Potsdam-Mittelmark: Templiner Spange belastet Geltow
Zahl der Kraftfahrzeuge würde hier drastisch zunehmen / AG Verkehrskonzept überlegt, sich aufzulösen
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Potsdam-Mittelmark/Potsdam - Mehr Lärm, mehr Abgase, mehr Feinstaub: Die Templiner Spange würde zu deutlich mehr Kraftfahrzeugen in Potsdams Umland führen. Geltow wäre der Hauptleidtragende dieser Umgehungsstraße über den Templiner See. So schlussfolgert die Kreisverwaltung Potsdam-Mittelmark, nachdem sie sich die bunten Grafiken ihres Verkehrsentwicklungsplanes nochmal genauer angeschaut hat.
Das Problem: In und aus den Mündungen der Umgehungsstraße in Pirschheide und am Nesselgrund strömt neuer Verkehr. „Für das südwestliche Kreisgebiet wird sich die Verkehrsbelastung auf der B 1 und der B 2 wesentlich erhöhen“, heißt es in einem Verwaltungspapier, das am Dienstagabend in der „Arbeitsgemeinschaft Integriertes Verkehrskonzept“ diskutiert wurde. Es sei nicht auszuschließen, dass ein Umfahren der A 10 in Richtung Werder (Havel) über die neue Straße zunehmen würde.
Kann die Ortsumgehung Michendorf diese Belastung noch auffangen, so sieht es auf der B1 schwieriger aus: Durch die Templiner Spange würde es in Geltow, das bereits jetzt überlastet sei, zu noch mehr Verkehr kommen.
Beziffern konnte die Kreisverwaltung die Aussagen nicht: Im Verkehrsentwicklungsplan gebe es nur die unterschiedlich dicken Straßenbalken. Das Datenmaterial, das den Grafiken zugrunde liegt, steht dem Landratsamt pikanterweise nicht zur Verfügung. Die Kosten des Verkehrsentwicklungsplans dürften sich im Bereich von 250 000 Euro bewegen, die Netzverknüpfung war Bestandteil der Betrachtung zur Verkehrsentwicklung bis 2015. Für die genaue Analyse der Templiner Spange müsste eine neue Studie her, hieß es von der Kreisverwaltung. Dafür aber gibt es kein Geld mehr.
Wie der Landkreis hatte auch die Potsdamer Stadtverwaltung zur jüngsten Sitzung eine Analyse der verkehrlichen Problemschwerpunkte im Stadtgebiet vorgelegt (PNN berichteten). So lautete auch ein Auftrag der Arbeitsgemeinschaft, der durch Stadtplaner Andreas Goetzmann etwas umgedeutet wurde: In seiner Vorlage tauchten nur die Probleme auf, die aus seiner Sicht durch die Templiner Spange abgemildert werden könnten. Demnach ließe sich die für das Jahr 2015 prognostizierte Verkehrsbelastung um etwa 13 Prozent in der Zeppelinstraße und 44 Prozent in der Breiten Straße reduzieren. Eine schöne Rechnung, die nur aufgeht, wenn auch die Ises gebaut wird.
Die Planung für diese „Innerstädtische Erschließungsstraße“ über die Neustädter Havelbucht zwischen Hauptbahnhof und Bahnhof Charlottenhof ist schon älter. Allerdings gibt es dafür – anders als für die Templiner Spange – keine Finanzierung. Es gibt nicht mal Geld, um das Pflaster zwischen den Tramgleisen der Zeppelinstraße durch Asphalt zu ersetzen – und damit den Straßenlärm zu halbieren, wie es bei der Sitzung hieß.
Unterdessen würde der Bund die Templiner Spange bezahlen, wenn sich die Region einig ist: satte 20 Millionen Euro. Konsens ist deshalb das Ziel der „Arbeitsgemeinschaft Integriertes Verkehrskonzept“ mit Vertretern aus Potsdam und Potsdam-Mittelmark. Die Gegner der Straße argumentieren, dass Risiken und Kosten in keinem Verhältnis zum Nutzen stehen – und wollen auch über Alternativen nachdenken.
Auch nach Anhörung verschiedenster, mehr oder weniger unparteiischer Fachleute sind die Fronten verhärtet. Als der Potsdamer CDU-Stadtverordnete Götz Friederich am Dienstagabend aus offensichtlichen Gründen auch noch einen Arbeitskreisvertreter der Brandenburgischen Ingenieurkammer als Sachverständigen der AG hinzuziehen wollte, kam es zu tumultartigen Szenen. Friederich zog seinen Antrag zurück, „um Schaden von der Ingenieurkammer abzuwenden“.
Einige Vertreter stimmten dem Michendorfer Vertreter Andree Halpap zu, die AG aufzulösen. „Dissens ist nicht ehrenrührig“, so Halpap. Mehrere Abschlussvoten könnten die verschiedenen Ströme deutlich werden lassen. Tumult und Proteste auf Potsdamer Seite! Bei der nächsten Sitzung im Januar will man sich darüber vielleicht nochmal in Ruhe unterhalten.
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