Potsdam-Mittelmark: Teamwork für Rückenmark-Verletzte
Unfallkrankenhaus Berlin und Rehabilitationsklinik Beelitz-Heilstätten besiegelten enge Kooperation
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Unfallkrankenhaus Berlin und Rehabilitationsklinik Beelitz-Heilstätten besiegelten enge Kooperation Von Hagen Ludwig Beelitz-Heilstätten - Es ist nur einige Jahrzehnte her, da kam eine Querschnittslähmung in den meisten Fällen auch in Deutschland noch einem Todesurteil gleich. Zwar ist auch jetzt noch keine Methode gefunden, das Rückenmark wieder funktionstüchtig zusammenzufügen. Dennoch können Patienten trotz ihres schweren Handicaps oft wieder einen beachtlichen Grad an Selbstständigkeit erreichen. Dies ist nicht zuletzt Resultat einer engen Verzahnung zwischen Akut-Behandlung und Rehabilitation. In diesem Sinne unterzeichneten das Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) und die Neurologische Rehabilitationsklinik Beelitz-Heilstätten gestern einen Kooperationsvertrag. Die vertiefte Form der Zusammenarbeit findet auch in einer neuen Personalunion ihren Niederschlag. Dr. Andreas Niedeggen (51), als Chefarzt seit vielen Jahren für die Rückenmarkverletzten am UKB verantwortlich, wird nun gleichzeitig Chefarzt des Zentrums für Querschnittsgelähmte in Beelitz Heilstätten. „Unsere Patienten profitieren enorm davon, wenn keinerlei Reibungsverluste auf dem Behandlungsweg eintreten“, zeigte sich Niedeggen überzeugt. Das mit 583 Betten ausgestattete Unfallkrankenhaus in Berlin-Marzahn ist vor allem für die Akutbehandlung von Schwerstverletzten aus Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zuständig. Dr. Niedeggen hat seit Eröffnung des Hauses im Jahr 1997 mehr als 500 frisch verletzte Querschnitt-Patienten versorgt und zusätzlich rund 2000 Kranke behandelt, darunter auch den beim Training schwer verunglückten Spitzen–Turner Ronny Ziesmer. Diese Erfahrungen hat er als Berater bereits seit drei Jahren in der Neurologischen Reha-Klinik Beelitz-Heilstätten eingebracht. In der mitten im Grünen liegenden Beelitzer Klinik gibt es 11 Stationen mit 194 Betten und 11 Überwachungsplätzen. Für Patienten mit Querschnittslähmung stehen auf einer eigenen Station 26 Betten zur Verfügung. Zu den vielfältigen Betreuungs- und Therapieangeboten zählt eine für Querschnittsgelähmte dringend notwendige Behandlung durch einen Facharzt für Urologie. Im Zuge der Therapie werden die Patienten letztlich auch in einer behindertengerecht eingerichteten Küche und in einem Bad auf die Entlassung in das häusliche Leben vorbereitet. Ebenso können verschiedene Sportarten wie Tischtennis, Basketball, Rollstuhl-Rugby und Schwimmen in Beelitz-Heilstätten trainiert werden. Die Geschäftsführerin der Recura-Kliniken GmbH in Beelitz-Heilstätten, Uta Ernst, versicherte: „Unser Querschnittsgelähmtenzentrum wird durch die Zusammenarbeit mit dem überregional renommierten Unfallkrankenhaus Berlin seine Leistungsfähigkeit noch verbessern können.“ Nicht zuletzt trägt die Kooperation auch zur Sicherung des Klinik-Standortes in den Heilstätten bei. Diesen Aspekt betonten besonders Landrat Lothar Koch und der Beelitzer Bürgermeister Thomas Wardin (beide SPD), denen viele ungenutzte Gebäude in den denkmalgeschützten Heilstätten nach wie vor Kopfzerbrechen bereiten. Gerade die Behandlung von Querschnittsgelähmten sei heute immer noch eine sehr große medizinische Herausforderung, die nur mit einem Team von Spezialisten zu meistern sei, betonte der Ärztliche Direktor des UKB, Prof. Axel Ekkernkamp. Dr. Niedeggen habe sich dafür bei den Patienten viel Dankbarkeit und Sympathie erworben. Hunderte von ihnen kommen deshalb aus Nah und Fern, wenn er zu seinen alljährlichen Patiententreffen einlädt.
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