Potsdam-Mittelmark: Teltower Tafel in Eigenregie
Diakonissenhaus und Potsdamer Tafel endgültig entzweit / Lebensmittelausgabe wieder eröffnet
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Teltow - Das Diakonissenhaus Teltow verteilt wieder kostenlos Lebensmittel an Bedürftige. Nach dem Lieferstopp der Potsdamer Tafel organisiert die diakonische Einrichtung den Tafelbetrieb nun selbst. Bisher hatte die Potsdamer Tafel die Aufgabe übernommen, Nahrungsmittel für bedürftige Einwohner zu beschaffen. Doch seit Ende Mai weigert sich der Verein aus der Landeshauptstadt, die Ausgabestelle des Diakonissenhauses in der Potsdamer Straße 34 in Teltow weiterhin zu versorgen.
Die Kritik aus Potsdam: Die Ausgabe in Teltow werde unprofessionell betrieben, es gäbe Hygienemängel und Mitarbeiter würden bestimmte Hilfesuchende bevorzugen. Potsdamer Tafel-Mitarbeiter hätten den Betrieb der Zweigstelle monatelang beobachtet, sagte die damalige Tafel-Chefin Caroline Hasselmann gestern auf PNN-Anfrage. Sie habe den Zustand mehrfach beim Diakonissenhaus beanstandet und das Gespräch gesucht, so Hasselmann. In der Teltower Filiale hätte sich allerdings nichts geändert. Schwester Ulrike Büttner vom Diakonissenhaus weist die Vorwürfe zurück. Niemand würde bevorzugt und der hygienische Zustand sei vollkommen in Ordnung. Erst im März habe das Hygieneamt das Gebäude geprüft. Ebenso wenig wolle man die Leiterin der Ausgabestelle – wie von der Potsdamer Tafel gefordert – austauschen.
Auch die Stadt Teltow teilt die Kritik an der Ausgabepraxis nicht, betonte Sozialdezernent Michael Belkner. Zwar habe es im vorigen Jahr noch Beschwerden gegeben, aber seit Einführung der städtischen Sozialcard Ende letzten Jahres sei das nicht mehr vorgekommen. Mit dem Diakonissenhaus arbeite die Stadt gut zusammen und wolle daher an der Kooperation festhalten. Noch Anfang dieses Monats war der Verein „Rückenwind“ als neuer Träger der Ausgabestelle im Gespräch gewesen. Diese Lösung hatte die Potsdamer Tafel favorisiert. Der Verein, der in der Oderstraße eine Möbelbörse betreibt, habe nun aber Abstand von diesem Projekt genommen.
Das Diakonissenhaus hat mittlerweile mehrere Teltower Bäcker und Supermärkte angeschrieben, künftig überschüssige Waren direkt der Einrichtung in ihrer Stadt zu spenden. Fünf Lebensmittelhändler unterstützten sie bereits, darunter auch Firmen, die zuvor Partner der Potsdamer Tafel gewesen seien. Mit einem Kleinbus der Behinderten-Werkstatt holen nun freiwillige Helfer die Nahrungsmittel regelmäßig dort ab und bringen sie in die Ausgabe des Diakonissenhauses, in der 15 Ehrenamtler arbeiten. Derzeit nutzen jeden Samstag knapp 100 Menschen die kostenlose Lebensmittelausgabe, so Büttner. Vor dem Versorgungsstopp seien es rund 120 gewesen. just/ KiG
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