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Schmuckstück. Dieter Bruhn mit der ersten Gitarre von George Harrison.

© A. Klaer

Potsdam-Mittelmark: Teltower Pilzkopfliebe

Malermeister Dieter Bruhn sammelt seit 25 Jahren alles von den Beatles. Jetzt zeigt er seine Schätze

Von Eva Schmid

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Teltow - Er drehte am großen Knopf, es knackte. Dann war der Sender drin und Dieter Bruhn hielt das Ohr dicht am Radio. „Love, love me do, You know I love you, I’ll always be true – So please, love me do“, knisterte es aus den Lautsprechern. 17 Jahre alt war Bruhn und sang entfesselt mit. Englisch hatte er nie gelernt. 50 Jahre später weiß er endlich, was seine geliebten Pilzköpfe in ihren Hits eigentlich von sich gegeben haben.

„Die machten ganz schön quatschige Texte“, sagt der Malermeister aus Teltow. Er nimmt es nicht übel, grübelt auch nicht über die Bedeutung nach. „Lucy in the Sky with Diamonds“ – mein Gott, das sei eben so. Der kleine dünne Mann liebt die Beatles und sammelt seit gut 25 Jahren alles, was ihm in die Hände kommt.

Wenn Bruhn in seiner kleinen Wohnung in Teltow den Schrank öffnet, quellen Fotos heraus. Alte Schallplatten stehen im Zimmer aufgereiht, darüber die britische Flagge und ein Straßenschild, „Penny Lane“. Er hat alle 323 Songs, Konzertplakate, Filme von Livekonzerten und die Tonaufnahmen, als die Beatles in Hamburg ankamen. Es ist viel zusammengekommen. Seine Frau hat anscheinend nichts gegen seine Sammelleidenschaft, auch wenn es immer enger wird.

„Mein Schmuckstück liegt hier drin“, sagt Bruhn und klappt einen Gitarrenkoffer auf: Die erste Gitarre, mit der George Harrison auf der Bühne stand. „Eine ,Gretsch Duo Jet’ mit Bigsby-Vibrato.“ Bruhn nimmt die Gitarre in die Hand, greift in die Saiten und erklärt, was der metallene Griff, der Vibrato, am Gitarrensteg zu bedeuten hat. „Den Bigsby kann man auch Jammerhaken nennen, er dehnt und lockert die Saiten.“ Der unverkennbare Sound kommt in unzähligen Songs vor, auch in „Love me Do“.

Das ist nicht alles. Bruhn springt auf und holt die nächsten Gitarren hervor: Er klappt den Koffer auf mit dem Violinenbass von Paul McCartney. Auch eine Ausgabe der schwarzen Rickenbacker-Gitarre von John Lennon, der 59er Höfner Club, hat er. „Alles nahezu originalgetreue Kopien“, sagt Bruhn. Die unbezahlbaren Originale hätten die Angehörigen.

Wie viel ihn seine Leidenschaft gekostet hat, will er nicht sagen. Lieber erzählt er, wie er andere Menschen für John, Paul, George und Ringo begeistert. „Ich fange immer damit an, dass fünf Beatles damals nach Hamburg kamen“, sagt der Mann mit den kurzen, braunen Haaren und lächelt verschmitzt. Fünf? Genau – damals war Stuart Sutcliffe dabei. Der Bassist machte ein Jahr mit. Er blieb nach den legendären Deutschlandauftritten im Kaiserkeller und Star-Club in St. Pauli in Hamburg. Auch Drummer Pete Best war damals noch dabei, bis er von Ringo Starr ersetzt wurde. „Mit so Geschichten wecke ich das Interesse der Leute – was meinen sie, wie schnell ich die zu Fans mache“, sagt Bruhn.

Die Beatles-Biografien kennt er auswendig. Lennon hatte eine schwierige Kindheit, eine schwierige Beziehung zu seiner Mutter. „Er konnte nicht so gut Musik machen, aber hat die Truppe zusammengeführt“, so Bruhn. „Er konnte mies sein.“ George Harrison hingegen war bescheiden und wurde, meint Bruhn, immer etwas unterdrückt. „Dabei hatte er so viele Fähigkeiten.“ Erst als Bruhn irgendwann besser Gitarre spielen konnte, merkte er, was Harrison drauf hatte. „Die Akkorde aus dem Radio konnten wir ja nie nachspielen.“ Dass es doch irgendwann geklappt hat, erstaunt ihn noch heute. „Aber dann war ja zum Glück auch mal die Wende da und wir konnten uns Magazine, Noten und Platten kaufen.“

Schon zu DDR-Zeiten steckte er mit seiner Begeisterung alle an: „Selbst mein NVA-Leutnant sagte irgendwann zu mir: Genosse Bruhn, gehen sie nach Hause und holen sie Ihre Gitarre.“ Das Instrument habe ihm Türen geöffnet, sagt er versonnenen und fügt hinzu: „Die Beatles, das sind für mich einfach tolle Jugenderinnerungen.“ Eva Schmid

Am 16. Mai stellt Bruhn seine Sammlung im Rahmen eines Konzerts der Hamburger Coverband „Beattells“ in Teltow, Rathaussaal, Marktplatz 1-3 aus. Gäste können auf den Gitarren jammen, Filmausschnitte und Fotos anschauen. 16.30 Uhr geht es los, das Konzert beginnt um 20 Uhr.

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