Potsdam-Mittelmark: Tagebau statt Paradies
Die Idee eines Ferienparks in Güterfelde ist ad acta gelegt, das Industrieareal soll weiter betrieben werden
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Stahnsdorf · Güterfelde - Für nicht wenige war das Szenario allzu unwirklich: Auf dem weiten Baustoffindustrie-Areal an der Großbeerenstraße in Güterfelde soll ein „Freizeit- und Campingpark“ entstehen. So hatte das Erfurter Planungsbüro für Architektur und Baumanagement vor genau einem Jahr die Zukunft des Industriestandorts überschrieben.
Fabrik- sollten sich in Sporthallen verwandeln, der Baggersee zum südländischen Badeparadies werden, Zementsilos und Förderbandanlagen sollten die Basis für Klettertürme und Bungee-Jumping-Plattformen sein. Die Pläne hatten den Grad einer Projektstudie, Machbarkeit und betriebswirtschaftliche Belastbarkeit waren noch nicht analysiert.
Die Fabrikkulisse eines Sandtagebaus sowie einer Beton- und Mörtelanlage als Vergnügungs- und Erholungsstätte? Das Fragezeichen, das hinter die mutig präsentierte Idee gesetzt wurde, hatte seine Berechtigung. Von „komplettem Blödsinn“ spricht heute Werkleiter Dieter Schumacher. Die Pläne landeten im Reißwolf. Der Vertrag, den die Glaser GmbH & Co KG als Betreiberin des Standorts mit dem Erfurter Planungsbüro geschlossen hatte, um Nutzungsalternativen für das 24 Hektar große Gelände zu entwickeln, ist aufgelöst. Alles bleibt wie es ist, heißt nun: Statt als Ferienpark soll der Standort weiter wie bisher für die Baustoffindustrie genutzt werden. Denn laut Schumacher gebe es einen potenziellen Investor, der das Areal übernehmen werde und weiterhin als Recyclingstätte für Abbruchmaterial, als Produktionsstandort für Beton und Mörtel sowie als Sandtagebau betreiben will. „Noch in diesem Jahr soll der Verkauf vollzogen werden“ so Schumacher, womit der Werkleiter offenbar mehr weiß als eine Sprecherin des Unternehmens, das seinen Hauptsitz in Karlsruhe hat. Dort hieß es gestern gegenüber den PNN, dass die Firma Glaser den Güterfelder Standort weiter betreiben werde. Schumacher verweist indes auf das hohe Alter des fast 80-jährigen Unternehmensgründer Hermann Glaser, weshalb ein Verkauf beabsichtigt sei.
Wie auch immer: An der Großbeerenstraße soll weiter produziert und recycelt werden. Ohnehin wäre eine Umnutzung des Standortes mit seinen technischen und industriellen Einrichtungen äußerst aufwendig und teuer gewesen – von 20 Millionen Euro für die Umwandlung in einen Ferienpark war die Rede. Sowohl der Bau als auch der Betrieb der heutigen Anlagen unterliegt einer Vielzahl von Vorschriften, sie zurückzubauen oder umzuwidmen sowie einen Tagebau zu rekultivieren, verlangt ein umfangreiches Genehmigungsverfahren.
Der badische Unternehmer Glaser hat den Standort Anfang der 90er Jahre aufgebaut, nachdem schon zu DDR-Zeiten durch einen volkseigenen Baubetrieb für Sandabau und Mörtelherstellung die Produktionsstätte für Baustoffe begründet wurde. Nach der Wende kam die Herstellung von Transportbeton, die Aufbereitung von Beton- und Ziegelschutt zu wiederverwertbarem Baumaterial und ein Werk für Betonpflastersteine hinzu. Der Sandabau wurde erweitert, indem das Bergbauamt eine Abbaggerung auch unterhalb der Grundwassersohle erlaubte. So entstand der Baggersee innerhalb des Areals. Der Tagebau soll nun sogar erweitert werden, so Werkleiter Schumann gegenüber den PNN. Notwendig ist dafür allerdings eine Genehmigung der Bergbaubehörde. „Grundsätzlich ist eine Erweiterung möglich“, heißt es aus dem Landesbergbauamt aus Cottbus. Voraussetzung sei ein bergrechtliches Planfeststellungsverfahren und eine Umweltverträglichkeitsprüfung.
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