Potsdam-Mittelmark: Teltower Feuerwehr sucht fliegenden Turmwächter
Hilfe für bedrohte Vögel hoch über der Erde
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Hilfe für bedrohte Vögel hoch über der Erde Von Kirsten Graulich Teltow. Wenn der Turmfalke mit raschen Flügelschlägen im Wind steht, sucht er meist nach Mäusen auf der Wiese, die unter ihm liegt. Hat er Beute entdeckt, schwebt er tiefer, rüttelt erneut mit den Flügeln, lässt sich dann noch tiefer sinken und stößt schließlich wie ein Stein mit angelegten Flügeln zu Boden. Diesem Rüttelflug hat Olaf Krüger immer gern zugesehen. Deshalb hat der Feuerwehrmann für den Greifvogel eine Nisthilfe gebaut, die jetzt am Schlauchturm der Teltower Feuerwehr angebracht wurde. Ein bisschen Spreu hat Olaf Krüger auch noch in den Kasten gelegt, denn der Turmfalke ist wählerisch und sondiert erst das Terrain, bevor er sich entscheidet. Wie alle Falken baut er selbst keine Nester, sondern legt seine Eier oft in Mauernischen an hohen Gebäuden ab. Entscheidend für die Ortswahl ist die Sicherheit vor dem Marder, weshalb er Türme und hohe Giebel bevorzugt. Der 25 Meter hohe Schlauchturm erfüllt diese Option, und zudem wurde vor dem Kasten noch ein kleines Trittbrett angebracht, auf dem der Falke seine Beute ablegen kann. Beste Bedingungen also für den neuen Turmwächter der Teltower Feuerwehr. Der Bau des neuen Falken-Domizils wurde von Hermann Noack angeregt. Der Teltower Naturschutzbeauftragte hatte sich zuvor bereits dafür eingesetzt, unterm Dach des Feuerwehrgebäudes auch Nisthilfen für Mauersegler anzubringen. Feuerwehr-Chef Manfred Wrubel stimmte sofort zu. „Schon vor drei Jahren hatten hunderte von Mauerseglern hier ihr Quartier", sagte Wrubel und erinnerte sich auch an manche Rettungsaktion. Denn jedes Mal, wenn das Dach geteert wurde, verirrten sich darauf einige Vögel. Deren verklebte Federn und Zehen reinigten die Feuerwehrleute mit Waschbenzin. Vor zwei Jahren wurden Dach und Gebäude saniert, allerdings auch die Quartiere der Mauersegler beseitigt. Nun hängen fünf Nisthilfen an gleicher Stelle und die Kameraden hoffen, dass die eleganten Flugakrobaten die Quartiere bei der Feuerwehr im Frühjahr wieder annehmen. Noack, der ebenfalls Chef der Agenda-Gruppe „Artenschutz“ ist, weiß, Geduld gehört dazu, weil Jahre vergehen können, ehe die Quartiere von den Vögeln bezogen werden. „Auf dem Dach der AOK-Verwaltung in Teltow wurde die Nisthilfe für den Falken erst jetzt, nach drei Jahren, angenommen", berichtete er. Geduld sei aber auch bei Menschen nötig, weil viele erst wieder für Natur sensibilisiert werden müssten. Meistens bekommt Noack zu hören, man habe wichtigere Dinge zu tun. „Und dann legen sie Gärten mit Rasen und Koniferen an, so ordentlich, als wollten sie darin Staub wischen", beklagt er Gleichgültigkeit. Denn solches pflegearme Einerlei biete Vögeln keine Nahrung, treibe sie in den Hungertod. Turmfalken gäbe es nur noch 50000 in Deutschland, bedroht sind auch Schleiereule und Haubenlerche. Ebenso ging der Bestand an Dohlen zurück. Demnächst will die Agenda-Gruppe zwei Nistkästen an der Schleusenbrücke anbringen. Außerdem möchte man mit dem Teltower Pfarramt verhandeln, um vielleicht im Kirchturm der Andreaskirche wieder eine Schleiereule anzusiedeln. Kirchtürme waren vor über hundert Jahren bevorzugte Quartiere von Schleiereulen, erklärt Noack. Deshalb wirbt er unermüdlich für solche Quartiere und klärt auf. Auch an Firmentüren klopft er, und es kommt sogar vor, dass manche eine Nisthilfe spendieren. Spenden für Nisthilfen bitte auf das Konto der Stadt Teltow: MBS 3522025430, BLZ 16050000 unter Kennwort: „Mauersegler“
Kirsten Graulich
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