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Potsdam-Mittelmark: Teltow macht sich eine Rübe

In Teltow wird darüber gestritten, wie viel Rübchen im neuen Stadtlogo zu sehen sein darf

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Teltow - Kopfschüttelnd betrachtet Axel Szilleweit die Entwürfe. Elektronen fliegen fleißig um einen Atomkern, darüber sprießen zwei Rübchenblätter in die Höhe. So könnte das neue Teltower Stadtlogo aussehen. „Aber da geht unser Rübchen doch unter!“, ruft Szilleweit entnervt. Teltows berühmtes Gemüse soll nur noch eine Nebenrolle spielen? Der Rübchenbauer und Stadtverordnete der Linken/Umweltaktiven kann es kaum fassen. Bislang konnte Szilleweit mit einem Bio-Siegel für die Rübchen werben. „Das Zeichen hier sieht aber aus wie gentechnisch verändert“, sagt er am Montagabend im Hauptausschuss der Stadtverordnetenversammlung.

Wasser, Wurzeln, Wissenschaft und ein bisschen Wahnsinn. Über Geschmack lässt sich streiten, in Teltow auch über ein neues Stadtlogo. Wie viel Rübchen darf es noch sein? Die in vieler Munde als Herkunftsort der Teltower Rübe bekannte Stadt am Teltowkanal setzt sich erneut mit Sinn und Unsinn eines Gemüses als Werbeträger für einen Technologiestandort auseinander. Nachdem Unternehmer und Wissenschaftler zuletzt bereits gegen den offiziellen Teltower Zusatztitel „Rübchenstadt“ auf Ortseingangsschildern und Briefbögen Sturm gelaufen waren, ist man im Rathaus deutlich vorsichtiger geworden. Mit dem neuen Stadtlogo, über das die Stadtverordneten im Oktober abstimmen können, sollte diesmal der schwierige Spagat zwischen Tradition und Technologie unbedingt gelingen.

„Teltow, wo Wissenschaft verwurzelt ist“, heißt es dann auch in Variante zwei. Es lässt sich nur erahnen, wie lange sich die Marketing-Abteilung des Rathauses darüber den Kopf zerbrochen hat. In der Debatte im Hauptausschuss fand der Slogan allerdings nur wenige Anhänger. Besser kam da schon Variante eins an: „Wasser, Wurzeln, Wissenschaft“. Über dem Spruch prangen dazu passend ein paar schlichte Wellenlinien, ein zu dick geratenes Rübchen und ein von Elektronen umflogenes Atom.

Dabei könnte doch gerade das Atom negative Assoziationen wecken, merkte der Stadtverordnete Wolfgang Köhn an. „Ich weiß nicht, ob das so glücklich ist.“ Ohnehin erinnere ihn das Atom mit den Blättchen nicht an die Rübe, sondern an einen Kopfsalat. Atom? Nein danke, erklärte Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD). Diese Assoziation hege in Teltow niemand. Bei den ellipsenförmigen Schwingungen handele es sich um das offizielle Symbol für die Wissenschaft – auch wenn es ihn persönlich noch mehr an einen Kreisverkehr erinnere als an einen Kopfsalat. Salat hin und Rübe her, auch ihm blute sprichwörtlich das Herz, wenn er daran denke, das Rübchen so verkommen zu lassen, räumte Schmidt ein. Immerhin ließe sich aus dem Slogan „Wasser, Wurzeln, Wissenschaft“ eine Verbindung zum World Wide Web ziehen. „Das finde ich spannend“, so Schmidt.

Da konnte Eberhardt Adenstedt nur noch müde lächeln. Der Grünen-Politiker kann sich mit keinem der Vorschläge anfreunden. „Ich habe da kein Aha-Erlebnis“, sagte Adenstedt. „Ich finde, da kann man sich nicht entscheiden.“ Er forderte deshalb eine Bürgerbefragung.

Eine Befragung? Das war der Zeitpunkt, an dem sich Marc Bomhoff (SPD) zu Wort meldete: So weit kommt es noch! „Damit die Teltower denken, wir haben hier nichts Besseres zu tun?“ Die Rübchenfrage sei schließlich nicht existenziell, es gehe hier nur um das Logo für ein paar bedruckte Kaffeetassen und die Briefbögen der Stadt. Umfrage kommt nicht infrage, sagte auch Hans-Peter Goetz (FDP), am Enden würden dann noch Bierflaschen und Gartengrills im Stadtlogo landen. Nein, dann lieber Variante eins. „Wasser, Wurzeln, Wissenschaft“, das sei griffig und gefällig.

Entschieden wird erst im Oktober. Bis dahin hat Rübchenbauer Szilleweit noch Zeit, sich für eines der beiden dann zur Wahl stehenden Logos zu entscheiden – auch wenn er beide zu nüchtern findet. Immerhin da könne ihm schon mal geholfen werden, sagte Ruhlsdorfs Ortsbürgermeister Berndt Längrich (SPD): Mit einem kräftigen Schluck Rübchenschnaps sieht auch das Logo nicht mehr nüchtern aus.

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