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Potsdam-Mittelmark: Teltows grüne Lunge leidet

Stadt und Anwohner wollen Buschwiesen schützen und weitere Pferdekoppeln verhindern

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Teltow - Grüne Wiesen, rauschende Wälder, kleine Gräben und Äcker, über denen Vögel zwitschern. Teltows Buschwiesen sind die grüne Lunge der Stadt. Ein Naherholungs- und Landschaftsschutzgebiet so groß wie 25 Fußballfelder, ringsherum umbaut von bunten Einfamilienhäusern, kleinen Gartenanlagen und sanierten Plattenbauten. Doch die Idylle trügt: Die Buschwiesen leiden unter immer neuen Pferdekoppeln. Händeringend sucht die Stadt nach einer Lösung des Pferdeproblems. Doch das könnte schwierig werden.

„Schon über 30 Pferde, und täglich werden es mehr“, rechnete der Rentner Horst Lehmann am Mittwochabend im Teltower Rathaus vor. Dort trafen sich Stadtverordnete, Rathausmitarbeiter und Anwohner zur Sondersitzung des Umweltausschusses. Gemeinsam sollte über die Zukunft der Wiesen beraten werden. Der Ärger ist groß: Bretterzäune für immer mehr Pferdekoppeln versperren die Sicht und den Lebensraum der Natur. Pferde haben die geschützte Grasnarbe zertreten, Hasen und Rehe vertrieben. Auf dem Weg zu den Koppeln haben Reiter, die sich nicht ans Durchfahrtsverbot hielten, mit ihren Geländewagen die Ackerwege zerwühlt. Für Fußgänger und Radler ist kaum ein Durchkommen. „Und wir alle schauen zu“, sagt Horst Lehmann.

Der Teltower Rentner lebt bereits seit Jahrzehnten an den Buschwiesen. Gemeinsam mit seiner Tochter betreibt zwar auch er einen Reiterhof – aber im Einklang mit der Natur, wie er betont. „Wenn wir neue Kunden deshalb ablehnen, dann gehen sie eben zum nächsten Hof.“ So kam es, wie es kommen musste, sagt Lehmann. Immer mehr Flächen an den Buschwiesen wurden für immer mehr Pferdekoppeln verpachtet – doch damit soll jetzt Schluss sein.

Um weitere Pferdekoppeln zu verhindern, soll die Stadt Teltow versuchen, die Buschwiesen zu erwerben und zu schützen. So lautet die Empfehlung der Stadtverordneten im Umweltausschuss. Gleichzeitig sollen Anfang des kommenden Jahres Pläne für den Teilausbau eines Wegstückes auf den Wiesen vorgelegt werden. Ein schmaler befestigter Streifen soll so ausgebaut werden, damit Fußgänger und Fahrradfahrer ihre Touren über die Wiesen wieder genießen können. Gleichzeitig soll an die Naturschutzbehörde im Kreis ein Appell ergehen, strenger auf den Naturschutz zu achten. Die Stadt will sich außerdem dafür einsetzen, den Tierbestand und die Schäden an den Wiesen zu erfassen.

Inwieweit Teltow damit dem Problem Herr wird, muss sich zeigen. In der Vergangenheit konnten sich Besitzer von Pferdehöfen an den Buschwiesen vor Gericht erfolgreich gegen Auflagen wehren, ihre Koppeln zu verkleinern. Das sagte Lars Müller vom Bauamt der Stadt im Ausschuss. So war der Landkreis Potsdam-Mittelmark gegen eine Hofbesitzerin vor Gericht gezogen. Sie konnte gleich zwei Prozesse für sich entscheiden. Das wohl auch, weil der Kreis vor Gericht kein öffentliches Interesse an den Buschwiesen angemeldet hatte, so Müller.

Dass solch ein Interesse besteht, das wollen die Stadt, Stadtverordnete und auch die Mitstreiter der Lokalen Agendagruppe nun deutlich machen. Am Mittwoch präsentierten sie mehrere Vorschläge, wie das Landschaftsschutzgebiet zum Naherholungsgebiet für die Teltower und seine Gäste weiterentwickelt werden kann. Trampelpfade könnten eine Schotterdecke erhalten und ein Spazierweg vom geplanten Stadthafen am Teltowkanal durch die Altstadt zu den Wiesen angelegt werden. Infotafeln sollen über das Landschaftsschutzgebiet und seine Bewohner informieren, Bänke, ein Unterstand und Fahrradständer aufgestellt werden. Auch ein Abenteuerspielplatz nahe der Potsdamer Straße sei denkbar.

Die Stadt selbst hat bislang zunächst nur eine Kostenschätzung für den Ausbau des Holland- und des Buschwegs sowie der Verlängerung der Paul-Singer-Straße auf die Wiesen hinaus vorgelegt. Rund 571 000 Euro sind für den Ausbau der drei insgesamt 3,5 Kilometer langen eingetragenen Wege nötig. Auf ihnen soll dann ein Nebeneinander von Reitern, Fußgängern und Radfahrern gelten.

Was konkret von all den Plänen und Ideen umgesetzt werden kann, hängt nun vom Verhandlungs- und Kaufgeschick der Stadt ab. Das weiß auch Rentner Horst Lehmann. „Sie zerbrechen sich den Kopf über ein Problem, das Sie an der Wurzel packen müssen“, appellierte er an die Stadtverordneten. Nur wenn Teltow in den Besitz der Buschwiesen käme, könnten weitere Koppeln verhindert und die Zugänge für Reiter und ihre Pferde eingeschränkt werden.

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