Potsdam-Mittelmark: Teltower Fundbüro kaum angefragt
Abgegebene Fundsachen gehen oft gegen Gebühr an die Finder oder werden versteigert
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Abgegebene Fundsachen gehen oft gegen Gebühr an die Finder oder werden versteigert Teltow - Wer in London oder in Berlin eine herrenlose Tasche entdeckt, gibt Großalarm. In Teltow interessiert der Fund niemanden – nicht einmal den Verlierer. „Nur ein kleiner Teil der Fundsachen wird abgeholt“, sagt Annette Hofmann vom Bürgerservice der Stadtverwaltung. Sie ist meist der erste Anlaufpunkt für Bürger, bevor diese ein Amt aufsuchen. Denn bei ihr gibt es Formulare, Amtsblätter und diverses Infomaterial wie den „Kleinen Rechtsweg durch die Stadt Teltow“. Seit April ist sie nun auch für den Bereich Fundbüro zuständig und dokumentiert akribisch, was ehrliche Finder bei ihr abgeben, in einem Fundbuch. Auch der Name des Finders sowie Fundort und Zeitpunkt werden protokolliert. „Man kann so ziemlich alles verlieren“, weiß Annette Hofmann. Kuriosester Fund war bisher ein Rollstuhl. Einmal wurde auch ein bunter Bettbezug abgegeben. Meist sind es Dinge des täglichen Bedarfs, angefangen von Kleidung über Taschen bis hin zu elektronischen Geräten wie Digitalkameras. Im Frühjahr und Herbst werden meist Regenschirme abgegeben, einige davon ließen Bürger im Einwohnermeldeamt liegen. Zu fast jeder Jahreszeit werden Fahrräder ins Fundbüro gebracht. Keineswegs sind das nur alte Drahtesel, sondern auch gute Mountainbikes und Kinderfahrräder. Selbst ein Moped steht in der Fundgarage. Die Klassiker unter den Fundstücken sind Brillen, Portmonees und Schlüssel, von denen es inzwischen eine beachtliche Sammlung gibt. Darunter auch Autoschlüssel aller Marken und spezielle Sicherheitsschlüssel. Auffallend sei vor allem, dass viele Portmonees mit Inhalt abgeliefert werden, erzählt Hofmann. Auch Bargeld sei dabei und einmal wurde sogar eine Börse mit 560 Euro abgeliefert. Deshalb schlussfolgert sie: „Die Teltower sind eben ehrliche Leute“ und fügt hinzu, dass sich Ehrlichkeit auch lohne. Wenn sich nach sechs Monaten der Eigentümer nicht gemeldet habe, könne der Finder sein Fundstück behalten. Wenn er möchte. 5,11 Euro sind dann zu entrichten, egal ob es ein Fahrrad oder eine Tasche ist. Nur bei Handys ist es anders. Da zumeist noch persönliche Daten des einstigen Eigentümers im Gerät gespeichert werden, müssen Handys aus Gründen des Datenschutzes im Fundus bleiben. Alles andere kommt irgendwann unter den Hammer, vorausgesetzt es hat sich genügend angesammelt, um eine Versteigerung zu veranstalten. Die werden dann einen Monat vorher im Schaukasten vor dem Stadthaus angekündigt. Ausnahmen sind Tiere, die auch gelegentlich zum städtischen Fundbüro gebracht werden, da sie rechtlich als Fundsache gelten, wenn sich ein Besitzer nicht ermitteln lässt. Meist handelt es sich um Hunde und Katzen, die dann zum Tierheim Potsdam gebracht werden. Mit der Potsdamer Einrichtung hat die Stadt Teltow einen Fundtierbetreuungsvertrag vereinbart. Das Tierheim ermittelt dann die Hundebesitzer und benachrichtigt sie. Katzen werden dagegen meist kastriert, vor allem wenn der Verdacht besteht, dass es wild lebende Tiere sind. Um diese im Stadtgebiet einzufangen, verleiht der Bürgerservice auch eine spezielle Katzenfalle. Seit kurzem ist das Fundbüro auch online unter www.teltow.de zu finden. Kirsten Graulich Telefon: (03328) 4781-291; Öffnungszeiten: montags bis freitags 8.30 bis 12.00 Uhr und montags, mittwochs, donnerstags 13.30 bis 15.00 Uhr sowie dienstags von 13.30 bis 18.00 Uhr.
Kirsten Graulich
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