebensgeist und Lebenswillen der kriegsdurchzogenen Barockzeit zusammen. Ob nun eine Liebende bei Alessandro Scarlattis „Gia il sole dal Ganges“ ihr Herz verzehrt oder jemand mit Benedetto Marcello fast meterhohe Liebesflammen für „teure Augen“ entfacht, stets hörte man die innigste, süßeste Verbundenheit der Interpretinnen mit ihrer Musik. Was fürs Klavier zu bearbeiten war, arrangierte Felicitas Weyer, die mit ihrem kräftigen Mezzo auch wunderbare Kontraste zum hellen, keine Höhe scheuenden Sopran ihrer Duett-Genossin zu setzen verstand.

Ob nun monodisch oder respiratorisch, ein- oder zweistimmig, immer ging es sofort in medias res, keine Schnörkel, keine Flausen, es war eine Freude, diese lebensfrischen Interpretationen in sich aufzunehmen. Sogar aus Händels traurigem „Lascia chio pianga“ wussten die Würzburgerinnen noch Anmut und Schönheit zu ziehen. Trotzdem wurde Hildegard von Bingens innige Hymne an den Heiligen Geist zum Glanzstück dieses Zyklus; es war, als wollte einem da das Herz wegschwimmen.

Alternierend zur hohen Kunst des Gesangs las Almut Seebeck lyrische Szenen aus dem Hohelied Salomos. Weitere Stücke aus irisch-keltischen und jiddischen Gefilden vervollständigten dieses wunderbare Konzert. Viel Beifall, als letzte Zugabe dann Brahms Lied „Die Meere“, hatte das schon mal jemand so beschwingt und ohne jede Erdenschwere gehört? Solchen Künsten beugt man sich, süßester Verbundenheit, doch gern.

Ein bemerkenswerter Jahresauftakt vom KulturForum, allen Respekt! Man hat sich ja wieder viel vorgenommen: Schon im März macht Christa Wolfs „Kassandra“ in der Kulturscheune Station, im Mai geben sich Annekathrin Bürger, Uschi Brüning und Ernst-Ludwig hier die Ehre. Stichworte „Jazz, Lyrik, Prosa“ und „Decamerone“, Kunsttour, Backofenfest und Fahrradsonntag altbewährt im Sommer, eine Sizilianische Weinlese im Oktober, Konzertantes zu Weihnacht und Jahreswechsel in Ferch und Petzow. Möge alles nur im Geist des Allerersten geschehen, mit rechtem Lebensfeuer.

Weitere Informationen unter

www.kulturforum-schwielowsee.de

Gerold Paul

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