Potsdam-Mittelmark: Teltower wollen am liebsten eine Kopie
Nachbarn beneiden Kleinmachnower um ihren Rathausmarkt, der gestern eröffnet wurde
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Nachbarn beneiden Kleinmachnower um ihren Rathausmarkt, der gestern eröffnet wurde Von Kirsten Graulich Kleinmachnow. Frischer Aprilwind fegte gestern über den Rathausmarkt im neuen Kleinmachnower Ortszentrum. Nur mal so, „um zu gucken“, schlenderten viele Kunden auf den Eingang der beiden Supermärkte zu. Aber die meisten kamen mit vollgepackten Tüten wieder heraus. Am Zeitungskiosk, schräg gegenüber, wurde fortwährend am Glücksrad gedreht und bei Innova gab''s Schnäppchen gleich vor der Tür. Schon kurz nach Acht standen die ersten Kunden vor dem Friseursalon Andreß. „Seitdem ging es hier gleich richtig los, wir haben alle Hände voll zu tun", freute sich Verena Andreß auch über viele Voranmeldungen. Nebenan in der Eisdiele Cadillac waren schon vormittags fast alle Plätze besetzt. „Die haben hier 200 Eissorten im Angebot", staunte Petra Richtstein und freute sich besonders über das Lakritzeeis, weil sich für sie damit eine schöne Jugenderinnerung verbindet. Vor dem Blumengeschäft stand der Frühling in Töpfen und bunten Sträußen vor der Tür, den viele Kunden gern mit nach Hause nahmen. Großer Andrang herrschte auch in der Buchhandlung von Holger Mehlhardt. Während der Chef noch für Nachschub an Kleinmachnower Bildbänden sorgte, riss die Schlange an der Kasse nicht ab. Stolz präsentierte er den PNN die neue Hörstation, bei der nur das Etikett einer CD unter den Scanner zu halten ist, um dann anschließend Ausschnitte davon über Kopfhörer zu erhalten. Von der Platzmitte tönte schon am Morgen aus Lautsprechern Stimmungsmusik vom BB-Radio. Kurz nach Zehn hatte Bürgermeister Wolfgang Blasig offiziell den Rathausmarkt eröffnet und dabei hoffnungsvoll vom „mediterranen Flair“ der neuen Ortsmitte gesprochen. Herzlich begrüßte er auch das Ehepaar Renate und Peter Grimme aus dem benachbarten Zehlendorf, deren Vater Namensgeber für den Adolf-Grimme-Ring ist. Der ehemalige preußische Kultusminister und spätere Generaldirektor des Nordwestdeutschen Rundfunks wohnte seit 1930 im Ort und wurde wegen seiner Widerstands-Aktivitäten gegen das NS-Regime 1942 verhaftet (PNN berichteten). „Schön ist es hier geworden", stellte Renate Grimme fest als sie über den Platz lief und zu den Fassaden hinauf schaute, wo an einigen Fenstern bereits Gardinen hingen. „Auch dass wir eingeladen wurden, ist schön", sagte sie und ihr Mann nickte. Eine Kindergartengruppe schlängelte sich durch die Besucherströme. „Wir gehen jetzt mal in die Apotheke", erklärte eine Erzieherin und die Knirpse reihten sich erwartungsvoll vor der Tür, aus der Erwachsene mit roten Rosen kamen. Die erhielt jeder Kunde am Eröffnungstag, für die Kinder gab es Luftballons mit einem roten „A“ drauf. Vor dem Brunnen hatte das Sonnenstudio große Kollektoren aufgestellt und bot zehn Minuten Gratisbräune fürs Gesicht. Auf der anderen Seite des Brunnens wurden Würstchen gegrillt, am Getränkekiosk Berliner Pilsner gezapft. „Der Platz müsste mehr ein Raum sein, um einen Treffpunkt zu assoziieren", meinte Bauingenieur Dieter Hoffmann, dass die Gebäude zu dicht stehen. Ein Kleinmachnower Architekt sah das ähnlich: „Ein Platz ist rund oder eckig, aber das hier ist ein Schlauch“. Dagegen bedauerte Waltraud Pacholek aus Teltow: „Schade, dass wir so etwas bei uns nicht haben". Und auch der Teltower Egon Greiner hätte am liebsten "den ganzen Markt mit allen Geschäften eins zu eins nach Teltow kopiert“.
Kirsten Graulich
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