
© A. Lemme
Potsdam-Mittelmark: Teltower Rübchen auf chinesisch
In der ehemaligen VEB-Kantine eröffnet am Samstag das größte Asia-Restaurant der Region
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Teltow - Eigentlich würde man ein Restaurant dieser Größe in Berlin vermuten, vielleicht noch in Potsdam. Doch das Shi-Shan eröffnet an diesem Samstag in Teltow – an historischer Stätte: Im ehemaligen Speisesaal des „VEB Elektronische Bauelemente“ an der Potsdamer Straße. Es soll das größte China-Restaurant von Berlin-Brandenburg werden.
Der Standort Teltow sei sehr bewusst gewählt worden, erklärt Geschäftsführerin Huiyan Chen. „Gerade was chinesische Küche angeht, gibt es in Berlin bereits ein riesiges Angebot.“ Chen muss es wissen, sie betreibt bereits das „Ganda“ in Charlottenburg. Und auch der Platz spielt eine Rolle, ein Restaurant über 2 200 Quadratmeter sei in der Hauptstadt ebenfalls nicht leicht zu finden. Chen und ihr Team benötigen so viel Fläche, um ihre Idee eines Veranstaltungs-Lokals umsetzen zu können.
Deshalb stehen abseits des großen Speisesaals auch ein Konferenzraum für etwa 90 Personen und ein zweiter, kleinerer Raum für private Feiern zur Verfügung. Damit sich auch Kinder nicht langweilen, während sich die Erwachsenen durch das Buffet arbeiten, werde zudem noch ein eigenes Kinderzimmer eingerichtet, so Chen. Insgesamt verfügt das Shi Shan über 800 Plätze.Jetzt, zwei Tage vor der Eröffnung, wirkt der Raum, der bis 2008 ein Reichelt-Supermarkt war, trotz seiner Größe sehr behaglich. Rote, graue und orange Polstermöbel ersetzen die Stühle, ansonsten deuten Lampen und Bilder und Tapeten asiatisches Design an. Überladen oder kitschig wirkt hier nichts. Die Gestaltung hat Chen zusammen mit einer chinesischen Innenarchitektin entworfen – in monatelangem E-Mail-Kontakt, denn nach Deutschland kam die Designerin nicht. Eine Besonderheit ist die Schallschutzdecke, durch die es auch bei vollem Betrieb nie zu laut im Lokal werden soll.
Was die künftigen Betreiber in den seit drei Jahren leer stehenden Bau investiert haben, wollen sie nicht konkret sagen aber: „Es war nicht gerade wenig“, so Chen. Die Monatsmiete, die sie an die Deutsche Real Estate zahlen müssten, sei dagegen mit 12 000 Euro im Monat eher günstig. Die Immobiliengesellschaft hatte Anfang der 90er Jahre die ehemalige VEB-Kantine mit dem angrenzendem Büro-Mehrgeschosser von den Investoren Roland Ernst und Claus Wisser erworben. Bis dahin wurde der Speisesaal an Abenden und Wochenenden noch als Kultursaal genutzt. „Daran erinnern sich noch heute viele hier in der Stadt“, erzählt Chen. Mit ihrem Konzept, Essen, Arbeiten und Feiern zu verbinden, knüpft sie somit quasi an die Geschichte des Baus an.
Eine andere Teltower Tradition ist hier noch unbekannt: Teltower Rübchen kennt Gao-Hua Hu, einer der Teamleiter in Chens Personalstab von rund 40 Mitarbeitern, noch nicht. Doch der gebürtige Chinese ist interessiert: Rüben würden auch in der asiatischen Küche oft verwendet. „Ich bin gespannt, wie die regionale Spezialität schmeckt, wenn man sie nach unseren Rezepten zubereitet“, sagt er. Die Karte im Shi Shan werde zwar einen Schwerpunkt auf chinesische Küche legen, daneben aber auch Sushi und andere japanische, koreanische und vietnamesische Speisen anbieten. Auch für Gerichte aus dem mongolischen Teil Chinas gibt es bereits einen eigenen Grill in der offenen Küche. Geplant sei auch, dass die Besucher über Leinwände das Geschehen am Herd verfolgen können, so Hu.
Dass sich genügend Besucher für das Großraum-Restaurant finden, daran zweifelt zumindest Stefanie Herfurth nicht, die sich um das Marketing kümmert. „Das Haus liegt direkt im Gewerbegebiet. Ich kann mir vorstellen, dass viele der 2 500 Menschen, die dort arbeiten, das Shi Shan zum Mittagessen nutzen.“ Ariane Lemme
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